5 24
SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539
Diesen Hintergedanken des Gutachtens hat schon Klaus Kniebis,
dessen handschriftliche Stellungnahme uns erhalten geblieben ist 11,
deutlich herausgespürt, wenn er bei aller Zustimmung zu den Vor-
schlägen sagt: »Ist vnß nit beuolhen, jn allen faculteten oder scientijs
anzü ziehen«, oder: »Doch jst vnß nit möglich, alle ding (wie oben
zeygt) wie jn vniuersitatibus, jst auch vnß nit not, anzürichten. Dann solte
das syn, wyr dorfften alle jor mer den 3000 g.[ulden] geltz, die wir
nit haben 12«.
Diese Tatsache, daß in den verschiedenen Vorschlägen und Einzel-
heiten des Gutachtens doch ein eindeutiger großer Plan unverkennbar
zutage tritt, läßt uns nur einen verantwortlichen Verfasser mit Sicherheit
annehmen, der niemand anders als Bucer ist 13.
Aufschlußreich sind gerade neben Bucers großem Plan die erstaun-
lichen Detailkenntnisse in den Finanzfragen und in der Frage der
Lehrerberufung und nicht zuletzt seine Vorschläge zu einzelnen
Stipendiaten. Neben pädagogischen Einsichten und Vorschlägen steht
die berechtigte Sorge 14 vor Krankheit und Pest, die dem ganzen Werk
der Schulorganisation gefährlich werden kann. Die Weitsicht eines
Mannes steht hinter diesen Einzelheiten, der nicht nur theoretische Pro-
jekte macht, sondern praktisch genau vorgearbeitet hat. Es muß hier
auch darauf hingewiesen werden, daß keine der Erwartungen, die Bucer
in diesem Gutachten ausgesprochen hat, enttäuscht worden ist: Der
gute Ruf des »Collegium praedicatorum«, das noch im Frühjahr 1534
im Dominikanerkloster eröffnet wurde, erforderte bald die Gründung
des zv/eitenInternats, des sog. » Paedagogium« (für Nichtstipendiaten) 13.
Und die »Schulstiftung«hat sich bald so bewährt, daß über die Gründer-
städte Straßburg, Konstanz, Lindau, Isny und Biberach hinaus noch
weitere Städte um Aufnahme baten 16. Und wenn auch Bucers heim-
licher Plan einer Universität im Jahre 1534 noch nicht reif war - seine
Vorschläge zur Verbesserung und zum Ausbau der Vorlesungen sollten
doch für die »Schulstiftung« bereits von Vorteil sein; sie bildeten nicht
zuletzt über das protestantische Gymnasium die Vorbedingung für die
n. Vgl. Nr. 13, S. 533ff.
12. Unten, S. 534, 34ff.
13. Vgl. nochmals oben zu Anm. 1. Zwar spricht auch Klaus Kniebis von »der
predicanten anzeyg« (unten, S. 533), doch zeigt sich, daß er den wahren Verfasser
kennt, wenn er an anderer Stelle schreibt: »Das aber simon, der by H.\err\ ma\rtin\
Butter ist an[ge]%eygt, mag jch lyden, das man davon red hab«, vgl. auch unten
S. 534, 33f.
14. Vgl. unten, S. 530, Anm. 42.
15. Vgl. Adam, S. 22if.; vgl. auch unten, S. 530, Anm. 37.
16. Es schlossen sich der »Schulstiftung« weiter an: Ulm, Memmingen, Eßlingen
und Kempten, auch aus der Schweiz Bern und Schaffhausen, vgl. J. Ficker, a.a.O
S. 44.
SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539
Diesen Hintergedanken des Gutachtens hat schon Klaus Kniebis,
dessen handschriftliche Stellungnahme uns erhalten geblieben ist 11,
deutlich herausgespürt, wenn er bei aller Zustimmung zu den Vor-
schlägen sagt: »Ist vnß nit beuolhen, jn allen faculteten oder scientijs
anzü ziehen«, oder: »Doch jst vnß nit möglich, alle ding (wie oben
zeygt) wie jn vniuersitatibus, jst auch vnß nit not, anzürichten. Dann solte
das syn, wyr dorfften alle jor mer den 3000 g.[ulden] geltz, die wir
nit haben 12«.
Diese Tatsache, daß in den verschiedenen Vorschlägen und Einzel-
heiten des Gutachtens doch ein eindeutiger großer Plan unverkennbar
zutage tritt, läßt uns nur einen verantwortlichen Verfasser mit Sicherheit
annehmen, der niemand anders als Bucer ist 13.
Aufschlußreich sind gerade neben Bucers großem Plan die erstaun-
lichen Detailkenntnisse in den Finanzfragen und in der Frage der
Lehrerberufung und nicht zuletzt seine Vorschläge zu einzelnen
Stipendiaten. Neben pädagogischen Einsichten und Vorschlägen steht
die berechtigte Sorge 14 vor Krankheit und Pest, die dem ganzen Werk
der Schulorganisation gefährlich werden kann. Die Weitsicht eines
Mannes steht hinter diesen Einzelheiten, der nicht nur theoretische Pro-
jekte macht, sondern praktisch genau vorgearbeitet hat. Es muß hier
auch darauf hingewiesen werden, daß keine der Erwartungen, die Bucer
in diesem Gutachten ausgesprochen hat, enttäuscht worden ist: Der
gute Ruf des »Collegium praedicatorum«, das noch im Frühjahr 1534
im Dominikanerkloster eröffnet wurde, erforderte bald die Gründung
des zv/eitenInternats, des sog. » Paedagogium« (für Nichtstipendiaten) 13.
Und die »Schulstiftung«hat sich bald so bewährt, daß über die Gründer-
städte Straßburg, Konstanz, Lindau, Isny und Biberach hinaus noch
weitere Städte um Aufnahme baten 16. Und wenn auch Bucers heim-
licher Plan einer Universität im Jahre 1534 noch nicht reif war - seine
Vorschläge zur Verbesserung und zum Ausbau der Vorlesungen sollten
doch für die »Schulstiftung« bereits von Vorteil sein; sie bildeten nicht
zuletzt über das protestantische Gymnasium die Vorbedingung für die
n. Vgl. Nr. 13, S. 533ff.
12. Unten, S. 534, 34ff.
13. Vgl. nochmals oben zu Anm. 1. Zwar spricht auch Klaus Kniebis von »der
predicanten anzeyg« (unten, S. 533), doch zeigt sich, daß er den wahren Verfasser
kennt, wenn er an anderer Stelle schreibt: »Das aber simon, der by H.\err\ ma\rtin\
Butter ist an[ge]%eygt, mag jch lyden, das man davon red hab«, vgl. auch unten
S. 534, 33f.
14. Vgl. unten, S. 530, Anm. 42.
15. Vgl. Adam, S. 22if.; vgl. auch unten, S. 530, Anm. 37.
16. Es schlossen sich der »Schulstiftung« weiter an: Ulm, Memmingen, Eßlingen
und Kempten, auch aus der Schweiz Bern und Schaffhausen, vgl. J. Ficker, a.a.O
S. 44.