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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0522
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SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9

Der bei ihm immer wiederkehrende Gedanke der großen Bedeutung der
Schulen sowohl für die Kirche als auch für den »gemein nütz«, für den
geistlichen und weltlichen Beruf, begegnet durchgängig auch hier 6.
Vor allem wird auch in diesem Brief Bucers die stets in seinen Schulgut-
achten vertretene Auffassung zum Ausdruck gebracht, das ehemalige
Klostergut für Schul- und Vorlesungszwecke - neben dem Gebrauch
für das Almosen - zu verwenden. »Dann die alten kloster sien schulen
vnd einer ganzen landtschafft trost gewesen, ee dann das babstumb so
starck ingerissen ist«, so lautet hier die Formulierung des von Bucer
gerne gebrauchten Gedankens 7.

Der Berner Rat hatte bis zu dem Brief Bucers und Capitos noch gar
keine Klostergelder für Schulzwecke herangezogen 8; erst dieser Brief
hat dem vorsichtigen Berner Rat in dieser Frage Mut gemacht?, und
schon in der Vorrede vom 18. April 15 34 zu seinem Epheser-Kommentar
berichtet Megander, daß der Berner Rat »aus Klöstern und Stiften
Schulen macht« und sie zu ihrem ursprünglichen Nutzen zurück-
führe 10.

Die zweite Bedeutung des vorliegenden Briefes besteht darin, daß
in ihm dem Berner Rat die Berufung Simon Sulzers nahe gelegt würde,
der 1530 in Straßburg bei Bucer, Capito und Bedrotus die Vorlesungen
besucht, dann in Basel weiterstudiert und dort bereits Präfekt des
Collegium sapientiae geworden war 11. Der Berner Rat wollte Sulzer
zunächst als Prediger berufen; auf Bucers und Capitos Rat hat der Rat
dann doch am 29. November 1533 »Simon Sulzer für ein lector ange-
nommen« 12. Sein Wirken ist für das Berner Schul- und Kirchenwesen
bis zu seinem Fortgang am 23. April 1548 entscheidend gewesen. Das
Berner »Collegium« für Theologen, die Schulen selbst und auch die
Vorlesungen hat er maßgeblich auf- und ausgebaut. Im » Collegium zun
Barfüssen« war er der Leiter 13.

In mehr als einer Hinsicht sollte damit der vorhegende Brief »für die
Ordnung des Berner Schulwesens« von grosser Bedeutung 14 sein.

6. Vgl. auch oben, S. 505.

7. Vgl. oben, S. 507 und S. 523, Anm. 7.

8. A. Fluri, a.a.O. S. 167.

9. Vgl. besonders ebd. S. 180.

10. Ebd. S. i8of.

11. Vgl. die biographischen Notizen über S. Sulzer ebd. S. 178!.; vgl. ebenfalls
unten, Anm. 14, zum Text des Briefes.

12. O.E. Strasser, a.a.O. S. 130, Anm. 3.

13. Vgl. A. Fluri, a.a.O. S. 182ff.

14. O.E. Strasser, a.a.O. S. 101. In ähnlicher Weise hat auch das nach Bern gerich-
tete Straßburger Schreiben zur Täuferfrage vom 8. Februar 1533 einen Einfluß auf
die Berner Ordnung der Täuferangelegenheiten ausgeübt, vgl. ebd. S. 64. Das Schrei-
ben ist jetzt abgedruckt in den Täuferakten, Bd. 8, Nr. 355.
 
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