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Kloos, Rudolf M. [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 5 : Münchener Reihe ; Band 1): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises München: mit 105 Abb. , 4 Lageskizzen u. 2 Karten — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.45636#0016
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wegen seiner Feinheit und Weichheit geschätzte Solnhofener Kalkstein. Der nur sehr selten ver-
wendete Schiefer dürfte Import aus dem Rheinischen Schiefergebirge sein, da sich im heutigen
Bayern nur im Frankenwald geringe Schiefervorkommen finden 1.

2. HISTORISCHER ÜBERBLICK
Die Stadt München
Die Geschichte der Stadt München 2 beginnt mit dem Handstreich Herzog Heinrichs des Löwen,
der die Isarbrücke des Freisinger Bischofs bei Föhring zerstörte und die wichtige Salzstraße über eine
Brücke bei dem neuerrichteten Markt München leitete. Die Urkunde vom 14. Juni 1158, in der
Kaiser Friedrich I. den Vergleich zwischen dem Weifenherzog und Otto von Freising bestätigte, stellt
die öffentliche Anerkennung des neuen Gemeinwesens durch die Reichsautorität dar. Auf die ho-
heits- und besitzrechtlichen Verhältnisse der Frühzeit, die noch immer nicht völlig geklärt sind,
braucht hier nicht näher eingegangen zu werden3. Der Umfang der ältesten Siedlung wird um-
schrieben durch Rosental, Färbergraben, Augustinerstraße, Schäfflerstraße, Schrammerstraße, Hof-
graben, Sparkassenstraße und Viktualienmarkt. Anfang des 14. Jahrhunderts erhielt die Stadt einen
neuen erweiterten Mauerring, bestimmt durch Angertor, Sendlingertor, Karlstor, Schwabingertor,
Kosttor, Isartor.
Nachdem das Herzogtum Bayern nach der Ächtung Heinrichs des Löwen 1180 an die Wittels-
bacher übergegangen war, erwirkte der Bischof von Freising eine Revision des Spruches von 1158,
die ihm größere Rechte an München zurückgab 4. Erst seit der Mitte des 13. Jahrhunderts gelang es
den Wittelsbachern, den freisingischen Einfluß wieder zurückzudrängen.
Als Herzog Ludwig der Strenge nach der Erbteilung von 1255 seinen Regierungssitz nach Mün-
chen verlegte, begann für die Stadt eine neue Epoche, die bereits unter dem gleichen Herzog eine
Reihe entscheidender Ereignisse brachte5: 1271 Errichtung einer zweiten Pfarrei bei U. L. Frau
neben der bisher einzigen Pfarrei St. Peter; Erbauung einer neuen St. Peterskirche, geweiht
1294 (?); Verlegung des Franziskanerklosters in die Nähe der herzoglichen Residenz und Berufung
der Klarissen in das Angerkloster 1284; Niederlassung der Augustinereremiten 1294 und schließlich
im Todesjahr Herzog Ludwigs die Bestätigung der bisherigen Rechte und Gewohnheiten in der
Handfeste Herzog Rudolfs I. von 1294. Hier ist der Grund gelegt für den großen Aufschwung der
Stadt in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, der sich äußerlich in der Erweiterung der Stadt-
grenzen, innerlich in der Ausbildung der Ratsverfassung 6 und im Stadtrechtsbuch von 1540, poli-
tisch in der Landstandschaft und dem Ansehen einer Königsstadt äußert. Mit dem Tode Kaiser Lud-
wigs des Bayern geht diese glückliche Epoche Münchens zu Ende.
Die inschriftliche Überlieferung setzt erst sehr spät am Ende dieser Zeit ein. Die Ursache hierfür
dürfte weniger in solchen Verheerungen wie dem großen Stadtbrand von 1527, als vielmehr in der

1 Vgl. O. M. Reis, Die Gesteine cler Münchner Bauten und Denkmäler, 1955.
2 Der historische Überblick soll lediglich dazu dienen, dem mit der Geschichte Münchens weniger vertrauten
Benutzer einen ersten Überblick über die wichtigsten Ereignisse zu geben, insbesondere soweit sie für die Epi-
graphik von Bedeutung sind. In gleichem Sinne sind die Literaturangaben zu verstehen. — Zum Folgenden vgl.
allgemein Dehio-Gall, Handbuch Oberbayern (1952) 1—4; Kdm. Stadt München, Einleitung 917—946; F. P.
Zauner, München (1914); Hauttmann-Karlinger, München (1922); F. Solleder, München im Mittelalter, 1958,
u. a. Zu beachten sind ferner auch die älteren Stadtbeschreibungen von Westenrieder, Burgholzer, Hübner und
Baumgartner (siehe Literaturverzeichnis).
3 Hierzu vgl. zuletzt R. Schaffer, An der Wiege Münchens, München 1950; J. Bärmann, Die Verfassungsge-
schichte Münchens im Mittelalter (1958); neuestens R. Schaffer, Die Frühgeschichte Münchens, Zeitschrift für
bayerische Landesgeschichte 21 (1958) 185—265 ; F.Tyroller, Die Anfänge Münchens, Freising [1958]; R.Bauer-
reiß, München-Altheim, in: Monachium, München 1958. Die einschlägigen Urkunden zur frühen Verfassungs-
geschichte Münchens bei P. Dirr, Denkmäler des Münchner Stadtrechts 1, 1954 und 1956; vgl. auch ders.,
Grundlagen der Münchner Stadtgeschichte, 1957.
4 Bärmann, Verfassungsgeschichte 110—122, hat wahrscheinlich gemacht, daß Freising die Rechte eines Stadt-
herrn ausübte.
5 Gegen die frühere Überschätzung der Bedeutung Ludwigs des Bayern für die Entwicklung der Stadt wendet
sich auch Dirr, Grundlagen 44.
6 Hierzu vgl. Bärmann, Verfassungsgeschichte; Dirr, Grundlagen; zum Münchner Patriziat siehe J. N. G. v.
Krenner, Über die Siegel vieler Münchner Bürger-Geschlechter, 1815; O. T. v. Hefner, Die Siegel und Wappen
der Münchner Geschlechter, Obb. Archiv 11, 55—127; F. Frhr. v. Karaisl, Zur Geschichte des Münchner Pa-
triziats, 1938.

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