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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0285
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KASSELER KIRCHENORDNUNG

281

nit halten würdt, im Sommer zu Sechssen und im Winter zu Sieben des
morgens angehaben und mit der stunde alles beschlossen werden, uff
daß die leut, so darzu andacht haben, auch in die ander kirchen, darin
man das heilg Abentmal halten sol, kommen mögen, Und die, so zu
5 dem H. Nachtmal gehn wöllen, ir kind und | gesind in ander iren predig 11
schicken. In der pfarr aber, in der° man das heilige Abendtmal halten
wilP, sol man also leütten, das der prediger eygentlich uff die CantzeU
gehe, wann es im Sommer sieben und im Winter acht schiegt, und sol
dise predige in allen pfarren auß den Evangelisten geschehen, deren
10 jeder pfarher ein für sich nemen und den selbigen nach ordenunge, wie
auch bei den alten in der Kirchen der brauch gewesen 10, dem volck
außlegen und es q darauß leren und vermanen sol r, ein stunde, nach dem
jedes mal der feel und mängel bei dem volck erkant und zu bessern sein
werden s.

15 Nach mittag zu zwölff uhren sol der Capellan uff der Altenstatt ein
predig thun und in der selbigen das Sonntäglich Evangelium erkleren 1. |

Von dem Catechismo oder Kinderbericht.

Weil bei jungen und alten der Catechismus 11, das ist rechter verstandt
der Zehen gebot, der Articul unsers heiligen Christlichen glaubens, des
20 gebets, so unß unser Herr Christus gelert hat, und der heiligen Sacra-

n) Und die so ... iren predig / oder jhe das gesind darein. - o) in der / da. -
p) wil / sol. - q) es / sie. - r) sol, / auf. - s) + Von der Mittags predigung. -
t) ein predig thun... erkleren / zun brüdern das Sontaglich Evangelion dem volck
erkleren mit vor und nachgehendem geseng und gebet.

8. Johannes a Campis hat schon als Mönch und Lesemeister der Karmeliten (vgl.
Dersch, S. 94) im Brüderkloster Predigtgottesdienst gehalten, vgl. Sohm, S. 45. Wie
weit die Form des Predigtgottesdienstes, der wahrscheinlich stark von den Horen
beeinflußt ist, im ausgehenden Mittelalter auch über Kassel hinaus in Hessen verbreitet
war, ist unsicher (vgl. Waldenmaier, S. 18 ff.).

9. B. hatte schon 1533 (vgl. Waldenmaier, S. 72, Anm. 5) vorgeschlagen,
den Gottesdienst von der Kanzel aus zu handeln; vgl. auch DietS. 445;
Diehl: Zur Geschichte des Gottesdienstes. S. 94f. Nach der Kasseler Ordnung
soll der ganze Gottesdienst mit Ausnahme des Abendmahls von der Kanzel aus
geschehen.

10. Vgl. etwa Justin: Apologia I, 67; MSG 6, 429; Corpus Apologetarum Christi-
anorum I, S. 184L Während die Psalmen, die Episteltexte und die Apostelgeschichte
den Wochentagsgottesdiensten zugewiesen werden (vgl. oben), sollen die Evangelien-
texte an den Sonntagen ausgelegt werden und zwar am Vormittag als lectio continua,
am Mittag im Anschluß an die Perikopentexte; vgl. G. Kun^e: Die gottesdienstliche
Schriftlesung I. 1947. S. i29ff.

11. Zur Neueinrichtung des Katechismus vgl. die Ziegenhainer Zuchtordnung,
S. 263. Als Katechismusbuch fügt der Erfurter Druck den Kasseler Katechismus bei,
vgl. S. 239.

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