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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0254
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SCHRIFTEN DER JAHRE X 5 3 8—1 5 39

hie irrgemacht sind, dann man gemeint hette, und auch fil weiber - das
ich uff morgen ein predig hie tue von einigkeit der kirchen, habe ich
bewilliget, hoffe, ich wolle desto forderlicher reisen, das ich dennoch
das möge ausrichten, so ich vorhabe. Die ansichtigeste einrede diser
leut ist alle daher, das wir leider so übel haushalten, und mit disem
argument verfuren sie fil leut 11. Der herr wolle uns helfen, das wir
einmal diss argument den teufern und paepstleren wol uflosten, ja
unserm eignen gewissen und dem herren. Warlich es wurde hoch von
nöten sein, das uf dem tag, so E.F.G. angesetzet uf Catharinae 12 von
haushaltung der kirchen mit allem ernst gehandlet werde, und wurde
seer nutz sein, das nit allein die superattendenten, sonder was furnemer
pfarrer sind, uf diesen tage beschickt werden. So mir dann der herre zu
diesem tage auch verhilfet, wille ich dan E.F.G. treulich anzeigen,
wamit ich verhoffe, besserung der kirchen, der teufer und anders halben
zu erlangen sein. Und warlich wue [sic] uns der herr trauet, solle uns
dise besserung zum höchsten angelegen sein; dann wa nicht dis vor
allem bedacht und gesucht, wird aller rat gegen die ruten des herrn, die
sich erzeiget, vergeben sein. Aller rat und hilfe ist vom herren, die sagt
er aber uns zu, wenn wir uns zu im von herzen bekennen.« - Die Einheit
der Kirche und die bessere Handhabung ihrer Zucht, das sollten für
ihn und für die Ziegenhainer Synode das Ziel der Beratungen sein.

Die Ziegenhainer Synode hat am 25. November 13 getagt, ein Proto-
koll ist uns nicht erhalten, wohl aber das Ergebnis ihrer Verhandlungen,
die Ziegenhainer Zuchtordnung, die vornehmlich ein Werk Bucers ist.
Sie weist als charakteristische Elemente das Ältestenamt, die Kirchen-
zucht unter Einschluß des Bannes und die » sakramentliche Ceremonie «
der Handauflegung auf. Alle drei Elemente sind in ihrer Zusammen-
ordnung auf hessischem 14 und weithin auch auf gesamtprotestantischem
Boden 13 verhältnismäßig 16 neu.

ix. Vgl. dazu die Vorwürfe, die die Täufer erhoben, daß die hessische Kirche
keine Kirche sei, da sie keinen Bann übe: Franz IV, Nr. 77, S. 215, 218, 219, 221,
222; Nr. 80, S. 240; vgl. auch Anrich, S. 33.

12. Das ist der 25. November, der Tag der Ziegenhainer Synode; vgl. noch fol-
gende Anm.

13. Vgl. das Ausschreiben Philipps an Erbmarschall Johann Riedesel zu Eisenbach
vom 28. Oktober 1538, auf den 24. November nach Ziegenhain einzukommen. Ein
gleichartiges Ausschreiben ist an Bürgermeister und Rat der Stadt Marburg aus-
gegangen, Franz IV, Nr. 74. Ein Vergleich mit den Generalsynoden zeigt, daß die
Synodalen auf den vorhergehenden Tag einbefohlen wurden, so dürfte die Synode
am 25. November getagt haben.

14. Das hessische Kirchenwesen war zunächst durch landgräfliche Ordnungen
gegründet worden. Durch den Vertrag zu Hitzkirchen (1528) zwischen dem Mainzer
Erzstuhl einerseits und dem hessischen Landgrafen und sächsischen Kurfürsten
andererseits hatte der Mainzer Erzbischof auf alle ihm zustehenden und das Gebiet
der beiden Fürsten betreffenden geistlichen Jurisdiktionsrechte verzichtet. Für Hessen
 
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