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Arens, Fritz [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 4 : Münchener Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Wimpfen am Neckar — Stuttgart: Druckenmüller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.45635#0014
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Eine künstlerisch wertvolle Bereicherung unter den Wimpfener Inschriften stellen diejenigen
mit erhabenen Buchstaben dar, die durchweg sehr sorgfältig ausgeführt sind. Eigenartigerweise
sind aus drei Jahrhunderten je ein bis zwei Beispiele vorhanden. Erstaunlich früh in der Unzial-
schrift der Grabstein des Pfarrer Hugo von Neudenau 1338, das Nordportal der Kornelien-
kirche in Minuskel und die zwei Grabsteine der beiden Johann Hailmann, 1537 und 1543,
die wieder die alte Unzial-Schrift in einer ganz reichen, verzierten Form aufgreifen.
Die Fraktur, die in den protestantischen Gegenden mit ihren deutschen Inschrifttexten vor-
wiegt, wird in Wimpfen schon früh benutzt, an dem Tympanon der Stiftskirche kommt sie
1586 vor (in Mainz 1578. Arens, Mainzer Inschriften Nr. 480).
Die Dominikanerkirche
Auch hier treffen wir keine frühen Inschriften, da das Kloster erst in der Mitte des 13. Jhs.
gegründet wurde. Die ältesten stehen auf den nach Erbach gelangten Glasfenstern. Die wenigen
Grabsteine beginnen erst mit dem 14. Jh. Sie gehören meistens Adligen, die diese Kirche als
Grablege bevorzugten. Solche von Prioren des Klosters kommen erst von 1668 ab vor. Mönche
erhielten im allgemeinen keine Grabsteine bis in das 18. Jh., wo die Gruftverschlüsse mit ihren
aufgemalten Texten und Fußbodenplättchen (Nr. 297, 299) die ersten Beispiele sind. Das
strenge Armutsideal des Bettelordens verbot offenbar die monumentale Verewigung des
Andenkens der Dominikaner.
Dafür besitzt die Kirche zwei künstlerisch ausgezeichnete Denkmäler von Adligen. Diese sind
wohl beide von auswärtigen Künstlern angefertigt, zumal sie sonst in Wimpfen keine Paral-
lelen haben.
Die Stadtkirche St. Maria

Auch hier ist zunächst festzustellen, daß, wie bei der Stiftskirche, der Neubau der Stadtkirche
1489—1516 die meisten älteren Grabsteine verschlungen haben dürfte. Die wenigen, die noch
aus der Zeit vor 1500 erhalten sind, werden vielleicht in dem zu Ende des 13. Jhs. errichteten
Chor gelegen haben, der bestehen blieb.
Aus der Zeit, als die Stadtkirche noch dem katholischen Kultus diente, sind außer dem Fresko
des 14. Jhs. in der Sakristei, dem Sakramentshäuschen und der Bauinschrift von 1492, sowie
einigen Ausstattungsstücken des frühen 16. Jhs. und als künstlerisch bedeutendem sowie
monumentalen Werk, der Kreuzigungsgruppe mit ihrer Antiqua-Inschrift, nur einige Grab-
steine und Epitaphien von Geistlichen, besonders Altaristen und Bürgermeistern erhalten.
Nachdem die Bürgerschaft allmählich lutherisch geworden war, benutzten die Anhänger der
neuen Lehre ab 1570 die Stadtkirche gemeinsam mit den Katholiken. Eine Zeitlang wurde der
lutherische Gottesdienst dann im Langhaus der Dominikanerkirche gehalten, bis die Lutheraner
auf Grund von Streitigkeiten mit den Dominikanern 1588 die Stadtkirche endgültig und allein
für sich in Anspruch nahmen (Frohnhäuser S. 152). Es folgen als die, denen die Grabmäler
gewidmet sind, die evangelischen Geistlichen, die Bürgermeister und Ratsmitglieder der Reichs-
stadt, welche auch die geistliche Aufsicht und die Baulast der Stadtkirche hatte, einige Adlige,
wozu auch die zwei Bestattungen der Schlacht bei Wimpfen zu rechnen sind, und sonstige An-
gehörige führender Familien. In technischer Hinsicht sind drei Gruppen von Epitaphien recht
interessant und verhältnismäßig selten:
Zuerst die beiden Bronzeplatten der Altaristen, die nur als Inschriftenträger gedacht sind, aus
der Mitte des 16. Jhs. Es folgen die drei gußeisernen Platten, die hinsichtlich ihres Materials
als Seltenheiten anzusehen sind und trotz dessen Sprödigkeit in ihrer künstlerischen Gestaltung
befriedigend ausgefallen sind. Und schließlich die zahlreichen gemalten Holzepitaphien, die
noch in der katholischen Zeit einsetzten, um sich in der lutherischen Periode in sehr inter-
essanter Weise fortzuentwickeln. Zwei davon tragen kleine Papier-mache-Reliefs, die sonst
recht selten erhalten sind (Nr. 216, 246).
Dieser reiche Besitz an künstlerisch meist guten Epitaphien vom 16.-—18. Jh. zeichnet die
Stadtkirche vor vielen Kirchen der weiteren Umgebung aus. Da die kleinen Grabdenkmäler
besonders zu Anfang von 1574 ab, in kurzen Abständen aufeinander folgen, läßt sich die
Entwicklung der Schrift, der Darstellung und der Weg von einem Bild zur mehrteiligen, altar-
ähnlichen Form mit Architekturteilen verfolgen. Hier kommt die Frakturschrift um 1580

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