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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0228
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224

SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 39

Wie die Seelsorger geschicket
und was weiß sie die schaf
recht %ü weyden halten
sollen.

Die liebe Christi und der
schaf.

leren, ermanen und bezeugen in der gemeyn und besunders, in der
Kirchen, in heüsern und wa man die leüt dazu ankommen mag°; Und
also das immer suchen, das der glaube und die besserung bei inen
stätigs gefürdert werde, zuneme und wachße. Und dann mit allem ernst
auch die reidigen schaf und bösen falschen bock, von den waren und 5
gesunden schaffen thün und außschliessen, damit solliche ergerliche
leüt nit zu inen auch andere verderben. Und das ist der ander artickel,
den wir auß den Vorgesetzten Sprüchen zu lernen haben,wadurch die
Seelsorger ir vorgesetzet zil erreychen müssen.

Das dritt nun, wie die Seelsorger geschicket und ge- [103 (d 3) a] artet 10
sein, was weiß und maß sie geprauchen müssen, das sie diß ir werck
also verrichten, diß leren uns die Vorgesetzten sprüch auch gar fein
und reichlich. Erstlich müssen sie Christum den Herren gantz hertz-
lich lieb haben, welcherley lieb der herr von Petro fordret, als er im
seine schafflin zu weyden befalche, wie der erste spruch leret. Auß 15
diser Hebe würdt dann sobald volgen auch die rechte liebe zur herd
Christi. Dann zu deren müssen sie ein recht vätterlich und müterhch
hertz haben, wie der h. Paulus gehebt hatt, als er von im selb zeuget
im v. Spruch. Sie müssen nichts dann das heyl der schaffen ansehen und
suchen und disen iren sinn, diß ir hertz mit der that beweisen. Also 20
das die kinder Gottes sehen müssen, das sie nit allein das Evangeli
inen mitzutheylen bereyt und begirig seiend, sunder auch ire eygen
Seelen und leben. Das sie ja zu inen allen hertzenlust und liebe haben p,
wie uns auch der v. Spruch das exempel Pauli fürhaltet. Wo dann eyn
sollich gemüt, liebe und lust zur herde ist, da werden die Seelsorger 25
disen iren dienst freilich auch ungenötigt, sunder selb willig und on
eynig sehen uff allen gewinn oder ehr, sunder mit gantzem güten willen
verrichten, wie S.Peter die eltisten vermanet im anderen Spruch. Und
der h. Paulus uns sein exempel fürstellet im iii. und v. Spruch.

Auß dem würdt dann auch diß gewißlich folgen, das solliche sei- 30
sorger, wa sie es könden und vermögen, gar fil Heber, wie S. Paulus
gethon 389, tag und nacht arbeyten werden mit iren eygnen henden, dann
sie yeman von der Kirchen beschwerlich sein wolten; Könden [103 (d3)
b] und vermögen sie aber sollchs nit und müssen sich des rechts Christi
unsers herren 390, das den gleübigen ye billich unbeschwerlich sein muß, 35
geprauchen, das sie nemlich ire leipHche notturfft von denen schneiden,
welchen sie das geistlich sägenire speiß von denen nemen, an

o) ubicunque hominum alloquendorum copia fit. - p) ut eos summo amore ac
benevolentia prosequantur. — q) ut nimirum necessitatem suam corporalem ab iis
metant, quibus ipsi serunt spiritualia.

389. 1 Thess 2,9; vgl. Erasmus: Ecclesiastes (CI V, 841 B/C).

390. 1 Cor 9,14. 391. 1 Cor 9,11.
 
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