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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0023
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EINLEITUNG

I. Teil
Die Mainzer Inschriftensammler
Die Renaissance brachte mit ihrem geschichtlichen Interesse an der Antike eine Beschäftigung
mit den römischen Inschriften. Fürsten, Stadtverwaltungen und Privatsammler trugen oft
die Überbleibsel alter Kunstübung zusammen. Daß diese Sammlungen dann auch veröffent-
licht wurden, ist bei der Tendenz der Humanisten, in dauerndem Austausch über Neufunde
aus der Antike zu bleiben, durchaus das Gegebene.
Eine Geschichte des Inschriftensammelns ist noch nicht geschrieben. Die kleine Zusammen-
stellung im Folgenden macht keinen Anspruch darauf, eine solche Übersicht schon geben zu
wollen. Sie soll nur von den Arbeiten der Humanisten her die Mainzer Inschriftensammler
zu begreifen lehren.
Konrad Peutinger veröffentlichte bereits 1505 die römischen Steininschriften seiner Samm-
lung mit anderen in Augsburg und Umgebung gefundenen Inschriften. 1520 wurde davon
eine zweite vermehrte Auflage notwendig1. Dieses Werk wurde in Mainz bei Johann Schöffer
nachgedruckt2. Im gleichen Jahre 1520 brachte Johann Huttich seine Collectanea Antiqui-
tatum in urbe atque agro Moguntino repertarum in der gleichen Druckerei heraus. 1525 war
bereits eine Neuauflage notwendig3. Auch dieses kleine Werk ist mit Holzschnitten römischer
Inschriften reich illustriert. Durch das Verlegen beider Bücher in der gleichen Druckerei ist
hier ganz klar der Weg nachzuweisen, auf dem die Anregung von Augsburg nach Mainz
kam. Aber bereits 1511 oder 1512 gab der Mainzer Humanist Dietrich Gresemund d. J. (vergl.
Nr. 1383) ein Manuskript über seine Sammlung römischer Altertümer auf Grund von Er-
mahnungen des Beatus Rhenanus einem Drucker. Wegen seines Todes erschien das Buch nicht
und das Manuskript ging offenbar verloren4.
Um 1520 stand der Humanismus unter der Gönnerschaft des Mainzer Erzbischofs Albrecht
von Brandenburg in voller Blüte. In diesen Jahren weilte hier Ulrich von Hutten unter ver-
schiedenen bedeutenden Humanisten. Die Mainzer Universität war ein Zentrum aller modernen
Interessen. Da jedoch gerade um 1520 die Entwicklung abgebrochen wurde, weil die
Humanisten nicht mehr weiter an der Universität lehren durften, wird auch das Interesse
an Altertümern und Inschriften vermindert worden sein.
Anderwärts in Deutschland wurde noch eifrig weiterpubliziert.
Peter Apian und Bartholomäus Amantius gaben 1534 in Ingolstadt ihre Inscriptiones sacro-
sanctae vetustatis heraus, die römische Inschriften aus Italien, Spanien, Frankreich und
Deutschland enthielten5. Samuel Qüicchelberg veröffentlichte 1565 eine erste Museums-
kunde unter dem Titel: Inscriptiones vel tituli theatri amplissimi6.
Von diesen Voraussetzungen aus läßt sich das Interesse der Inschriftensammler auch an mittel-
alterlichen und neueren Inschriften verstehen. Gerade die früheren Historiker wie Helwich
brauchten offenbar die Inschriften, um ihre geschichtlichen Darstellungen abrunden zu können.
Aber noch ein anderes Moment, das den Humanisten bei ihrer Beschäftigung mit antiken
Denkmälern fremd war, kam hinzu: Nämlich das familiengeschichtliche Interesse. Gerade
Helwich stellte zum Beispiel die Inschriften der Freiherrn von Dalberg zusammen, die er an
vielen weit auseinanderliegenden Orten sammelte. Seine Listen der Mainzer Domherren, in
denen auch viel familiengeschichtliches Material steckt, hat er auch nur durch Berück-
sichtigung der Inschriften sammeln können. Gewiß waren die Interessengebiete bei den antiken

1 Karl Schottenloher, Zeittafel zur deutschen Geschichte des 16. Jahrhunderts. Leipzig 1959 Nr. 62. — Vergleiche auch C. Hülsen,
Eine Sammlung römischer Renaissance=Inschriften aus den Augsburger Kollektaneen Peutingers. In: Sitzungsberichte der
bayr. Akademie der Wissenschaften. Phil. u. hist. Klasse 1920. München 1921.
2 Wenigstens die zweite Auflage, die die Mainzer Stadtbibliothek bewahrt.
3 Bei Joannis III S. 315 ist das ganze Buch 1727 nochmals abgedruckt worden.
4 G. Bauch in: A. H. G. NF. 5, 1907 S. 45 u. H. Metzner in: Jahrb. der Vereinigung Freunde der Universität Mz. 1956 S. 14. -
5 Exemplar in der Mainzer Stadtbibliothek.
6 Karl Schottenloher a. a. O. Nr. 17578/gb, 48765, 1205.

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