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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0474
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47°

SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539

Wer das Concilium

berufen hab.

M 2 b

worden ist, als irs e euch vorbilden, ob ich wol nit abred bin 132, der
frid hatt unser Religion dennocht £ etwas gefordret®.

Pr.: So mein ich auch, und nemlich weil diser frid so lang weret.

Sec.: Das klaget euch selb, Lieben herren von der geistlichkeyt, die
ir kein recht frei Christlich Concilium leiden mocht. Ir wolt keins mit 5
ernst beruhen und wolt auch nit zügeben, das K. M. eins beruhe, so
ir doch wol wisset, das die allgemeinen Concilien vom grossen Constan-
tino an bis h uh 1 den Heinrichum quartum, welcher der erst gewesen,
den ewerei Päpst k mit gewalt undertrucket haben, allein von Kaiseren 1
beruhet und angeleitet worden sind 133. Das auch alle heilige vätter und 10
Bischöve solichs m den Kaiseren 11 allein züstehn 0 erkennet Und, wann
der kirchen solcher? Concilien vonnöten, all weg die Kaiser dieselbigen
zu beruhen gebetten haben.

Ed.: Ist das war ?

Sec.: Mein herr Probst, und ein jeder, der die historien gelesen, weis'i 15
wol, das es war ist. Und wie solte es auch anjders gehalten worden sein,
da recht noch recht wäre? Leret doch das die natur, das die allein, so
in jedem reich, land oder Stadt den höchsten gewalt haben über alle
seelen, die grossem Concilia und versamlungen von den höchsten und
gemeinisten Sachen, wie die Religion Sachen seind, in solchen iren 20
reichen, Landen oder Stetten beruhen und halten sollen. Wa nun dises,
das die fürsten und obristen 1 heupter jeder reichen s und landen war
christliche concilia beruhen und halten, den kirchen Christi jhe von-
nöten gewesen, ist es jetzund, weil der geistlich standt so schwerlich
verfallen ist, zum höchsten vonnöten. Dann sollen die hirten beidten I33a, 25
den schafen radt zu finden, wie sie die vor den wölfien redthen, bis 1
die wölh sich darob berathen und solichs u zu wercken bringen, So
würdt es den schafen vil zu lang werden.

Pro.: Nit so spitzig, herr Secretari.

e) ihr es B. — f) dannocht B. — g) gefordert B. — h) biß B. — i) auff B. -
j) eüwer B. — k) Bäpst B. — 1) Kaysern B. — m) sollichs B. — n) Kaisern B. —
o) züstehen B. — p) sollicher B. — q) waißt B. — r) Obersten B. — s) Reychen B. —
t) biß B. — u) solliches B.

132. Obwohl ich nicht bestreite ...

133. Alle acht ökumenischen Konzilien wurden von den römischen bzw. ost-

römischen Kaisern einberufen, das erste 325 von Kaiser Konstantin nach Nicaea,
das achte (869-870) von Kaiser Basilius I. nach Konstantinopel. Seitdem die Pseudo-
Isidorischen Dekretalen durch Papst Nikolaus I. anerkannt worden waren, galt
es als römischer Rechtsgrundsatz, daß alle größeren Synoden nur mit päpstlicher
Einwilligung stattfinden konnten. Im Investiturstreit wird die Frage der Konzilien
ausgiebig erörtert, die Anhänger Gregors VII. lassen nur das päpstliche Konzil
gelten, die Verteidiger Heinrichs IV. bestehen auf der Berufung der Allgemeinen
Konzilien durch den Kaiser. Vgl. C. J. v. Hefele: Conciliengeschichte. Bde. 1-5.
1873fr. - H.Jedin: Kleine Konziliengeschichte. 1959. S. 39fr. 133a. Warten.
 
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