DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0267
ZIEGENHAINER ZUCHTORDNUNG
263
heylsamsten dienst und Ampt, so nach dem ampt der leer in der kirchen
sein mag. Und mochte besserlich sein, das solche ehesten, eins theyls
auß des Raths oder gerichts herren, eyns theyls von der gemeyn gewelt
würden 19.
5 Welche Ehesten vor allem ein besonder fleissig auffsehen auff die
prediger haben sollen 20, damit dieselbigen ires Ampts recht auß warten
in | lere und leben, und wo sie das thün, sie vor dem falschen verleumbd- A 5 b
ten trewlich vertheaingen. Wo aber des bei inen mangel erfunden würd,
sollen dise eltesten e daran sein, das f sollichs durch sie oder auch durch 8
10 die Oberkeyt gebessert werde. Und wo die Christliche lere gegen
yemants zuvertedingen oder irrige leut zuberichten oder ettwas anders
wichtigs, von wegen der kirchen zuhandelen, fürfallen würd, so sollen
allweg die Ehesten dabei sein und iren getrewen rath und hilff dazu
nach irem besten vermögen beweisen, damit in der Kirchen alles h desto
15 ordentlicher, vertraweter und zu merer besserung verrichtet werde.
Nun disen Ehesten solle neben und mit den dienern des worts die
gemeyne seel sorg und der hirten dienste 21 in yeden Kirchen auffgelegt
und befolhen werden 1, das sie | nemlich ires besten Vermögens darzü A6a
rathen und helffen, das alle getaufften. Jung und Alt, im Christenlichem
20 glauben und leben zeittig und genügsam geleret und darzü vermanet
und angehalten werden, und wo yemants an disem ettwas fahlet k, das
solchen fahlen auch zeitig und mit rechten 1 fugen, begegnet werde, es
sei gleich“ an der leer oder am leben.
Zum dritten sollen die Ehesten der Kirchen ampt n den dieneren des
25 worts anrichten und daran sein, das alle kinder, wann sie des alters
halben fähig sein mögen, zü den Catechismos 022 geschickt werden.
e) sollen dise ehesten / das sie. — f) das / damit. — g) fehlt: auch durch. — h) in
der Kirchen alles / 4. x. 2. 3. - i) neben und mit... und befolhen werden / in yeder
kirchen uffgelegt und befohlen werden neben und mit den dienern des worts die
Gemeyne seelsorg und der hierten dienst. — k) + dazu helffen. — 1) rechten / guten.—
m) fehlt: gleich. — n) ampt / sampt. — o) Catechismos / Catechismus.
19. Auch in Basel sollten die Ältesten teils aus dem Rat, teils aus der Gemeinde
gewählt werden, vgl. Köhler: Ehegericht I, S. 289. In Kassel hat wahrscheinlich der
Landgraf selbst die Ältesten unter seinen Räten bestimmt, vgl. den Brief B.s vom
27. Dezember 1538 (Len% I, Nr. 22, S. 60, und Maurer, S. 33, Anm. 18), in dem er
den Landgrafen bittet, den Statthalter und den Kanzler zu den Ältesten zu verordnen,
»damit die erweleten nit zur Sachen zu kleinmutig sien«.
20. Zur Zuchtbefugnis der Ältesten über die Prediger vgl. Einleitung, S. 254 f.
Vgl. noch Bellardi, S. 17, und die Parallelen aus Oecolampad, S. 251, Anm. 15.
21. Zum Seelsorgeamt auch der Ältesten vgl. Courvoisier, S. 3 8 f.; Bohatec, S. 45 5 ff.;
und die Einleitung, S. 255.
22. Über die Einrichtung des Katechismus (als Unterricht) für die Jugend anstelle
der römischen Ohrenbeichte vgl. B., Katechismus 1534, bei Reu I, 1, S. 52b; van de
Poll, S. 103, Geffcken, S. 23 fr.
263
heylsamsten dienst und Ampt, so nach dem ampt der leer in der kirchen
sein mag. Und mochte besserlich sein, das solche ehesten, eins theyls
auß des Raths oder gerichts herren, eyns theyls von der gemeyn gewelt
würden 19.
5 Welche Ehesten vor allem ein besonder fleissig auffsehen auff die
prediger haben sollen 20, damit dieselbigen ires Ampts recht auß warten
in | lere und leben, und wo sie das thün, sie vor dem falschen verleumbd- A 5 b
ten trewlich vertheaingen. Wo aber des bei inen mangel erfunden würd,
sollen dise eltesten e daran sein, das f sollichs durch sie oder auch durch 8
10 die Oberkeyt gebessert werde. Und wo die Christliche lere gegen
yemants zuvertedingen oder irrige leut zuberichten oder ettwas anders
wichtigs, von wegen der kirchen zuhandelen, fürfallen würd, so sollen
allweg die Ehesten dabei sein und iren getrewen rath und hilff dazu
nach irem besten vermögen beweisen, damit in der Kirchen alles h desto
15 ordentlicher, vertraweter und zu merer besserung verrichtet werde.
Nun disen Ehesten solle neben und mit den dienern des worts die
gemeyne seel sorg und der hirten dienste 21 in yeden Kirchen auffgelegt
und befolhen werden 1, das sie | nemlich ires besten Vermögens darzü A6a
rathen und helffen, das alle getaufften. Jung und Alt, im Christenlichem
20 glauben und leben zeittig und genügsam geleret und darzü vermanet
und angehalten werden, und wo yemants an disem ettwas fahlet k, das
solchen fahlen auch zeitig und mit rechten 1 fugen, begegnet werde, es
sei gleich“ an der leer oder am leben.
Zum dritten sollen die Ehesten der Kirchen ampt n den dieneren des
25 worts anrichten und daran sein, das alle kinder, wann sie des alters
halben fähig sein mögen, zü den Catechismos 022 geschickt werden.
e) sollen dise ehesten / das sie. — f) das / damit. — g) fehlt: auch durch. — h) in
der Kirchen alles / 4. x. 2. 3. - i) neben und mit... und befolhen werden / in yeder
kirchen uffgelegt und befohlen werden neben und mit den dienern des worts die
Gemeyne seelsorg und der hierten dienst. — k) + dazu helffen. — 1) rechten / guten.—
m) fehlt: gleich. — n) ampt / sampt. — o) Catechismos / Catechismus.
19. Auch in Basel sollten die Ältesten teils aus dem Rat, teils aus der Gemeinde
gewählt werden, vgl. Köhler: Ehegericht I, S. 289. In Kassel hat wahrscheinlich der
Landgraf selbst die Ältesten unter seinen Räten bestimmt, vgl. den Brief B.s vom
27. Dezember 1538 (Len% I, Nr. 22, S. 60, und Maurer, S. 33, Anm. 18), in dem er
den Landgrafen bittet, den Statthalter und den Kanzler zu den Ältesten zu verordnen,
»damit die erweleten nit zur Sachen zu kleinmutig sien«.
20. Zur Zuchtbefugnis der Ältesten über die Prediger vgl. Einleitung, S. 254 f.
Vgl. noch Bellardi, S. 17, und die Parallelen aus Oecolampad, S. 251, Anm. 15.
21. Zum Seelsorgeamt auch der Ältesten vgl. Courvoisier, S. 3 8 f.; Bohatec, S. 45 5 ff.;
und die Einleitung, S. 255.
22. Über die Einrichtung des Katechismus (als Unterricht) für die Jugend anstelle
der römischen Ohrenbeichte vgl. B., Katechismus 1534, bei Reu I, 1, S. 52b; van de
Poll, S. 103, Geffcken, S. 23 fr.