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Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0038
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Es stellt aber Ausnahmen dar, daß die Erzbischöfe Uriel von Gemmingen und Sebastian
von Heusenstamm (Nr. 310, 428) in der Memorie bestattet wurden. Bei beiden dürfte es auf
eigenen Wunsch geschehen sein; Sebastian ließ sich im Grabe seines Bruders, des Amtmanns
Martin von Heusenstamm (Nr. 414), beisetzen.
Die Begräbnisstätten innerhalb der weiten Halle des Domes wechselten zu verschiedenen
Zeiten. Man hat den Eindruck, daß in gewissen Epochen bestimmte Teile des Domes von den
Erzbischöfen als Begräbnisstätte gewählt wurden. Selbstverständlich wurde immer die Nähe
der Hauptaltäre für die Gräber der Erzbischöfe bevorzugt. Das Ostchor scheint im 13. Jahr-
hundert besonders geschätzt gewesen zu sein, da das Grab Siegfrieds von Eppstein (f 1249)
und eines nicht genauer zu identifizierenden Erzbischofs sich dort fand (Nr. 22, 31). Später
wurde es im Anfang des 17. Jahrhundert nur noch für Johann Adam v. Bicken, f 1604 (Nr.
537—539) und für Schweikard von Kronberg, f 1626 (Nr. 597), der dorthin den hl. Kreuz-
altar 1608 (Nr. 557) gestiftet hat, benutzt.
Vor dem Chor, also schon im Mittelschiff, aber noch in Beziehung zu den Altären des Chores,
lagen die Erzbischöfe Berthold von Henneberg, J 1504 (Nr. 279) und Jakob von Liebenstein,
J 1508 (Nr. 292). Daß im 18. Jahrhundert der Kurfürst Karl Philipp von Eltz (f 1743) hier
beigesetzt wurde, hat wieder seinen Grund in einer schon vorhandenen Familiengruft.
Hinter dem Hochaltar im Westchor ließ sich zuerst Albrecht von Brandenburg, f 1545 (Nr.
400), beisetzen, es folgten noch Anselm Kasimir von Wambold, j* 1647 (Nr. 621), und
weitere Erzbischöfe des späten 17. und 18. Jahrhunderts. Die Beerdigung des 1031 ge-
storbenen Erzbischofs Aribo unter dem westlichen Vierungsbogen steht bisher allein, viel-
leicht ist sie aus baulichen Gründen hier erfolgt.
Im Mittelschiff vor dem Martinschörchen, das sich auf der Nassauer Unterkapelle erhob, sind
die beiden Erzbischöfe aus dem Hause Nassau, Adolph und Johann, J 1390 und 1419 (Nr. 99),
sowie Konrad von Daun, f 1434 (Nr. 124), beigesetzt. Diether von Isenburg, f 1482, und
Adalbert von Sachsen, ft 1484 (Nr. 196, 210) liegen vor ihren Denkmälern. Aus der Über-
lieferung wissen wir, daß schon Erzbischof Bardo, t 1051, vor dem hl. Kreuzaltar im Mittel-
schiff begraben war. — Wenn wir also die beiden obengenannten Gräber der Erzbischöfe
Henneberg und Liebenstein hinzunehmen, so ist das Mittelschiff während des ganzen 15. Jahr-
hunderts bis 1508 die Begräbnisstätte der Erzbischöfe, soweit sie im Mainzer Dom bestattet
wurden.
Erzbischof Peter von Aspelt dagegen wurde 1320 in der von ihm gestifteten Allerheiligen-
kapelle, die an das südliche Seitenschiff angebaut ist, beigesetzt (Nr. 33).
Einige Erzbischöfe fanden auch außerhalb von Mainz ihre Ruhestätte, besonders solche, die
auf Reisen starben. Doch wurden auch weite Transporte der Leichen nicht gescheut, wie wir
das schon vom hl. Bonifatius oder von Erzbischof Aribo ft 1031 (Nr. 6) erfahren, den man,
in Lorbeer und Leder verpackt, von Como nach Mainz schaffte. Viele starben in der Residenz
Aschaffenburg, von wo sie in der Regel nach Mainz überführt wurden k
Andere hatten eine bestimmte Vorliebe für eine außerhalb befindliche Kirche und wurden
dann dort beigesetzt, so Gerlach, f 1371, und Adolph II. von Nassau, fi 1475 in Eberbach.
Albrecht von Brandenburg wollte sich ursprünglich in seiner Stiftung Halle, dann nach dem
Vordringen der Reformation in der Aschaffenburger Stiftskirche beisetzen lassen, zuletzt fand
er tatsächlich seine Ruhestätte im Mainzer Dom. Die letzten Kurfürsten starben im Exil, da
der Kurstaat in der Auflösung begriffen war, Erthal in Aschaffenburg 1802 und Dalberg in
Regensburg 1817.
Seit der Einrichtung der Stiftskirche St. Gangolph als Schloßkapelle unter Erzbischof Daniel
Brendel von Homburg (Einweihung 1581) wird deren Gruft fast regelmäßig als Beisetzungs-
ort der Herzen und Eingeweide der Kurfürsten benutzt1 2.
Eigentlich sollte in diesem Zusammenhang auch behandelt werden, in welcher Weise die Erz-
bischöfe und Domherrn zu Grabe getragen wurden. Es dürfte zu diesem Thema, das aber
den Rahmen dieser Einleitung sprengen würde, nicht an bisher unpublizierten Quellen
fehlen. Aus der Neuzeit sind uns im Rahmen der Leichenpredigten und in Archivalien aus-
führlichere Schilderungen überliefert. Auch die Art der Aufbahrung der Kurfürsten läßt
sich aus Kupferstichen des 18. Jahrhunderts studieren. Die kirchlichen Feiern beim Begräbnis
1 Gudenus II S. 817 f. bringt eine Aufzählung der Begräbnisorte der Erzbischöfe von Willigis ab.
2 Vgl. unten bei St. Gangolph S. [50]

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