Inschriften des 16. Jahrhunderts
1036 Deutschhauskirche Grabstein des Eberhard Cronenberger f 1500
Lag nach Gamans vor dem Hochaltar: Frater EBERHARDVS Cronenberger. Anno MCCCCC.
Fragmenta Gamans f. 161 — Gudenus III S. 187 Nr. 82. — A
1037 St. Stephan Wandtabernakel 1500
Auf dem unteren wasserschlagähnlichen Gesims steht auf der Oberseite (Sehr. 10 cm):
ANNO • IVBILEI • MCCCCC
Unter diesem Gesims sind zwei Wappen angebracht, von denen das linke heute fehlt. Das
rechte zeigt einen dreiblättrigen Zweig. Die gleichen Wappen kamen auf dem 1943 zerstörten
Hängeschlußstein des Kreuzgangnordflügels zusammen mit der Jahreszahl 1499 vor. Der
Tabernakel ist ein rechteckiger, von Stabwerk gerahmter Behälter, über dem sich ein Kiel-
bogen erhebt. Seitlich ist er von den Figuren des hl. Stephanus und der hl. Magdalena, den
beiden Kirchenpatronen flankiert.
Die Tür des Wandtabernakels aus vergoldeter reicher Schmiedeeisenarbeit mit Symbo-
len von Brot (Ähren) und Weintrauben entstammt der Mitte des 18. Jhdts. Die Schrift ist mit
flachem Grunde eingehauen. Zur Füllung der Zeile hat man die Zahl 500 nicht als D, sondern
als CCCCC gebracht. Alte Farbspuren sind wegen des deckenden Ölanstrichs nicht zu er-
kennen. Dieser Wandtabernakel diente, wie Gamans nach dem Liber anniversariorum basili-
cae S. Stephani angibt, der Unterbringung von Reliquien1. Nach der späteren Tabernakeltür
muß aber der Behälter mindestens vom 18. Jhdt. ab als Sakramentshaus verwandt worden sein.
Der Dekan Johann Fust, ein Sohn des bekannten Frühdruckers (f 1501 Nr. 1043) stiftete
den Wandtabernakel. Leider knüpft sich daran für das Stephansstift ein verhängnisvolles
Ereignis. Ein Steinmetz Leonhard aus Cornelimünster, der an dem Wandtabernakel arbeitete,
erbrach einen Behälter im Hochaltar und stahl daraus das Haupt der hl. Anna, der Mutter
Marias, mit seinem Schrein. Der Steinmetz übergab die kostbare Reliquie, von Reue getrieben,
den Franziskanern zu Düren, damit diese sie nach Mainz zurückgäben. Trotz aller Bemühun-
gen des Stiftes, des Erzbischofs, des Kaisers und Papstes hielten die Dürener die Reliquien zurück,
bis man sie schließlich in ihrem Besitz ließ2. Klingelschmitt schreibt den Wandtabernakel dem
Erbauer des Stephans-Kreuzgangs, dem Meister Valentinus zu3. Von einer Wiederherstellung,
vielleicht farbigen Fassung, stammte die unten aufgemalte Inschrift, die nur von Polius4 über-
liefert wird:
RENOVA TVM ANNO DOMINI MDCIII.
Würdtweinsches Epitaphienbuch f. 17. - Klein, St. Stephan S. 15. — Falk in: ZVM. III (1883) S. 301. —
1 Falk, Necrologia Moguntina in: Neues Archiv Bd. 19 (1894) S. 698/99.
2 Joannis II S. 572. — F. Arens, Zum 450. Jubiläum eines großen Diebstahls. In: Mainzer Kalender 1950 S. 20.
3 Klingelschmitt, Magister Valentinus S. 7, 81, Taf. 6. —
4 Jakob Polius, Exegeticon historicum s. Annae (Köln, Gisbert Clemens 1640) S. 256. A
1038 Franziskaner Grabmal des Johannes Bruss zum Vogelsang J 2. II. 1500
Auf der linken Seite beim Laurentiusaltar auf einer Tafel:
/■ Anno Virginei paytus 1500 secunda februarij obijt venerandus ac egregius sacrarum artium
ac medicinae Doctor Dnus Joannes Bruss dictus zum Vogelgesangk, cuius animam Judex in
parte dextra collocandis connumerare dignetur Dnus noster Jesus Christus. Amen.
Sim 2. Februar 1500 flarb ber eftrinürbige unb vortreffliche ©öfter ber heiligen fünfte unb ber SHebqin,
•berr Johannes 35rufj, genannt jum SSogelgefang, beffen Seele alö dichter unfer -berr 3efuö Shrijluö roürbig be*
finben möge, fie ben an feiner Rechten jh SJerfammelnben l>in$u$U5äI>Ien. Simen.
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1036 Deutschhauskirche Grabstein des Eberhard Cronenberger f 1500
Lag nach Gamans vor dem Hochaltar: Frater EBERHARDVS Cronenberger. Anno MCCCCC.
Fragmenta Gamans f. 161 — Gudenus III S. 187 Nr. 82. — A
1037 St. Stephan Wandtabernakel 1500
Auf dem unteren wasserschlagähnlichen Gesims steht auf der Oberseite (Sehr. 10 cm):
ANNO • IVBILEI • MCCCCC
Unter diesem Gesims sind zwei Wappen angebracht, von denen das linke heute fehlt. Das
rechte zeigt einen dreiblättrigen Zweig. Die gleichen Wappen kamen auf dem 1943 zerstörten
Hängeschlußstein des Kreuzgangnordflügels zusammen mit der Jahreszahl 1499 vor. Der
Tabernakel ist ein rechteckiger, von Stabwerk gerahmter Behälter, über dem sich ein Kiel-
bogen erhebt. Seitlich ist er von den Figuren des hl. Stephanus und der hl. Magdalena, den
beiden Kirchenpatronen flankiert.
Die Tür des Wandtabernakels aus vergoldeter reicher Schmiedeeisenarbeit mit Symbo-
len von Brot (Ähren) und Weintrauben entstammt der Mitte des 18. Jhdts. Die Schrift ist mit
flachem Grunde eingehauen. Zur Füllung der Zeile hat man die Zahl 500 nicht als D, sondern
als CCCCC gebracht. Alte Farbspuren sind wegen des deckenden Ölanstrichs nicht zu er-
kennen. Dieser Wandtabernakel diente, wie Gamans nach dem Liber anniversariorum basili-
cae S. Stephani angibt, der Unterbringung von Reliquien1. Nach der späteren Tabernakeltür
muß aber der Behälter mindestens vom 18. Jhdt. ab als Sakramentshaus verwandt worden sein.
Der Dekan Johann Fust, ein Sohn des bekannten Frühdruckers (f 1501 Nr. 1043) stiftete
den Wandtabernakel. Leider knüpft sich daran für das Stephansstift ein verhängnisvolles
Ereignis. Ein Steinmetz Leonhard aus Cornelimünster, der an dem Wandtabernakel arbeitete,
erbrach einen Behälter im Hochaltar und stahl daraus das Haupt der hl. Anna, der Mutter
Marias, mit seinem Schrein. Der Steinmetz übergab die kostbare Reliquie, von Reue getrieben,
den Franziskanern zu Düren, damit diese sie nach Mainz zurückgäben. Trotz aller Bemühun-
gen des Stiftes, des Erzbischofs, des Kaisers und Papstes hielten die Dürener die Reliquien zurück,
bis man sie schließlich in ihrem Besitz ließ2. Klingelschmitt schreibt den Wandtabernakel dem
Erbauer des Stephans-Kreuzgangs, dem Meister Valentinus zu3. Von einer Wiederherstellung,
vielleicht farbigen Fassung, stammte die unten aufgemalte Inschrift, die nur von Polius4 über-
liefert wird:
RENOVA TVM ANNO DOMINI MDCIII.
Würdtweinsches Epitaphienbuch f. 17. - Klein, St. Stephan S. 15. — Falk in: ZVM. III (1883) S. 301. —
1 Falk, Necrologia Moguntina in: Neues Archiv Bd. 19 (1894) S. 698/99.
2 Joannis II S. 572. — F. Arens, Zum 450. Jubiläum eines großen Diebstahls. In: Mainzer Kalender 1950 S. 20.
3 Klingelschmitt, Magister Valentinus S. 7, 81, Taf. 6. —
4 Jakob Polius, Exegeticon historicum s. Annae (Köln, Gisbert Clemens 1640) S. 256. A
1038 Franziskaner Grabmal des Johannes Bruss zum Vogelsang J 2. II. 1500
Auf der linken Seite beim Laurentiusaltar auf einer Tafel:
/■ Anno Virginei paytus 1500 secunda februarij obijt venerandus ac egregius sacrarum artium
ac medicinae Doctor Dnus Joannes Bruss dictus zum Vogelgesangk, cuius animam Judex in
parte dextra collocandis connumerare dignetur Dnus noster Jesus Christus. Amen.
Sim 2. Februar 1500 flarb ber eftrinürbige unb vortreffliche ©öfter ber heiligen fünfte unb ber SHebqin,
•berr Johannes 35rufj, genannt jum SSogelgefang, beffen Seele alö dichter unfer -berr 3efuö Shrijluö roürbig be*
finben möge, fie ben an feiner Rechten jh SJerfammelnben l>in$u$U5äI>Ien. Simen.
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