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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0033
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II. Teil
Die Mainzer Kirchen und ihre Inschriften
A. Der Dom und seine Anbauten
Geschichte des Domes und das Schicksal seiner Denkmäler
Wenn wir die Inschriftensammlung des Domes durchsehen, so sind wir von der enormen
Fülle der Monumente überrascht. Allein an Denkmälern der Zeit bis 1650, soweit sie in
den Rahmen unseres Inschriftenbandes gehören, zählen wir 647 Stück. Das wäre also für den
Mainzer Dom mehr als der ganze politische Kreis Wertheim, der 536 Inschriften umfaßt,
über den seit 1942 der erste Inschriftenband vorliegt1. Dabei findet sich im Mainzer Dom eine
Fülle von Monumenten von reichsgeschichtlicher Bedeutung! Hier ist die Gedächtnishalle der
führenden Kirchenfürsten Deutschlands und ihrer Mitarbeiter, die oft die politischen Geschicke
des Reiches lenkten oder mitbestimmten. Hier liegt die Blüte des deutschen Adels und der
rheinischen Ritterschaft begraben, alles weit bekannte Namen!
Der erste geschichtlich nachweisbare Dombau entstand zwischen 975—1009. Von dem ersten
Brand an, am Tage seiner Einweihung 1009, hatte er bis 1942 noch 6 weitere Brände zu über-
dauern. Eine wahrhaft tragische Folge von Schicksalsschlägen, die aber oft Baumaßnahmen
auslösten, die seine Gestalt nur günstig veränderten2.
Die schwersten Verluste erlitt der Dom durch Menschenhand. In den französischen Revolu-
tionskriegen und den Säkularisationsjahren um 1800 wurde so unendlich viel verschleudert,
daß heute nur ein Bruchteil des im 18. Jahrhundert noch nachweisbaren Kunstgutes vor-
handen ist.
Es seien nun die Schicksale des Domes und seiner Denkmäler der Reihe nach berichtet: Aus-
stattungsstücke der Zeit vor dem 13. Jahrhundert, insbesondere Denkmäler, sind nicht erhalten
gebliebem Vielleicht liegt das daran, daß die ersten Dombauten des 11. Jahrhunderts flach
gedeckt waren und jedesmal 1009 und 1081 auch innen gründlich ausbrannten.
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde der Ostchor und das Langhaus neu errichtet. Die Ge-
wölbe des Langhauses wurden um 1200 wegen Baufälligkeit nochmals erneuert. Nun war die
Brandgefahr für das Innere des Domes wesentlich herabgemindert.
1159 wurde der Dom verteidigt und geplündert, so daß auch damals viel Schaden entstanden
sein wird.
Mit der Einweihung des Westchores, zu dem noch Westvierung und Querhaus gehörten, im
Jahre 1239 war der Kern des Domes vollendet. Es folgen jetzt noch von 1279 bis 1319 die
Anbauten der gotischen Kapellenreihen (vergl. Nr. 23). Die letzte, in großem zeitlichen Ab-
stand von den anderen gebaute Kapelle ist die Marienkapelle von 1498.
Außer diesen Kapellen, die bisher unter freiem Himmel liegende Flächen vor den Außen-
mauern der Seitenschiffe einnehmen (höchstens die südliche Reihe könnte an Stelle eines roma-
nischen Kreuzgangsflügels stehen), war das ganze bis 1239 bebaute Gebiet des Domes offen-
bar auch schon von den ersten Dombauten von Willigis und Bardo aus dem Anfang des
12. Jahrhunderts bedeckt. Wir werden daher Bestattungen und deren Grabsteine vom 11.
Jahrhundert ab in allen Teilen des Domes erwarten können.
Für die Erhaltung der Grabsteine ist es auch meist von Wichtigkeit, ob das Fußbodenniveau
und der Belag (über welchen wir im Mainzer Dom wenig wissen) beibehalten oder verändert
wird. Das Niveau ist nun im Mainzer Dom gestiegen. Wir wissen von Fußbodenerhöhungen in
den Jahren 1448 und 17573. Bis 1928 lag es direkt unter den Wulsten der romanischen Basen
des Langhauses. Bei der Wiederherstellung 1925—1928 konnte man aus technischen Gründen
nicht ganz das romanische, ursprüngliche Niveau erreichen, man beschränkte sich auf eine
Senkung um 43,5 cm. Eine Fußbodenerhöhung folgte nach der ursprünglichen Höhenlage
des Marktportales (bis 1927) noch vor dem Ende des 12. Jahrhunderts. Dieses Niveau wurde
im wesentlichen bis in die Neuzeit beibehalten.

1 Die Inschriften des badischen Main= und Taubergrundes. Wertheim=Tauberbischofsheim. Die deutschen Inschriften I. Stutt-
gart 1942.
2 Es soll hier keineswegs nochmals eine Baugeschichte des Domes gegeben werden, die ja in Kdm. Dom ausführlich dargestellt ist.
3 Strempel S. 75. —

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