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Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0156
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113 Kreuzgang Grabstein des Johann Spiegel f 29. XI. 1428
und seiner Frau f 15. VI. 1428 und Tochter Dorothea f 13. VIII. 1428. Im Ostflügel
im 3. Joch von Norden (Joch 22). Auf dem ebenen Stein stand oben in alten Buch-
staben :
Anno Domini MCCCCXXVIII die xxix. novem. 0
Joan Spiegel xv. mens, jnnii 0. Ger uxor sua eod. ao
xiii die mcnsis aug. 0 Dorothea filia ejus, quorum animae
requiescant in pace.
Nachträglich wurde unter diesem Stein 1607. AMS. bestattet.
Bourdon Nr. 188. a

114 Kapitelstube

Wappenfenster

1429

Bourdon berichtet, daß in den Fenstern der großen Kapitelstube (in maiori capituli
hypocausto), die im Beginn des 14. (richtiger 15.) Jahrhunderts zusammen mit dem
Klaustrum (dabei auch der Kreuzgang) errichtet wurde, viele und sehr alte Wappen
zu sehen waren. Diese zeigten mehrere Kanoniker aus derselben Familie an. Er meint,
daß diese nicht alle zur gleichen Zeit dem Domkapitel angehörten, sondern es müßten
Personen dabei sein, die über 100 Jahre später Kapitulare waren. Daraus sei zu
schließen, daß einige Gläser im Laufe der vergangenen dreihundert Jahre zerbrochen
und durch andere ersetzt worden seien. Bourdon bemerkt noch, daß wegen der Be-
schädigungen und des Bruches die „Sentenzen“, die um die Wappenschilde der Suf-
fraganbistümer standen, kaum mehr lesbar waren.
Dies stimmt auch, denn die folgenden von Bourdon wiedergegebenen Sätze lassen sich
nur nach Verbesserung oder oft überhaupt nicht enträtseln. Trotzdem stellte O.
Schumann fest, daß es insgesamt 15 Doppelzeiler sind, und zwar anscheinend durch-
weg gereimte Hexameter. Von diesen Verspaaren sind Collaterales diejenigen über
Straßburg, St. Martin, Erzbischof Konrad von Daun, Eichstätt, Konstanz, Hildes-
heim, vielleicht noch Würzburg und Verden, und wenn man umstellt, auch Halber-
stadt. Unisoni sind die Verse über Chur. Paare von Leoninern sind die Verse über
Paderborn, Speyer, Worms, Erzbistum Mainz und vermutlich Augsburg.
Die Anordnung der Fenster war so, daß es entweder dreiteilige Fenster mit drei Glas-
scheiben waren, auf jedem Fensterflügel war dann ein Suffraganwappen, seitlich be-
gleitet von 4 Wappen, meist solchen des Domkapitels oder der Kanoniker. Oder es
waren einfache Fenster, wo in jedem Fensterflügel drei Suffraganwappen unterein-
ander saßen.
Trotz aller Mängel der Überlieferung muß auch dieser Beitrag zur Mainzer Kunst-
geschichte als wertvoll angesehen werden, da von der sicher sehr reichen Glasmalerei
in Mainz nichts übriggeb lieben und kaum etwas überliefert ist. Diese Wappen-
scheiben muß man sich wohl sehr reich vorstellen.
Die Datierung läßt sich aus dem Regierungsdatum des Erzbischofs Konrad v. Daun
1419—34 gewinnen und aus den Daten der einzelnen Kanoniker. Allerdings im letzten
Falle nicht mit so großer Sicherheit, denn einmal steht es nicht immer fest, ob wirk-
lich der Kanoniker mit dem Wappen gemeint war, den Bourdon angibt, und zweitens
kann auch einer oder der andere schon als Domizellar einige Jahre früher vielleicht
in die Fenster gekommen sein. Demnach käme das Jahr 1429 am ehesten in Frage, da
hier Kanoniker aufgenommen und auch abgegangen sind. Die beiden Scharfensteiner
im 4. Fenster liegen zeitlich allerdings vorher und wollen nicht recht in das Gesamt-
bild passen. Man hat aber trotz mancher Unstimmigkeiten den Eindruck, daß alle
Fenster aus der gleichen Zeit stammen.

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