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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0505
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JOHANNES GROPPER, ARTIKELL

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helt53, der heilig Geyst seyne Tempel heist54, loben und ire gedechtniß mit gotseliger
herligkeit, »religiosa solennitate«, halten sol, beyde damit wir uns erwecken, in
nachzufolgen und damit wir auch iren verdiensten mögen zugesellet werden, »et ad
excitandam imitationem et ut meritis eorum consociemur«55.

Dan die Kirch erkenne, und das nitt on schrifft56, das die lieben heyligen eyn
wondergroß sehnen und verlangen haben nach unserm heyl, als die mit uns eyns
leibs glider seyndt, Und das sye derhalb auch Got vor uns bitten Und das sye Gott
auch in dem erhöre und uns umb irent willen guts thu.

| 16b | Zum andern: wie an dem keyn zweiffel sey, das die heiligen bey Got ir
verdiensten haben, die doch auch Gottes gaben seynd, So sey auch durch gemeyne
einhelligkeit der Kirchen angenommen, das man Gott uff nachfolgende weyß gotse-
liglich anruffe, das er seyner lieben heyligen verdiensten und vorbit verlihen wil, quo
sanctorum suorum meritis precibusque concedat, Das wir in allem durch die hilff
seyner beschirmung beschützet werden57.

Zum dritten, das auch nit verdampt werden sol, so man die heiligen namhafftig im
gebet anredet auß gotforchtiger andacht und auß eynbrunstiger betrachtung der
innerlicher eynigkeitt, die wir mit in in Christo haben, Doch das in dem unser ver-
trauwen gantz uff Christum Jesum, den eynigen ursacher alles guten, gesetzt und
den Heiligen, das Got allein eygnet, nit zugiben werde und aber sye als mitdiener des
Herren, die bereidts erlangt haben, das sie der hymmelischen Burger mitgnossen
seynd, angeruffen werden, unsere bitten bey Got zu fordern inmassen, wie sölchs
etwan bey den heyligen Gottesmenschen, die noch bey uns uff dieser erden leben,
beschicht.

Vom Heylthumb.

Das in der alter Kirchen die Altär uff der heyligen Greber zur ehren Gottes erbauwet
worden seyn.

Das von dem heylthumb in der Kirchen alwege die meynung gewesen, das man
dasselbig mitt Ehrerbietung und mit geistlicher andacht bewaren und halten solt.

Erstlich deshalben, das soliche cörper und gebein der heyligen gleich als ire pfende
und außgezogene, nachgelassene kleyder uns des glaubens und der liebe, so in innen
gewest, ermanen, in deme so wir gedencken, das diß dieselbige gebein seynn, auß
denen etwon die cörper der inwonender gnaden zusamengesetzt und die glyder
zusamengefügt gewesen, so Tempel des heiligen Geists etwon waren; Und das der-
halben Got, wie daz befunden, etwo grosse wunderzeichen bey den gedechtnissen
der Martyrer gewirckt habe.

| 17 a | Zum andern, das uns das heylthumb der kunfftiger ufferstehung erinnere
und vergewissige, so wir dabey betrachten, das diese der heyligen cörper zur
unsterblicheit verwandelt und widder zum ewigen leben ufferweckt werden söllen.

53. Ro 8,17.

54. 1 Kor 6,19; 2 Kor 6,16.

55. Augustinus: Contra Faustum 20,21; CSEL 25,1, S. 562, Z. 8-10.

56. Das Wormser Buch erwähnt 2M0S 32 [13] und Dan 3 [35-36] (Vulgata); s. S. 455, Z. 8.

57. s. S. 455, Anm. 264.
 
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