Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0479
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
NÜRNBERGISCHER FRIDESTAND 475

nit mer recht, das man ein jede sach für ir ordenlich gericht weise?
Wollen dann die assessores am Cammergericht dise so wichtige hendel
unser christlichen Religion richten ?

Pro.: Nein! dis h geben sie selb den Conciliis zu. Weil aber die Con-
5 cilia dise Sachen schon gerichtet haben, so wollen sie die anrüffenden
Stend bei derselbigen erkantnüs und ordnung handthaben und deren
frevel und gewalt mit iren gerichtlichen processen begegnen, die solche
stende und personen des entsetzen wöllen, des sie so in langem besitz
sein. De possessorio, non petitorio wollen sie sich einlassen.

10 Sec.: Lieber mein herr Probst, wissen dann dise | leut auch, was die
heiligen Concilien erkennet, beschlossen und geordnet haben?

Pro.: Nun, sie wissen, was sie wollen, so gehn 1 sie uffi den besitz,
die geistlichen seind nun so fil hundert jar in der rechten, das alles
urtheil über die lere k, ceremonien, Zucht und guter der kirchen den 1
15 ordenlichen bischöven, ertzbischöven und Papst m zustande, Und das
keinen anderen geistlichen oder weltlichen in disen dingen gepüre, etwas
wider der Ordinarien erkantnüs und willen fürzünemen.

S.: Alle weit schreiet 11 von diser besitz, den die geistlichen im gewalt
über die kirchen haben sollen und dem spolio 140, das sie in dem von
20 uns leiden. Wie fein aber, ja wie not were es, das man in solchen 0 hohen
gütlichen Sachen, die unser aller ewigs heil so ernstlich belangen, doch
etwas bas darauff sehe und bedechte, was man redteP. ir sagU, mein
herr Probst, die geistlichen seien im besitz des gewalts, des sie sich
anmassen über die lere, sacramenten oder ceremonien 1, Zucht und guter
25 der Kirchen, das inen in disen Sachen niemand anders etwas einzütragen,
sonder sie allein alles nach irem gefallen zu schaffen und zu verrichten
haben.

Pro.: Nit nach irem gefallen, sonder wie recht ist.

Se.: Wann sie es aber anders dan s recht machen, wie sie es leider nun
30 etlich hundert jar seer onrecht gemacht haben, wer solle 1 sie da u rich-
ten? Wer solle den armen kirchen helffen? Muß man umb dises ange-
maßten besitz willen Zusehen, das die kirchen Christi so jemerlich
verergret T und zerstöret werden, | das inen die genanten w geistlichen
lere, sacramenten und die zucht Christi imer x verkeren?? die Armen
35 seien, für die der herre sein blüt vergossen, so erschrocklich 2 verderben
und zu dem allen das erbe des gecreützigten misbrauchen und ver-
schwenden?

h) diß B. - i) geend B. - j) auff B. - k) leer B. - 1) die ordenliche B. - m) Bapst
B. - n) schreit B. - o) sollichen B. - p) redet B. - q) saget B. - r) oder über die
ceremonien B. — s) dann B. — t) soll B. — u) dann B. — v) verergert B. — w) ge-
nannten B. - x) immer B. — y) verkeret B. — z) erschrockenlich B.

N 2 a

Nab

140. Beraubung.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften