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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 4 : Münchener Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Wimpfen am Neckar — Stuttgart: Druckenmüller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.45635#0015
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auf (in Mainz 1578, vgl. Arens, Mainzer Inschriften Nr. 479. — Vielleicht ist das Epitaph
Barthel auch etwas später entstanden, Nr. 182). Von der Darstellung geläufiger Szenen des
Neuen Testaments führt die Entwicklung immer mehr zur Betonung der Persönlichkeit des
Verstorbenen in Verbindung mit einer nicht immer leicht zu begreifenden Symbolik, die z. B.
auf dem Epitaph Glocker in der Inschrift gedeutet wird. Am Ende bleibt das Portrait übrig,
wie das von Pfarrer Winkler überliefert ist (Nr. 308).
Aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege sind nur wenige Epitaphien erhalten, was durch
die starke Verarmung Wimpfens verursacht sein dürfte. Vielleicht hat auch die zunehmende
Sitte des Begrabens auf dem alten Friedhof außerhalb der Stadt den Wunsch nach einem
Epitaph in der Kirche zurücktreten lassen.
Erhaltung und Fundorte der Inschriften in Wimpfen
Ein eigentümliches Schicksal hat über den meisten Inschriftträgern in Wimpfen gewaltet. Sie
befinden sich, soweit sie nicht unbedingt mit einem Bauwerk fest verbunden sind, in der Mehr-
zahl nicht mehr an alter Stelle. Das gilt besonders für die Grabsteine.
Die Ritterstiftskirche wurde 1809 zum ersten Mal neu mit Platten ausgelegt. Lorent (S. 291)
berichtet, daß man damals die meisten Grabsteine zu Reparaturen verarbeitete oder zu an-
deren Zwecken entfernte (vgl. Nr. 6, 36, 71, 149, 168), wobei eine Reihe von Grabsteinen,
die Lorent aufzählt, im nördlichen Q'uerarm als Fußbodenbelag vereinigt wurden. Im Kreuz-
gang lagen um 1870 noch Grabsteine im Boden, manche waren auch abhanden gekommen,
im Westflügel waren solche aus der Kirche übereinander gestapelt (Lorent S. 298, 300).
1897 wurde in der Kirche ein neuer Steinplattenbelag gelegt, der Kreuzgang folgte an-
schließend. Dabei mußten alle bis dahin liegenden Grabsteine aufgehoben werden.
Bei der Sitzung am 22. VI. 1901 faßte der Kunstrat für die Wiederherstellung der Stiftskirche
den Beschluß, die Grabsteine in den Fußboden des Kreuzgangs zu verlegen (Zeller Sp. 32).
Auf bei Zeller (Taf. XXXI) abgebildeten Photos stehen sie zum Teil noch vorläufig angelehnt
an der Fensterwand, zum Teil sind sie auch schon in die Mauer eingelassen. Sie sind dann alle
in die Wände des Kreuzganges versetzt worden, was einer großen Zahl davon besonders im
Ostflügel zum Verhängnis gereicht. Das bei der Nähe des Neckars hohe Grundwasser und die
nunmehr senkrechte Stellung der Steinschichten wirken zusammen, um die Grabsteine zerfallen
zu lassen. Manche, die der Verfasser 1943 noch ganz lesen konnte, sind nach 12 Jahren schon
teilweise zerstört.
Epitaphien finden sich in der Stiftskirche und im Kreuzgang nur sehr wenige. Das künst-
lerisch bedeutsamste ist dasjenige des Weihbischofs Nebel (Nr. 316), das aber auch nicht in
Wimpfen angefertigt ist. Die gemalten Altaraufsätze, die zugleich Epitaphien darstellen,
sind schon lange aus der Kirche entfernt und befanden sich bis zur Einrichtung als Kloster in
dem kleinen Museum, dem heutigen Refektorium. Sie sind nun auf der Wanderschaft von
einem Unterstellort zum anderen. Ihr Zustand ist nicht gut, besonders die Farbe ist völlig
trocken, ohne öl und Firnis. Kunst- und kulturgeschichtlich sind diese auf ein flaches Brett
gemalten Architekturen doch recht interessant. Sie erinnern etwa an die Kulissenmalerei des
barocken Theaters und sind in ihrer Bescheidenheit gleichzeitig ein Zeugnis für den Lebens-
standard der Stiftsgeistlichen.
Auch die Dominikanerkirche besitzt einen neuen Plattenboden. Lorent (S. 234) berichtet, daß
er 1861 gelegt wurde. An alter Stelle blieben damals nur einige Grabsteine, die sich unter dem
Ankleidetisch der Sakristei und unter dem etwas erhöhten Holzpodium vor diesem befinden.
Sie sind lange verborgen geblieben, bis sie Pfarrer Klein 1895 wiederfand und veröffentlichte.
Diese Begräbnisstätte ist deswegen recht bedeutsam, weil sie sich vor dem ehemaligen gotischen
Hochaltar befindet. Der barocke Altar wurde ein beträchtliches Stück weiter westlich errichtet,
so daß die Steine heute hinter dem Altar zu finden sind. Der ursprünglich bevorzugten Lage
im Raum entsprechend gehören diese Grabstätten meist hervorragenden Persönlichkeiten, die
als Prioren oder Laien einen höheren Rang innehatten (Nr. 40, 193, 252, 266). — Der Kreuz-
gang des Dominikanerklosters hat durch den Brand von 1907 und den anschließenden Wieder-
aufbau viel von seinem ursprünglichen Charakter und seiner Ausstattung verloren. Nur der
Nordflügel an der Kirche besitzt noch den alten Fußboden und damit auch Grabsteine,

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