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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0436
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43 2 SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9

kirchen gleich wol beraubet, der kirchendienst verlassen, die armen
herden Christi den wolffen 11 in die hend gegeben und der almechtig
Gott auffs grausamest erzürnet.

Pro.: Nun es ist ja nit anders und were doch diser Sachen leicht zu
helffen, wan° wir Deutschen allein auff Got? und gemeine wolfart unser
Nation getreulich sehen wolten. Nachdem aber unsere q heüpter mit dem
Bapst noch sovil zu thün r haben auß mancherlei Ursachen und derselbige
solch güte s ordnung, als ich förcht, nicht 4 erleiden mage. So werden
wir sie auch vor im schwerlich bekommen mögen, Dan u wir selb auch
deren leüten keinen mangel haben, die es lieber letz 63 dan v recht sehen,
und dan w auch deren vil, die gar umb eins* kleinen Vorteils willen
dorffen? ir gantz 2 Vaterland in die a aller schentlichste und schedlichste
dienstbarkeit füren helffen.

Secre.: Wolan, nun sehen wir doch wol, wie schwerlich uns der liebe
Gott durch den Türcken und sunst trewet 64, auch wie er daneben uns
durch so helle Offenbarung seines seligen Evangelii und sunst auch
durch onzeliche gütthaten zu sich rüffet und zur büß anreitzet. Wollen 6
wir nun mutwillig uns und unsere nachkomen c so gar in entlichs und
ewiges d verderben füren, so seie es Gott hertzlich e geklaget. |

F 1 a Eynmal werden wir seinem wort nit stattgeben und den kirchendienst
nach demselbigen reformieren, so werden wir nimmermehr zu warem
friden und eynigkeit under uns selb kommen, wie die Kai. Maj. selb
erkennet. Solte dann unser Reich nit auch zergohn f, wann es in sich
selb also zertrennet ist und das ob der Religion und dem dienst Gottes,
Welche die aller verderblichste trennung ist? Ja, solte® nit der gerechte
Gott allen jamer über uns füren, wie er etwan den juden und dann auch
den Christen in gantzem Orient und kriechenland 6 gethon hat, wa wir
wolten seine so reiche genad immer also trotzlich 1 verachten und ver-
folgen ?

Der kirchen dienst muß Derhalben ist Gott wol zü bitten, das er unseren fürsten und Oberen
v°r allem von zeitlichen verstand und hertz gebe, das sie die zeit ihrer heimsuchung nicht) ver-
geschefftengesonderetund^ jassen uncj Weder Papst noch die ihren verhinderen 6 lassen an dem,

das sie vor allem versehen, das der dienst der seelsorge wider nach dem
wort und willen des Herren in den kirchen angerichtet werde. Dazü
allweg vonnöten sein würt, das er nit allein von aller regierung, land
und leuten, sonder einmal auch von allen eusseren geschefften entlediget

n) wölffen B. — o) wann B. - p) Gott B. — q) unser B. — r) thon B. — s) gut B. -
t) nit B. - u) Dann B. — v) dann B. - w) dann B. - x) fehlt B. — y) dörfften B. —
z) gantzes B. - a) den B. — b) Wöllen B. — c) nachkommen B. - d) ewigs B. —
e) hertzliche B. - f) zergahn B. — g) sollte B. — h) Griechenlande B. — i) trutzlich
B. - j) nit B. - k) verhindern B. - 1) Marginalie fehlt B.

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63. Verkehrt.

64. Drohen.
 
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