450 Distelhausen (15. Jh.)
Früher Kirche, vermutlich 1922 bei Anschaffung eines neuen Geläutes eingeschmolzen. Dm. 70 cm.
Nach den Glockenakten gab die Umschrift Wust als Gießer an; in ihnen ist außerdem eine teil-
weise Nachzeichnung der Umschrift enthalten, die demnach lautete:
[+ nridj @] goö @ meiöter ® Ijerman @ [toböt @] bon & irertljein
Vergleiche Nr. 447.
451
Wertheim
1458
Stadtkirche. Stundenglocke. H, 72, Dm. 85,5, Schrift 3,5, bei dem Kreuzigungsrelief 0,5-0,7 cm.
Auf der Flanke vier Reliefbilder: 1. Das Wertheimer Wappen, 2. u. 3. je eine Sonne, 4. Kreuzi-
gungsgruppe mit einer kaum leserlichen Umschrift der ersten Strophe der vermutlich von Jaco-
pone da Todi (f 1306) stammenden Sequenz:
Stabat • mator • boloiofa • ibxta • u | [b£]em • lattimofa • bbm •
penbebat • fifibö @ | [cbibö] • [am]rnam • gementem | eonttiftantem
et • bolentem • pet • träfibit • glabi9
eontrist antem für contristatam
& fianb bie fcfymerjeiffreiffc SOtutter meinenb neben bem Vrcup
fo lange iijr (£obn baran t)ing. Sfjre feuftenbc, betrübte unb
ftagenbe Seele burdjbobrte ein Schwert.
Die Inschrift am Hals der Glocke lautet:
o o
9B m • ££££ ■ Ibm « tat ■ gegoren •
ift • offenbar • bie • jimel • gbt •
mit • irem • bon * alle • ftbnb ■
berbbnbet • fbon
schon = mittelhochdeutsches Adverb ..schön''.
Die Glocke wurde nach diesen Versen schon mit
der Bestimmung zur Stundenglocke gegossen,
denn„zimel“ ist die mittelhochdeutsche Bezeich-
nung für eine kleinere mit einem Hammer ge-
schlagene Glocke. Bemerkenswert ist das eigen-
artige Satzgebilde: „die zimel gut“ ist gemein-
samer Satzgegenstand zweier Sätze (Apokoinu).
Chronik S. 26 - Kobe 1877 S. 40, 1917 Nr. 9 - Kdm. IV, 1 S. 267.
452 Angeltürn (15. Jh.)
Kirche. H. 61, Dm. 61, Schrift 3 cm. Auf der Flanke Relief: Maria mit Kind unter einem Kiel-
bogen mit Krabben, Kreuzblume und Fialen auf Säulen. Umschrift und Bild ergänzen einander:
abr ö jfHaria Ä gracia ö plena ö bominbö ö tecufFH A beatcib en
Gegrüßt feift Lu SRbaria, £)u gnabetwolle, bet ipetr mit gebenebeite!
Das letzte Wort der Inschrift ergibt „benedicta“, wenn man nach den ersten beiden Buchstaben
vom Ende an rückwärts liest. Dieser Umstellung mag eine für uns nicht mehr deutbare Absicht
zugrunde liegen. — Das ziemlich häufige Vorkommen dieser Glockeninschrift1 (siehe Nr. 463—466,
484, 487) — es ist der „englische Gruß“ Lukas I, 28 — steht wohl in Zusammenhang mit dem
abendlichen Ave-Maria-Läuten, das im 14. Jahrhundert sich allgemein durchsetzte. — Weitgehende
Übereinstimmung mit Nr. 465 in Schrift, Worttrennungszeichen und Anfangskreuz lassen darauf
schließen, daß die Glocke der Werkstatt der Familie Rosenhart in Nürnberg entstammt. Abwei-
chend gebildet sind das M in Maria und tecum und die Umrahmung des Schriftbandes, das oben
und unten von je zwei Reifen begrenzt wird.
Stocker: Angeltürn S. 7; Glocken S. 98 - Kdm. IV, 2 S. 4 - 1 Walter: Glockenkunde S 174 und 254.
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Früher Kirche, vermutlich 1922 bei Anschaffung eines neuen Geläutes eingeschmolzen. Dm. 70 cm.
Nach den Glockenakten gab die Umschrift Wust als Gießer an; in ihnen ist außerdem eine teil-
weise Nachzeichnung der Umschrift enthalten, die demnach lautete:
[+ nridj @] goö @ meiöter ® Ijerman @ [toböt @] bon & irertljein
Vergleiche Nr. 447.
451
Wertheim
1458
Stadtkirche. Stundenglocke. H, 72, Dm. 85,5, Schrift 3,5, bei dem Kreuzigungsrelief 0,5-0,7 cm.
Auf der Flanke vier Reliefbilder: 1. Das Wertheimer Wappen, 2. u. 3. je eine Sonne, 4. Kreuzi-
gungsgruppe mit einer kaum leserlichen Umschrift der ersten Strophe der vermutlich von Jaco-
pone da Todi (f 1306) stammenden Sequenz:
Stabat • mator • boloiofa • ibxta • u | [b£]em • lattimofa • bbm •
penbebat • fifibö @ | [cbibö] • [am]rnam • gementem | eonttiftantem
et • bolentem • pet • träfibit • glabi9
eontrist antem für contristatam
& fianb bie fcfymerjeiffreiffc SOtutter meinenb neben bem Vrcup
fo lange iijr (£obn baran t)ing. Sfjre feuftenbc, betrübte unb
ftagenbe Seele burdjbobrte ein Schwert.
Die Inschrift am Hals der Glocke lautet:
o o
9B m • ££££ ■ Ibm « tat ■ gegoren •
ift • offenbar • bie • jimel • gbt •
mit • irem • bon * alle • ftbnb ■
berbbnbet • fbon
schon = mittelhochdeutsches Adverb ..schön''.
Die Glocke wurde nach diesen Versen schon mit
der Bestimmung zur Stundenglocke gegossen,
denn„zimel“ ist die mittelhochdeutsche Bezeich-
nung für eine kleinere mit einem Hammer ge-
schlagene Glocke. Bemerkenswert ist das eigen-
artige Satzgebilde: „die zimel gut“ ist gemein-
samer Satzgegenstand zweier Sätze (Apokoinu).
Chronik S. 26 - Kobe 1877 S. 40, 1917 Nr. 9 - Kdm. IV, 1 S. 267.
452 Angeltürn (15. Jh.)
Kirche. H. 61, Dm. 61, Schrift 3 cm. Auf der Flanke Relief: Maria mit Kind unter einem Kiel-
bogen mit Krabben, Kreuzblume und Fialen auf Säulen. Umschrift und Bild ergänzen einander:
abr ö jfHaria Ä gracia ö plena ö bominbö ö tecufFH A beatcib en
Gegrüßt feift Lu SRbaria, £)u gnabetwolle, bet ipetr mit gebenebeite!
Das letzte Wort der Inschrift ergibt „benedicta“, wenn man nach den ersten beiden Buchstaben
vom Ende an rückwärts liest. Dieser Umstellung mag eine für uns nicht mehr deutbare Absicht
zugrunde liegen. — Das ziemlich häufige Vorkommen dieser Glockeninschrift1 (siehe Nr. 463—466,
484, 487) — es ist der „englische Gruß“ Lukas I, 28 — steht wohl in Zusammenhang mit dem
abendlichen Ave-Maria-Läuten, das im 14. Jahrhundert sich allgemein durchsetzte. — Weitgehende
Übereinstimmung mit Nr. 465 in Schrift, Worttrennungszeichen und Anfangskreuz lassen darauf
schließen, daß die Glocke der Werkstatt der Familie Rosenhart in Nürnberg entstammt. Abwei-
chend gebildet sind das M in Maria und tecum und die Umrahmung des Schriftbandes, das oben
und unten von je zwei Reifen begrenzt wird.
Stocker: Angeltürn S. 7; Glocken S. 98 - Kdm. IV, 2 S. 4 - 1 Walter: Glockenkunde S 174 und 254.
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