Die Inschriften befanden sich hauptsächlich in der Kirche und im Kreuzgang, die beide in
gotischer Zeit errichtet wurden. Hier kommt die Angabe eines Grabsteines unterstützend zu
Hilfe. Die Äbtissin Libsta (f 1302 Nr. 683) erneuerte die Kirche.
Das Kloster Dalheim ist in seinen Grabsteinen dadurch besonders interessant, daß es die hier
begrabenen Stände und Familien in ihrer Ausschließlichkeit besonders gut kennzeichnet. Da ist
zunächst natürlich eine, wenn auch nicht lückenlose, Reihe von Äbtissinnengrabsteinen über-
liefert, außerdem kommen zwei offenbar im 14. Jahrhundert wieder ausgestorbene Adels-
familien aus der näheren Umgebung des Klosters vor, nämlich die Milites de Ageduch und de
Zalbach. Die einen benannten sich nach dem hier vorbeiziehenden römischen Aquädukt, die
anderen waren Insassen des benachbarten Ortes Zahlbach. Beide Familien werden wohl Hof-
und Grundbesitzer im Hl. Tal gewesen sein.
Sodann fanden sich in Dalheim Grabsteine der vornehmsten Mainzer Patrizier, auch einiger
Mitglieder der Stadtregierung (Nr. 676, 700) und ihrer Frauen (Nr. 687). Ob allerdings ein
tieferer Grund vorliegt, daß die in Dalheim begrabenen Familien zum Lindenfels, zum Reb-
stock, zum Weidenhof, zum goldenen Schaf alle Nachbarn aus dem Gebiet um die Korbgasse
sind, läßt sich schwer sagen. Bei den Grabsteinen nach 1300 fällt auf, daß ihr einziger Schmuck
der Wappenschild ist, sowohl bei Patriziern wie bei den Rittern. Wir sind bei Dalheim in der
günstigen Lage, fast alle Grabsteine aus Zeichnungen zu kennen.
Deutschhauskapelle St. Elisabeth
Die Deutschordenskommende lag in der Nordwestecke der Stadtmauer, teilweise reichte sie
noch in das Gebiet des barocken Deutschhauses (jetzt Landtagsgebäude) hinein1.
Der Orden wird im Anfang des 13. Jahrhunderts erstmalig in Mainz erwähnt. Die gotische
Kirche wurde 1314 begonnen, wovon uns die Inschrift überliefert ist (Nr. 692). Auf einem
Grundriß des alten Deutschhauses erkennen wir ihre Lage und Größe, auf den Stadtansichten
ragt ihr gotischer Chor und das Schiff, von einem großen Dach mit Dachreiter bekrönt über
die rheinseitige Stadtmauer. Der ganze alte Gebäudekomplex mußte dem neuen Deutschhause
weichen, das 1729—32 errichtet wurde2.
Einige wenige Grabsteine von Ordenskomturen und Rittern sind uns überliefert (Nr. 775,
1036, 1192). Ein langes Gebet zur hl. Elisabeth in Gedichtform wird hier nicht wiedergegeben,
da es geschrieben war und somit nicht als Inschrift zu betrachten ist (Nr. 1531).
Dominikaner
Das Mainzer Dominikanerkloster 3 lag an der Stelle des späteren Häuserquadrates Domini-
kanerstraße, Fuststraße, Gymnasiumstraße, Insel, also nordwestlich vom Dom, zwischen die-
sem und dem Dietmarkt (Schillerplatz). Das Kloster wurde noch im 13. Jahrhundert gegrün-
det, also nicht lange nach der Entstehung des Ordens. Die frühen Baudaten der Kirche
gehen wohl auf erst später angebrachte Inschriften zurück, die die Gründung des Mainzer
Klosters möglichst hoch hinaufsetzen wollten. Die Inschrift für den Mainzer Patrizier und
Gründer des rheinischen Städtebundes Arnold von Walpod ist wohl auch erst später erdichtet
(Nr. 671). Tatsächlich ist die Kirche wohl erst um und nach 1300 errichtet worden. Sie war
mit ihrem Kreuzgang der bevorzugte Begräbnisplatz der Mainzer Patrizier. Davon würde
allein schon das Totenbuch der Mainzer Dominikaner zeugen, wenn nicht eine Reihe von
Zeichnungen und Abschriften von den Grabsteinen berichten würde. Allerdings verschieben
diese das Bild sehr zugunsten der Familie zum Jungen, deren Epitaphienbuch uns die Mehr-
zahl der Inschriften überliefert. Nach der Stiftsfehde und der Vertreibung des Patriziats wur-
den diese in der Dominikanerkirche ebenso wie in mancher anderen Mainzer Kirche vom
Adel abgelöst, von dem eine stattliche Reihe bei den Dominikanern beerdigt ist.
Von den Ordensmännern kennen wir nur wenige Grabsteine und zwar hauptsächlich die
von besonders hervorragenden Mitgliedern des Klosters. Außer den Inschriften von zwei
Weihbischöfen (Nr. 931, 934) haben wir noch die des bekannten Bibelübersetzers Dietenber-
ger (Nr. 1174) sowie von einigen Prioren des Ordens. Von einer Wiederherstellung der Kirche
im Jahre 1609 berichteten Wandinschriften, die unter Fresken standen (Nr. 1420—22).
Bei der Beschießung von Mainz 1793 brannten Kirche und Kloster ab und wurden im 19.
Jahrhundert völlig abgetragen. Von den Kunstwerken und Inschriftträgern des Domini-
kanerklosters blieb nichts erhalten.
1 Wagner=Schneider II S. 291. — 2 Neeb in MZ V, 1910 S. 23. — 3 Kdm. Kirchen S. 86. —
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gotischer Zeit errichtet wurden. Hier kommt die Angabe eines Grabsteines unterstützend zu
Hilfe. Die Äbtissin Libsta (f 1302 Nr. 683) erneuerte die Kirche.
Das Kloster Dalheim ist in seinen Grabsteinen dadurch besonders interessant, daß es die hier
begrabenen Stände und Familien in ihrer Ausschließlichkeit besonders gut kennzeichnet. Da ist
zunächst natürlich eine, wenn auch nicht lückenlose, Reihe von Äbtissinnengrabsteinen über-
liefert, außerdem kommen zwei offenbar im 14. Jahrhundert wieder ausgestorbene Adels-
familien aus der näheren Umgebung des Klosters vor, nämlich die Milites de Ageduch und de
Zalbach. Die einen benannten sich nach dem hier vorbeiziehenden römischen Aquädukt, die
anderen waren Insassen des benachbarten Ortes Zahlbach. Beide Familien werden wohl Hof-
und Grundbesitzer im Hl. Tal gewesen sein.
Sodann fanden sich in Dalheim Grabsteine der vornehmsten Mainzer Patrizier, auch einiger
Mitglieder der Stadtregierung (Nr. 676, 700) und ihrer Frauen (Nr. 687). Ob allerdings ein
tieferer Grund vorliegt, daß die in Dalheim begrabenen Familien zum Lindenfels, zum Reb-
stock, zum Weidenhof, zum goldenen Schaf alle Nachbarn aus dem Gebiet um die Korbgasse
sind, läßt sich schwer sagen. Bei den Grabsteinen nach 1300 fällt auf, daß ihr einziger Schmuck
der Wappenschild ist, sowohl bei Patriziern wie bei den Rittern. Wir sind bei Dalheim in der
günstigen Lage, fast alle Grabsteine aus Zeichnungen zu kennen.
Deutschhauskapelle St. Elisabeth
Die Deutschordenskommende lag in der Nordwestecke der Stadtmauer, teilweise reichte sie
noch in das Gebiet des barocken Deutschhauses (jetzt Landtagsgebäude) hinein1.
Der Orden wird im Anfang des 13. Jahrhunderts erstmalig in Mainz erwähnt. Die gotische
Kirche wurde 1314 begonnen, wovon uns die Inschrift überliefert ist (Nr. 692). Auf einem
Grundriß des alten Deutschhauses erkennen wir ihre Lage und Größe, auf den Stadtansichten
ragt ihr gotischer Chor und das Schiff, von einem großen Dach mit Dachreiter bekrönt über
die rheinseitige Stadtmauer. Der ganze alte Gebäudekomplex mußte dem neuen Deutschhause
weichen, das 1729—32 errichtet wurde2.
Einige wenige Grabsteine von Ordenskomturen und Rittern sind uns überliefert (Nr. 775,
1036, 1192). Ein langes Gebet zur hl. Elisabeth in Gedichtform wird hier nicht wiedergegeben,
da es geschrieben war und somit nicht als Inschrift zu betrachten ist (Nr. 1531).
Dominikaner
Das Mainzer Dominikanerkloster 3 lag an der Stelle des späteren Häuserquadrates Domini-
kanerstraße, Fuststraße, Gymnasiumstraße, Insel, also nordwestlich vom Dom, zwischen die-
sem und dem Dietmarkt (Schillerplatz). Das Kloster wurde noch im 13. Jahrhundert gegrün-
det, also nicht lange nach der Entstehung des Ordens. Die frühen Baudaten der Kirche
gehen wohl auf erst später angebrachte Inschriften zurück, die die Gründung des Mainzer
Klosters möglichst hoch hinaufsetzen wollten. Die Inschrift für den Mainzer Patrizier und
Gründer des rheinischen Städtebundes Arnold von Walpod ist wohl auch erst später erdichtet
(Nr. 671). Tatsächlich ist die Kirche wohl erst um und nach 1300 errichtet worden. Sie war
mit ihrem Kreuzgang der bevorzugte Begräbnisplatz der Mainzer Patrizier. Davon würde
allein schon das Totenbuch der Mainzer Dominikaner zeugen, wenn nicht eine Reihe von
Zeichnungen und Abschriften von den Grabsteinen berichten würde. Allerdings verschieben
diese das Bild sehr zugunsten der Familie zum Jungen, deren Epitaphienbuch uns die Mehr-
zahl der Inschriften überliefert. Nach der Stiftsfehde und der Vertreibung des Patriziats wur-
den diese in der Dominikanerkirche ebenso wie in mancher anderen Mainzer Kirche vom
Adel abgelöst, von dem eine stattliche Reihe bei den Dominikanern beerdigt ist.
Von den Ordensmännern kennen wir nur wenige Grabsteine und zwar hauptsächlich die
von besonders hervorragenden Mitgliedern des Klosters. Außer den Inschriften von zwei
Weihbischöfen (Nr. 931, 934) haben wir noch die des bekannten Bibelübersetzers Dietenber-
ger (Nr. 1174) sowie von einigen Prioren des Ordens. Von einer Wiederherstellung der Kirche
im Jahre 1609 berichteten Wandinschriften, die unter Fresken standen (Nr. 1420—22).
Bei der Beschießung von Mainz 1793 brannten Kirche und Kloster ab und wurden im 19.
Jahrhundert völlig abgetragen. Von den Kunstwerken und Inschriftträgern des Domini-
kanerklosters blieb nichts erhalten.
1 Wagner=Schneider II S. 291. — 2 Neeb in MZ V, 1910 S. 23. — 3 Kdm. Kirchen S. 86. —
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