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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0527
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SCHULGUTACHTEN

523

1. Das besondere Interesse richtet sich dabei auf die Vorlesungen,
wobei alle einzelnen Gebiete durchgegangen werden und die verschie-
denen Mängel gezeigt und Mittel zur Besserung vorgeschlagen werden.

2. Das zweite Anliegen ist der Vorschlag zur Errichtung eines Internats
sowohl für förderungsbedürftige als auch für wohlhabende Schüler im
ehemaligen Augustinerkloster, wobei nun im einzelnen die Möglich-
keiten der Finanzierung des Projektes aus den Einnahmen der Klöster
dargelegt werden 6. Im Zusammenhang der Unterbringung des Internats
im Augustinerkloster begegnet dann auch wieder in neuer Variation
jener Grundgedanke Bucers, daß die Klöster und Stifte ursprünglich
vor allem Schulen gewesen seien 7. Für die Stipendiaten wird eine
Prüfungskommission, bestehend aus den Scholarchen, zwei Predigern,
zwei Professoren und zwei Schulmeistern, vorgeschlagen. Auch die
Nichtstipendiaten sollen von den Scholarchen, einem der Visitatoren
und einem Professor vor der Aufnahme geprüft werden, »damit aber
auch nit vnkraut vnder dem weissen [Weizen] on nöt gesehet wurde 8«.
Grundsätzlich geht es um »soliche ingenia«, »die beide zu frombkeit
vnd künsten recht geschickt vnnd geubet seien, dann wa die beiden nit
bei einander, were müh vnnd kost verlorenn 9«.

3. Das dritte Anliegen schließlich ist die Errichtung des Internats für
die Schüler der zukünftigen »Schulstiftung«, an der sich auch Straßburg
beteiligen soll. Als Ort dieses Internats werden das Wilhelmer-Kloster,
ebenfalls das Augustinerkloster vorgeschlagen.

Das Gutachten ist so aufgebaut, daß das eigentliche Hauptanliegen,
nämlich die Schulstiftung, ganz an den Schluß gestellt worden ist. Unter
der Hand wird dieser Gegenstand dazu benutzt, nicht nur die Errich-
tung von Internaten und den Ausbau der Vorlesungen zur Sprache zu
bringen, sondern - ohne direkt genannt zu werden - verbirgt sich hinter
den vielen Einzelheiten des Gutachtens der Plan einer Straßburger
Universität. Schon der Hinweis auf die Universität Wittenberg und
Marburg zu Beginn des Gutachtens läßt diesen Gedanken erkennen,
vor allem aber die Vorschläge zu den verschiedenen Vorlesungen, die
darauf hinzielen, »das man dan zu allen faculteten den grund satt legen
konde ... I0«.

6. Vgl. auch im einzelnen die »Erleütherong«, Bd. 2, S. 402, 29 ff.

7. »So weiß man ie wol, wa zü die Klöster erstlich gestifftet seind«, vgl. auch
Bd. 2, in der »Erleütherong«, S. 404, und in B.s Gutachten für Ulm (S. 507) und
Bern (S. 518). Ähnlich schreibt B. in seiner »Kölner Reformation« (Druck von
1543, vgl. Bibi. Nr. 74) Blatt 141 a: »... Umb dieser ursach willen haben die Apostel
und der Apostel discipel bei jren kirchen soliche besonder lection und schulen in
Theologia gehapt, wie man liset von Johann Evangelista, von Polycarpo, von der
schulen zu Antiochia, zu Alexandria und zu Constantinopel. Und seind diese schulen
erstlich die Stifft gewesen.« Vgl. auch WA 6, 439 f. (An den christlichen Adel).

8. Unten, S. 530, if. 9. 529, 28h 10. Unten, S. 525, 8.
 
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