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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0495
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JOHANNES GROPPER, ARTIKELL

487

Götlicher bildniß überig sei, dardurch wir noch etlichermaß uns zu Gottes erkant-
niß uffrichten mögen; Wölches das liecht der natur heisse.

Das die Erbsunde in der Tauff gantz uffgelöset und hingenommen werd durch die
widdergeberung und erneuwerung des heiligen Geists, Und das die gnad Gottes den
menschen da widderzugestellet werde (verstehe: die er im Adam verloren hat) und
das derhalben, obewol in dem Newgebornen die fleischliche begirlicheit pleibe, die
man materiale peccati originis heisset, so werde doch das stuck, darin das wesen der
sunde bestahet, welchs die schult ist, hinweggenommen, Weil wir derselbigen im
Tauff loß und mit Christo bekleidet und nach dem ebenbilde des Sons Gottes wid-
dergestaltet werden11. Und das derhalb umb des verdiensts des leidens Christi, ja
umb Christi selbs willen, der in den getäufften wonne, Das überige von disem qwa-
den in zu keiner sunde sei, dardurch sie gegen Got schuldtpflichtig seyn, biß solang
diß überige in einige wirckung, einichs argen gedancken oder böser bewilligung oder
zu underlassung einigs schuldigen wercks hervorbricht.

Das die Tauff die sunde nit abschabe, sonder gantz hinwegnemme.

Das die Erbsunde, so durch die Tauff in uns gestorben, keines neuwen verzeihens
oder nitt zurechnens bedorfftig, sonder nur die thätlich oder würckliche sunde, so
nach der Tauff durch den menschen selbst gewirckt wirdt.

Das die krafft der gnaden und geists, im heiligen Tauff empfangen, grösser und
mechtiger ist dan die überige kranckheit, | 9b |Also das die überige kranckheit durch
sölche gnad vortmehe kan gecreutzigt und getödet werden biß zu volnkomnem syge
etc.

Von der rechtfertigung des menschen.

Das wir durch die gerechtmachende gnad Gottes nit allein mit Got versönet12 und
von der dienstbarkeit der sunden erlöset13, sonder auch theilhafftig der Götlicher
Natur14 und kinder Gottes werden.

Das unser gemüt und wille durch eyn vorgehendes bewegen des heiligen Geists
bewegt werde zur abschüw und rew der sunden und das darnach unser gemüt durch
den heiligen Geist bewegt und gewendet werde zu Gott durch Christum.

Das der sunder durch den lebendigen und krefftigen glauben gerecht gemacht
werde, daher er ruffe zu Got: Lieber vatter13; der auch niemandts widderfare oder
gegeben werde, dem nit gleichzumall auch die liebe eyngossen werde, wölche den
willen des menschen heile, das derselbig geheilet anfahe, das gesetz zu erfullen. Also
das diser lebendiger glaube eyn sölicher glaub sey, der beide die barmhertzigkeit
Gottes in Christo ergreiffe und zudem den heiligen Geist empfahe, der die liebe und
alle tugenden mitbringet. Also das der glaub, der gerecht machet, eynmal alleyn der
glaub sey, der krefftig ist durch die liebe16.

11. Vgl. Gal 3,27; Kol 3,10.

12. Vgl. Ro 5,10; 2Kor 5,18.

13. Vgl. Ro 6,18.

14. Vgl. 2 Petr 1,4.

15. Vgl. Ro 8,15; Gal 4,6.

16. Vgl. Gal 5,6.
 
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