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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0328
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SCHRIFTEN DER JAHRE I538-I539

324

Jakob Sturm dürfte den Kanzler Feige auch in dieser Frage an
Martin Bucer verwiesen haben, der am 23. August 1538 ohnehin dem
Landgrafen die Zusage gegeben hatte, wegen der Täuferfrage nach
Hessen zu kommen 12, wo er Mitte Oktober dann eintraf 13.

Vielleicht hat der Kanzler Feige bereits während der Verhandlungen
mit den Täufern dem Straßburger Reformator auch die Frage der
Behandlung der Juden vorgelegt, wobei er ihm dann gleichzeitig jene
sieben Artikel eines Vorschlags, wie man die Juden behandeln könne,
zur Begutachtung übergeben hat. Diese Artikel sind von Bucer seinem
»Ratschlag« vorangestellt worden 14. Sie waren höchstwahrscheinlich
von Vertretern der hessischen Juden entweder der Kanzlei in Kassel oder
dem Landgrafen selbst übergeben worden. Dafür spricht nicht nur,
daß Bucer selbst im »Ratschlag« von den Artikeln, »so die juden, wie
man sie halten soll, vbergeben haben 13«, schreibt, sondern auch die
Ähnlichkeit, die diese Artikel mit jenen Grundsätzen haben, die Josel
von Rosheim im Jahre 1530 dem Augsburger Reichstag zur Frage der
Behandlung der Juden vorgelegt hatte 16. Allerdings wird man mit W.
Maurer die beiden letzten Artikel ihres Inhaltes und ihrer lapidaren
Fassung wegen als Zusätze der Kanzlei ansehen dürfen, mit denen
sie den Bedenken der hessischen Theologen gegenüber einer Duldung
der Juden zu begegnen suchte 17.

Im 18. Jahrhundert siedeln sich vereinzelt wieder jüdische Familien in Straßburg
an, bis die allgemeine Emanzipation ihnen auch in dieser Stadt das Wohnrecht
wiedergibt. Vgl. im einzelnen U. Crämer: Die Verfassung und Verwaltung Straßburgs
von der Reformationszeit bis zum Fall der Reichsstadt (1521—1681). Frankfurt am
Main 1931. S. 103. - A. Fürst: Die Juden im Elsaß. Erlangen 1878. — A. Glaser:
Geschichte der Juden in Straßburg von der Zeit Karls des Großen bis auf die Gegen-
wart. Straßburg 1894. - I.Loeb: Des Juifs ä Strasbourg depuis 1349 jusqu’ä la
Revolution. Versailles 1897. — R. Reuß: Les Collectanees de Daniel Specklin.
Fragments des anciennes chroniques d’Alsace. Bd. II. Straßburg 1890. Nrr. 1365,
1378, 1420fr., 1688, 1713. - L. Spach: Die Israeliten im Elsaß. Straßburg 1871. -
S. Stern, a.a.O. S. 122.

12. Vgl. Len%. I, S. 45. Der gan^e Brief — Lenz kürzt am Eingang und Schluß - ist
abgedruckt in den Handschriftenproben II, Tafel 59. Vgl. auch B.s Brief vom
20. September 1538 an den Landgrafen, Len% I, S. 45 f. B. hat alle Einladungen
Philipps, nach Hessen zu kommen (nach Marburg 1529, nach Kassel 1534), über
Jakob Sturm erhalten. Vgl. auch Lenz I, S. 45, Anm. 1.

13. Vgl. Jakob Sturm an den Landgrafen am 11. Oktober 1538: »Her Martin
Butzer reit uf heut us zu e.f.g. ...« (Pol. Cor. II, S. 522).

14. Vgl. unten, S. 342 f.

15. Vgl. unten, S. 347. Vgl. auch Len% I, S. 55, und W. Maurer, a.a.O. S. 36.

16. Eine gleichzeitige Abschrift dieser Artikel befindet sich im Straßburger Stadt-
archiv, G. P. U. Nr. 174. Ganz abgedruckt hat sie L. Feilchenfeld, a.a.O. S. 153—159.
Auch S. Stern, a.a.O. S. 98 ff. bietet ausführliche Auszüge.

17. Vgl. W. Alaurer, a.a.O. S. 36.
 
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