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Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0037
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tung der Gräber. Die Steine an den Wänden, soweit es nicht Epitaphien sind, sind natürlich
erst im 19. und 20. Jahrhundert an diesen Stellen aufgerichtet worden. Teilweise stammten
sie aus anderen Räumen des Domes oder sogar aus anderen Kirchen und wurden hier geborgen.
Wenn wir nach den hier begrabenen Personen fragen und ihre Anzahl betrachten, so Enden
wir bei Bourdon im Kreuzgang 159 numerierte Grabsteine (von Nr. 34—193). Diesen ent-
spricht eine wesentlich gröbere Anzahl von Bestattungen, da unter manchem Stein mehrere
Personen beigesetzt und auf ihm verewigt wurden. Es wurde ein gewisser Wert darauf gelegt,
daß Verwandte in das gleiche Grab kamen. Oft nennt Bourdon nach der Tradition, seinem
persönlichen Miterleben oder auch nach heute verlorenen Quellen Nachbestattungen, die nicht
auf den Grabsteinen vermerkt sind. Derartige Nachbestattungen sind oft nur mit der Jahres-
zahl und den Anfangsbuchstaben des Namens auf dem Stern in recht plumper Weise ein-
getragen worden. In vielen Fällen hat man aber auch die Ausgabe nicht gescheut, ein Bronze-
täfelchen auf den betr. älteren Stein befestigen zu lassen. Die vornehmste Ausführung war
aber — das finden wir bei Verwandten öfter, — daß ein Grabstein mit der Abbildung von
2—3 Personen (bei Vikaren oft die Eltern) und der Angabe aller in Frage kommenden Daten
und Namen beschafft wird.
Die Schar der Epitaphien an den Wänden stammt meistens aus den Jahren nach 1650. Es
kam offenbar erst verhältnismäßig spät zu einem Aufhängen dieser Denkmäler, da wohl die
teilweise im 16. Jahrhundert wiederhergestellten Fresken (Nr. 466, 473) geschont bleiben
mußten. Erst im 17. und 18. Jahrhundert war ihr Zustand so schlecht geworden, daß man sie
zutünchte und Epitaphien anbrachte. Eines der ältesten, auch heute noch erhaltenen Epitaphien
ist das des Kanonikers Johann von Hattstein 1518 (Nr. 319). Das prächtigste für einen Laien
ist das des Vizedominus Heinrich v. Selbold 1578 (Nr. 479).
B. Die Geistlichkeit des Domes und ihre Grabstätten
Der Erzbischof und sein Begräbnis
Das Erzbistum wurde regiert vom Mainzer Erzbischof in geistlicher und weltlicher Hinsicht.
Der Erzbischof hatte die Würde eines Kurfürsten, er war Primas Germaniae (d. h. erster
Kirchenfürst Deutschlands) und Erzkanzler des heiligen römischen Reiches für Deutschland L
Er wird vom Domkapitel aus dessen Mitte gewählt. Zu seiner Unterstützung für kirchliche
Funktionen hatte er meist zwei Weihbischöfe. Auch Suffraganbischöfe liegen in Mainz be-
graben, die in der Reformationszeit von ihren Sitzen vertrieben wurden.
Die vorbonifatianischen Bischöfe wurden in St. Hilarius im hl. Tal beigesetzt. Da man über
Lage, Aussehen, Größe und Rang dieser Kirche nichts weiß, ist es sehr schwer zu beurteilen,
warum die Bischöfe dort ihr Grab fanden. Erzbischof Hildebert ließ die Überreste von 10
dieser frühen Bischöfe nach St. Alban übertragen (S. 344).
Bonifatius und seine Nachfolger wurden außerhalb von Mainz bestattet. Von der Errichtung
von St. Alban in karolingischer Zeit (um 800) ab, wurde dieses die Grabeskirche der meisten,
wenn nicht aller Erzbischöfe. Erst mit Willigis (1011) änderte sich das. Er ließ sich in der von
ihm gegründeten Stephanskirche beerdigen, zumal ja damals der neugebaute Martinsdom
gerade 1009 wieder abgebrannt war und somit nicht in Frage kam. Erkenbold findet 1021 noch
seine Grabstätte in St. Johann, während der Nachfolger Äribo schon in der Westvierung des
Domes 1031 beigesetzt wird, da die Bauarbeiten inzwischen weiter fortgeschritten waren.
Schließlich wurde Bardo, der 1036 den Dom eingeweiht hatte, 1051 mitten im Dom vor dem
Kreuzaltar beerdigt.
Die späteren Erzbischöfe bestattete man also seit dem 11. Jahrhundert in der Regel im Dom.
Im Dombezirk gibt es nur noch drei Erzbischofsgräber in Räumen, die vom Innenraum des
Domes abgetrennt sind. Adalbert von Saarbrücken wurde in der von ihm erbauten erz-
bischöflichen Palastkapelle St. Gothard 1137 beerdigt (Nr. 12). Das ist durchaus verständlich,
da Stifter immer an bevorzugter Stelle in den von ihnen errichteten Kirchen ihr Grab fanden.

Biographische Angaben über die Mainzer Erzbischöfe von Bonifatius bis zum Ende des 14. Jahrhunderts kann man in den
Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe nachschlagen. Für alle Erzbischöfe bis in das 18. Jahrhundert bietet der erste
Band des Joannis ein ausgiebiges Hilfsmittel. Die neuere Literatur oder Einzeldarstellungen sind dagegen teilweise nicht
besonders ergiebig. — Besondere biographische Angaben wurden im allgemeinen zum Leben der Erzbischöfe nicht gemacht, da
hier das Todesdatum meist ganz klar feststeht, und Feststellungen über die Identität der Personen nicht nötig sind.

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