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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0580
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576

SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9

19. Martin Bucers Vorrede zum Straßburger Gesangbuch

[1541]

Die beiden einzig erhaltenen Originalexemplare dieses Gesangbuches befinden
sich in der Kirchenbibliothek z u St. Nikolaus in Isny/Württ. und in der Biblio-
thek der erzbischöflichen Akademie in Paderborn. Ein Faksimile-Neudruck
wurde 1953 vom Evangelischen Verlagswerk Stuttgart in 1000 Exemplaren
herausgebracht. Die Vorrede z um Gesangbuch ist vollständig wiedergegeben am
Schluß des Aufsatzes von J. Ficker: Das größte Pr acht werk des Straßburger
Buchdrucks. ARG 38. 1941. S. 198-230.

»... zügüt den lieben Kirchen und das gotselig gesang in den Christ-
lichen Versandungen, Schulen und Lerheusern zu fürdern ...« ist nach
Bucers eigenen Worten das prächtige Straßburger Gesangbuch vom
Jahre 1541 gedruckt worden 1. Wie Bucer in seinem Gutachten vom
März 1534 gemahnt hat, »es solte auch die Musica, die jren lectoren hat,
nit nachgelassen werden ... 2«, so ist in den Lehrplänen der Straßburger
Schulen der Reformationszeit ein besonderes Augenmerk auf den
Musikunterricht gerichtet worden 3. Die alte Tradition des Gesangs der
Schüler wurde durch den mit der Reformation aufblühenden Gemeinde-
und Chorgesang bereichert und weiterentwickelt 4, und zugleich in

1. Das große Straßburger Gesangbuch von 1541 war ein Chorbuch, das in Kirche
und Schule so gebracht wurde, wie es uns ein Holzschnitt aus einem anderen Straß-
burger Gesangbuch des Druckers Thiebolt Berger vom Jahre 1559 zeigt, vgl. Ab-
bildung im Prospekt der Neuausgabe und auch J. Ficker, a.a.O. S. 213. Das Original
mißt 33X48,5 cm, die Wiedergabe von 1953 23X33,5 cm.

2. Vgl. oben, Nr. 12, S. 532. Zu B.s Urteilen und Äußerungen über die Musik, vgl.
J. Ficker, a.a.O. S. 209.

3. Otto Brunfels schreibt über seine Schule im ehemaligen Karmeliterkloster in
der Vorrede zu seiner »Catechesis puerorum« (1529; in Auswahl abgedruckt bei
F. Cohrs: Die evangelischen Katechismusversuche vor Luthers Enchiridion. Bd. 3.
Berlin 1901 MGP Bd. XXII. S. 330-346): »Musicae donamus quotidie horam
unam, eam, quae est a duodecima ad primam. Existimamus enim non modo civiliores
inde futuros pueros, verum etiam ad alias disciplinas cordatiores et paratiores, si in
ea diligenter promoverint.« Vgl. Foumier-Engel, a.a.O. S. 9. Johann Schwebel ordnet
in seiner Schule von Alt St. Peter, die er 1533 übernahm, für den Stundenplan an:
»A tertia ad quartam in Musica periculum facimus cum illis, quibus natura ad hoc
non repugnat...« und: » Duodecima ad primam, psalmi in schola crastino die dominico
in templo decantandi praecinuntur«, vgl. ebd. S. 17. In den Leges collegii praedica-
torum von 1538 heißt es: »Die dominico tres conciones unusquisque audiat, unam
in Parrochia, reliquas duas in templo summo;... in templo libellos Psalmorum habeat
et cum reliqua ecclesia canat«, ebd. S. 28; vgl. auch die Leges des Collegium Wilhelmi-
tanum von 1551, ebd. S. 57. In den Statuten des Gymnasiums von 1545 sind sogar
drei Musiklehrer für den Unterricht in den Klassen vorgesehen; vgl. ebd. S. 51 f.

4. Das Bettel-Singen der Schüler um Geld und Gaben (vgl. für Straßburg C.Engel:
 
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