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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0581
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SCHULGUTACHTEN

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einer neuen Weise in den Ablauf des Unterrichts der Schulen hinein-
gestellt 5.

In seiner Vorrede versucht Bucer in dichterischer und gehobener
Sprache das reformatorische Verständnis der Musik zum Ausdruck zu
bringen 6. Dabei bedingt der theozentrische Grundton der Theologie
Bucers die ernsten und mahnenden Sätze 7. Der abschließend von
Bucer dargelegte Zusammenhang von Taufe und Erziehung ist bei
ihm grundlegend nicht nur für die evangelische, sondern auch für
die weltliche Unterweisung 8.

Martinus Bucer, diener des Worts der Kirchen zu Strasburg, wünschet a 3 a
allen Christgleubigen Gnad und Frid von Got dem Vatter und unserem
Herren Jesu Christo.

Es ist allen, so die Heilige Bibel lesen, kundtlich, das der gotseligen und
5 wargleubigen brauch von anfang gewesen ist, Gottes lob mit singen zu
preisen und in demselbigen auszülassen ire grosse lust, wunne und
freude, mit welchen ire hertzen in und von Got gantz überschütttet und
also erfüllet waren, das sie solche lust, wunne und freude bei inen selb

Das Schulwesen ..., S. 26) war durch die obrigkeitliche Almosenordnungen in Straß-
burg schon zu Beginn der Reformation zurückgedrängt worden (vgl. Winckelmann II,

S. 101) und ging durch die von B. in alleh Schulgutachten geforderte und vom Rat
durchgesetzte Förderung bedürftiger Schüler aus Mitteln der ehemaligen Klöster
ganz zurück. Auch der Rat hatte sich der Musikpflege angenommen, wie wir aus den
sogenannten Brantschen Annalen entnehmen können; vgl. Mitteilungen d. Gesell-
schaft f. Erhaltung d. gesch. Denkmäler im Elsaß, 15 (Straßburg 1892), zum Beispiel
Nr. 3583: »Dass etliche ein Meistergesangschul auffrichten wollen. Erkant: den
singer und Sprecher auf den Stuben. Will einer etwas gutt singen, mag ers thun; wo
nicht, ihn abweisen; das Meistergesang nicht verbieten. 8. Februar 1534. Räthe und
XXI.« Vgl. auch ebd. Nr. 3597 und 3629.

Speziell zur musikgeschichtlichen Bedeutung des großen Straßburger Gesang-
buches von 1541 ist die dem Neudruck von 1953 beigegebene ausführliche Einführung
zu vergleichen.

5. Vgl. schon oben in Anm. 3 die Motivierung bei O. Brunfels. J. Sturm schreibt
in den Anordnungen für das Gymnasium sowohl von Straßburg als auch von Lauingen
(Zweibrücken) vom 31. Juni 1565 unter anderem: »... Intelligenter enim cantari
debet, quod canitur, ut et lex Dei cognoscatur et memoria discipulorum adiuvetur et
copia [sc. verborum] comparata sit, quot.es authoritatibus contendendum est. Istud
officium ter quotidie faciendum est: mane, cum in scholas ingrediendum est, meridie,
cum domum reditur; ante coenam, cum finis fit laboris quotidiani ... Utile etiam est,
psalmos eos, qui per hebdomadam canentur latinos, verbis graecis et habraicis
explicari...« (Fournier-Engel, a.a.O. S. 86).

6. Zu den Anklängen an Luthers Gesangbuchvorreden vgl. WA 35, 474ff. Vgl.
auch J. Ficker, a.a.O. S. 211.

7. Vgl. unten im Text besonders S. 581, 32 ff.

8. Vgl. auch »Grund und Ursach« (1524), Bd. 1, S. 260, Z. 15!!.
 
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