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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0298
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539

294

So haben auch die Keyserlichen rechte gar schwere straffe gesetzt sol-
chen Verächtern der Religion 61. Weil aber ye leider solche Verachtung
des Heiligen Sontags und aller Feste bey unß so grob eingerissen, so
wolten wir, daß der gröste ernst, erstlich den heiligen Sontag in seine
rechte haltunge zu bringen, angekert würde, damit man demnach auch 5
andere besserliche Feste recht halten künde, Wissen aber der halben
E 8 b noch zur zeyt nicht auff sonder | lieh feier über den" Sontag, die heiligen
Weihenachten, Osteren und Pfingsten zu dringen. Noch v so sollen die
Prediger, wann die tage gefallen, an denen die Kirche die herrliche
gedechtnusse der fürnemen wercke unser erlösunge gehalten, solche 10
Historien auß Götlicher geschrifft auff dieselbigen tage mit allem ernst
fürtragen, Auch das volck, darzu zukommen, auff das fleissigest zuvor w
vermanen. Deßgleichen auch auff der Apostlen fest und der vornemen
martrer beschehen* sol. Doch über die zeit der versamlung zum Wort
und gebet sol man zu dem müssiggang, weil der noch so übel angelegt 15
würdt, die leut nit dringen. |

F 1 a Von besonderen betetagen.

Allen Monat sol man einen tag fürnemen, darzu man das volck, fleissiger
zukommen, ernstlicher weiß vermanen y sol, und da ein gemeyn erma-
nunge zur büsse thun, mit ernsten ermeldunge 2 der Rüte Gottes, so a 20
uns zum teyl schon b zügeschickt, zum theyl c noch warlich geträwt
werden d. Nach sollicher predigung sol man 6 das volck zum gebet,
Almüsen und rechtem Fasten trewlich vermanen. Und nach dem ein
jeder bei ime selbst gebettet für die fürgehalten notturfft, sol der
Pfarher ein gemeyn Collect zu teutsch verlesen, darin sollich gebet 25
ordentlich summiert werden 1, Und die gemeyne nach dem gesang, daß
Fib sich darzu reimet, und segen lassen hin|gehen. Solche gebet tage, wo
grösser not und anfechtungen fürfielen, sol man offter halten 802.

u) + heiligen. - v) Noch / Idoch. - w) zuvor / auff der Cantzel. — x) besche-
hen / geschehen. - y) vermanen / ermanen: — z) ermeldunge / meldung. — a) fehlt:
so. — b) fehlt: schon. — c) + auch. — d) warlich geträwt werden / künfftig warlich
drawende. — e) Nach solicher predigung sol man / und nach der predig. - f) wer-
den / werdt. - g) Zusatz vgl. Anlage 8.

61. Vgl- Codex Justinianus III, 12. Ed. P. Krüger, 1877. S. 247fr. C.Irmischer:
Staats- und Kirchenverordnungen über die christliche Sonntagsfeier. Abt. 1,2. 1839.
1840.

62. Der Erfurter Druck fügt hier einen Gebetszyklus ein, der auch von den späteren
hessischen Ordnungen übernommen wurde (vgl. etwa Sehling VIII, S. 262).

Die Gebete sind sämtlich anderen Ordnungen entlehnt:

1. »Allmechtiger Herr Gott, himlischer Vater, der du nicht lust hast ...«. Das
Gebet entstammt der Messe am Sonnabend vor Reminiscere (Drews IV/V, S. 50, 58)
 
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