Ain häufigsten erscheint jedoch auf den Säulen der Satz, der den Stifter und das Jahr nennt,
sowie die Tatsache der Errichtung anführt (Nr. 1). Ein einziges Mal (Nr. 79) wird auch der Stein-
metz erwähnt, er stammt bezeichnenderweise aus St. Margarethen, wo sich bedeutende Sandstein-
brüche befanden. Dieser Typ wird erweitert um den Zusatz „Gott zu Lob und Ehr“ oder er nennt
die Heiligen, denen im besonderen das Wegkreuz gewidmet ist (Nr. 2).
Die meisten Wegkreuze führen im Volksmunde besondere Namen. Die Richtigkeit dieser Tradition
wird oft bestätigt durch den Text oder ein Attribut der Darstellung. Nr. 6 wurde „Bäckenkreuz“
genannt; es weist als Hauszeichen eine Brezel auf; offenbar war der Stifter ein Bäcker.Wegkreuze,
die den Pestheiligen Rochus und Sebastian geweiht sind, heißen bald Sebastiankreuz (Nr. 100), bald
einfach Pestkreuz (Nr. 8, 20 u. a.), oder sie wurden in Verbindung mit den feindlichen Einfällen
der Kuruzzen, d. h. Türken, auch Kuruzzenkreuz genannt (Nr. 7). Das Ecce-homo-Kreuz (Nr. 62)
erhielt seinen Namen nach der figürlichen Darstellung.
Auffallend ungleichmäßig ist die räumliche Verteilung der 32 älteren Wegkreuze; während das
südliche Burgenland überhaupt keine Steinsäulen vor 1650 besitzt, befinden sich allein im Bezirk
von Neusiedl und Eisenstadt 24. Im waldarmen nördlichen Landesteil verwendete man als Material
eben den Sandstein aus den Brüchen von St. Margarethen und Höflein. Der Transport bot in dem
ebenen Gelände kaum Schwierigkeiten; wurde doch dieser Sandstein sogar ausgeführt und unter
anderem beim Bau des Wiener St. Stefansdomes verwendet. Im südlichen Burgenland dagegen er-
richtete man Wegkreuze aus Holz, das bald verwitterte und leicht ersetzt werden konnte. Im an-
grenzenden Niederösterreich finden wir übrigens ähnliche Verhältnisse.
Leider sind uns die wenigsten Kreuze im ursprünglichen Zustand erhalten. Wind und Wetter zer-
störten die freistehenden Sandsteindenkmäler und die späteren Besitzer setzten ihre Ehre darein,
die Steine immer wieder zu tünchen und auszubessern. Fast immer sind über solche Restaurie-
rungen genaue Angaben gemacht (Nr. 3 u. a.). Da diese Ausbesserungen aber zumeist von orts-
ansässigen, unkundigen Handwerkern vorgenommen wurden, wurden die oft schon schwer les-
baren Inschriften unsachgemäß nachgezogen (Nr. 68) und ganz verdorben; die alten Figuren
wurden entfernt und durch moderne Fabriksware ersetzt (Nr. 68).
Jahreszahlen. Der Gebrauch der arabischen Ziffern schwankte bis zum Beginn des 16. Jahr-
hunderts. Römische und arabische Ziffern wurden gemischt: ,,MCCCC9V“ (Nr. 29), „M.V.15“
(Nr. 30), ,,MCCCCO9°“ (Nr. 118); der Stellenwert wurde in all diesen Fällen nur mangelhaft aus-
gedrückt; aber selbst noch 1535 finden wir auf einer Glocke dieselbe sorglose Art: „MVXXXV“
(Nr. 112). Die Ziffer „4“ steht auf einer Tuchschere in Pinkafeld beide Male verkehrt (Nr. 121)
und die kleinen hochgestellten ,,°“ sind die Abkürzung der Ablativendungen der lateinischen
Zahlenwerte: „1^7°“ (1450) in Nr. 123 und „10^012“ (1512) in Nr. 124. Eine Zwischenstufe
zwischen der alten liegenden Form der Sieben (/\) und unserer gebräuchlichen Form ist die auf-
gerichtete Sieben (“]) in Nr. 19 vom Jahre 1647.
Späterhin wurden römische und arabische Ziffern streng geschieden.
Einmal wurde statt „1621“ nur „621“ (Nr. 38) gesetzt; eine solche Abkürzung ist durchaus üb-
lich. Ebenso kommt die Abkürzung der Monatsnamen, wie „9bris“ (Nr. 65), gelegentlich im 17.
Jahrhundert auch außerhalb des Burgenlandes vor.
Das Latein. Der Phrasenschatz und die Wahl der Bilder in den lateinischen Inschriften zeigen,
daß die gebildeten Kreise, der Adel und das gehobene Bürgertum, mit der klassischen Antike
wohl vertraut waren.
Wiederholt begegnen uns in den Grabinschriften die Phrasen aus römischen Inschriften; vor
allem in Nr. 73 heißt es: „humus condit“, „hac urna requiescis“; „ante diem ademptus“ ist ein
typischer Gedanke, der in römischen Grabinschriften oftmals wiederkehrt, dann „petis alti sidera
caeli“, „summo illatus Olympo“. In Nr. 127 steht der Ausdruck „me sors laeta tulit“. Die Rech-
nung nach Lustren wurde ebenfalls angewendet.
Zweimal (Nr. 23,101) steht am Beginn der Inschrift die klassische Formel: „Deo OptimoMaximo“.
Noch deutlicher aber wird die Vertrautheit mit antiken Vorstellungen und Bildern, wenn es in
Nr. 35 „Juppiter rector altus Olympi“ heißt oder wenn in Nr. 73 das Bild „illatus summo Olympo“
gebraucht wird.
In Nr. 6 und 95 redet das Denkmal in der 1. Person, eine Gewohnheit, die sich ebenfalls in an-
tiken Inschriften findet.
Die Verse sind meist fehlerlos und nach den antiken metrischen Gesetzen gebaut (Nr. 73).
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sowie die Tatsache der Errichtung anführt (Nr. 1). Ein einziges Mal (Nr. 79) wird auch der Stein-
metz erwähnt, er stammt bezeichnenderweise aus St. Margarethen, wo sich bedeutende Sandstein-
brüche befanden. Dieser Typ wird erweitert um den Zusatz „Gott zu Lob und Ehr“ oder er nennt
die Heiligen, denen im besonderen das Wegkreuz gewidmet ist (Nr. 2).
Die meisten Wegkreuze führen im Volksmunde besondere Namen. Die Richtigkeit dieser Tradition
wird oft bestätigt durch den Text oder ein Attribut der Darstellung. Nr. 6 wurde „Bäckenkreuz“
genannt; es weist als Hauszeichen eine Brezel auf; offenbar war der Stifter ein Bäcker.Wegkreuze,
die den Pestheiligen Rochus und Sebastian geweiht sind, heißen bald Sebastiankreuz (Nr. 100), bald
einfach Pestkreuz (Nr. 8, 20 u. a.), oder sie wurden in Verbindung mit den feindlichen Einfällen
der Kuruzzen, d. h. Türken, auch Kuruzzenkreuz genannt (Nr. 7). Das Ecce-homo-Kreuz (Nr. 62)
erhielt seinen Namen nach der figürlichen Darstellung.
Auffallend ungleichmäßig ist die räumliche Verteilung der 32 älteren Wegkreuze; während das
südliche Burgenland überhaupt keine Steinsäulen vor 1650 besitzt, befinden sich allein im Bezirk
von Neusiedl und Eisenstadt 24. Im waldarmen nördlichen Landesteil verwendete man als Material
eben den Sandstein aus den Brüchen von St. Margarethen und Höflein. Der Transport bot in dem
ebenen Gelände kaum Schwierigkeiten; wurde doch dieser Sandstein sogar ausgeführt und unter
anderem beim Bau des Wiener St. Stefansdomes verwendet. Im südlichen Burgenland dagegen er-
richtete man Wegkreuze aus Holz, das bald verwitterte und leicht ersetzt werden konnte. Im an-
grenzenden Niederösterreich finden wir übrigens ähnliche Verhältnisse.
Leider sind uns die wenigsten Kreuze im ursprünglichen Zustand erhalten. Wind und Wetter zer-
störten die freistehenden Sandsteindenkmäler und die späteren Besitzer setzten ihre Ehre darein,
die Steine immer wieder zu tünchen und auszubessern. Fast immer sind über solche Restaurie-
rungen genaue Angaben gemacht (Nr. 3 u. a.). Da diese Ausbesserungen aber zumeist von orts-
ansässigen, unkundigen Handwerkern vorgenommen wurden, wurden die oft schon schwer les-
baren Inschriften unsachgemäß nachgezogen (Nr. 68) und ganz verdorben; die alten Figuren
wurden entfernt und durch moderne Fabriksware ersetzt (Nr. 68).
Jahreszahlen. Der Gebrauch der arabischen Ziffern schwankte bis zum Beginn des 16. Jahr-
hunderts. Römische und arabische Ziffern wurden gemischt: ,,MCCCC9V“ (Nr. 29), „M.V.15“
(Nr. 30), ,,MCCCCO9°“ (Nr. 118); der Stellenwert wurde in all diesen Fällen nur mangelhaft aus-
gedrückt; aber selbst noch 1535 finden wir auf einer Glocke dieselbe sorglose Art: „MVXXXV“
(Nr. 112). Die Ziffer „4“ steht auf einer Tuchschere in Pinkafeld beide Male verkehrt (Nr. 121)
und die kleinen hochgestellten ,,°“ sind die Abkürzung der Ablativendungen der lateinischen
Zahlenwerte: „1^7°“ (1450) in Nr. 123 und „10^012“ (1512) in Nr. 124. Eine Zwischenstufe
zwischen der alten liegenden Form der Sieben (/\) und unserer gebräuchlichen Form ist die auf-
gerichtete Sieben (“]) in Nr. 19 vom Jahre 1647.
Späterhin wurden römische und arabische Ziffern streng geschieden.
Einmal wurde statt „1621“ nur „621“ (Nr. 38) gesetzt; eine solche Abkürzung ist durchaus üb-
lich. Ebenso kommt die Abkürzung der Monatsnamen, wie „9bris“ (Nr. 65), gelegentlich im 17.
Jahrhundert auch außerhalb des Burgenlandes vor.
Das Latein. Der Phrasenschatz und die Wahl der Bilder in den lateinischen Inschriften zeigen,
daß die gebildeten Kreise, der Adel und das gehobene Bürgertum, mit der klassischen Antike
wohl vertraut waren.
Wiederholt begegnen uns in den Grabinschriften die Phrasen aus römischen Inschriften; vor
allem in Nr. 73 heißt es: „humus condit“, „hac urna requiescis“; „ante diem ademptus“ ist ein
typischer Gedanke, der in römischen Grabinschriften oftmals wiederkehrt, dann „petis alti sidera
caeli“, „summo illatus Olympo“. In Nr. 127 steht der Ausdruck „me sors laeta tulit“. Die Rech-
nung nach Lustren wurde ebenfalls angewendet.
Zweimal (Nr. 23,101) steht am Beginn der Inschrift die klassische Formel: „Deo OptimoMaximo“.
Noch deutlicher aber wird die Vertrautheit mit antiken Vorstellungen und Bildern, wenn es in
Nr. 35 „Juppiter rector altus Olympi“ heißt oder wenn in Nr. 73 das Bild „illatus summo Olympo“
gebraucht wird.
In Nr. 6 und 95 redet das Denkmal in der 1. Person, eine Gewohnheit, die sich ebenfalls in an-
tiken Inschriften findet.
Die Verse sind meist fehlerlos und nach den antiken metrischen Gesetzen gebaut (Nr. 73).
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