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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0523
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SCHULGUTACHTEN

5*9

Den edlen, gestrengen, erenuesten, frummen, fürsichtigen, wisen
Schultheiß vnd Rhat der löblichen statt Bern, vnseren jn sunders
genädigen fürgeliepten Herren.

Merung der genadenn Gottes jnn der erkantnüß Christi Jesu, vnsernn f° !t
5 willigenn, geflissenn dienst züuor, edel, gestrenge, ernuest, frumm,
fürsichtig, wise, jn sunders genädigen lieben Herren. Wir beide, als
den Gots eer by euch vnd wolfart vwer 1 loblichenn regierung angelegen,
haben for uwer 2 hohen wyßheit gar ernstlich angezeygt, wie nütz vnd
notwendig zu Christlicher vnd Gotseeliger regierung sie 3, das die arme
io jugheyt jn der leer vnd güten sitten wol vnd recht vfferzogen werde, so
leider sunst gar verdirbt vnd jn alle laster abfeilet. Auch, das nit wol
bestand sien vnd pliben möge jn der leer, wo nit ettlich besunders für
anderen zu der leer gefürdert vnd erhalten werdenn.

Deßhalb dan V. G. 4 wol vnd recht gehandelt, das jr die klöstergüter
i5 zürn teil vff knaben, so jn der leer sollen vfferzogen werden, verwenden.

Wir hoffen, jr werden fürfarhen vnd hienoch mehr erhalten, dann vwer
landtschaft groß ist, vnd man bedarff viler lüt. Auch geraten nit alle,
so schon zür leer werden angehalten. So bedarffe man auch jn der zeit-
lichen regierung geschickte lüt. Vnd will aber der befelh Gottes ettlich
20 fürtrefflich herrlich lüt vnd gantz gesunde menschen haben. Dann vil
dran gelegen ist, vnd ein vnwiser 5 oder böser mensch grossen schaden
thün möchte, wie das Sprichwort sagt: Man soll nit narren vber eyer
setzen, sie zerbrechen sie 6. Drumb ist not, das man vil vffzüge, damit
ettlich gerathen, vnd die gütwilligen der bösen fürnemen brechen mögen.

25 Dazü gehört das klostergüt zürn teyl.

Dann die alten kloster sien schülen vnd einer ganzen landtschafft trost
gewesen, ee dann das babstumb so starck ingerissen ist 7. Also, das die
leer vnd zücht darin getriben, die armen erhalten vnd jn fürfallenden
nöten gemeiner nutz von den klostergütern sich reichlich bewaret vnd
30 fürsehen hatt. Also, das geistlichen rechten ingeleibt, das jn Collegien
vnd versamlungen die Jugheyt gelert, den armen geholffen vnd jn
gemeiner not land vnd leüt errettet werden, mit gut anzeig, das kilchen-
güter jn obgemelt dry geprüch zü teilen sien.

Nün sien aber vwer knaben vff besundere schülen durch V. G. landt-

1. vwer=mhd. iuwer=euer. B. paßt sich in seiner Schreibweise den Empfän-
gern in Bern an.

2. Euer.

3. Sei. Der Schreiber hat »sei« und »sein« durchgehend »sie« und »sien« ge-
schrieben.

4. Vwer (= Ewer) Gnaden. 5. Ungebildet.

6. Vgl. dazu Wander III, Sp. 891, Nr. 309 und 319.

7. Vgl. dazu auch die anderen Gutachten und Eingaben, S. 523, Anm. 7.
 
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