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Kloos, Rudolf M. [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 5 : Münchener Reihe ; Band 1): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises München: mit 105 Abb. , 4 Lageskizzen u. 2 Karten — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.45636#0019
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die alte Marienkirche mit der östlich anschließenden Michaelskirche abgerissen wurde. Aus der
alten Marienkirche sind noch einige Grabsteine, Fenster und Glocken erhalten.
In der Frage, wer als Erbauer der neuen Frauenkirche von 1468 zu gelten habe, möchten wir
der Ansicht S. Riezlers zuneigen1, der Herzog Sigmund als Initiator nachwies, dessen Grundstein-
legung doch mehr als nur eine fromme Geste bedeutete. Dürfen wir schon einen gewissen Einfluß
Ludwigs IV. feststellen, so zeigen uns die Statuten des von Albrecht IV. 1492 an der Kirche errich-
teten Kollegiatstifts, daß der regierende Herzog nicht nur das Präsentationsrecht des Propstes, son-
dern auch des Pfarrers besaß 2. Durch die Errichtung des Kollegiatstifts wurde die Frauenkirche aus
der Jurisdiktion des Dekans von St. Peter herausgelöst.
Größere bauliche Veränderungen brachte nur die Zeit Maximilians I., als der Bennobogen er-
richtet und der Chorraum umgestaltet wurde. Für die inschriftliche Überlieferung bedeuten die
Jahre 1669-74 einen wichtigen Einschnitt, da die Frauenkirche damals einen neuen Fußbodenbelag
erhielt3. Das Kollegiatstift wurde 1803 aufgehoben, die Kirche aber 1821 zur Metropolitankirche
des neu errichteten Erzbistums München-Freising erhoben. In den Jahren 1858—68 erfuhr das Kir-
cheninnere eine größere Restaurierung, die sich bemühte, die Spuren der Renaissance und des Ba-
rock wieder zu tilgen. Im zweiten Weltkrieg entstanden schwere Bombenschäden, an deren Be-
hebung derzeit noch gearbeitet wird; die Innenausstattung ist fast vollständig gerettet.
In der Frauenkirche hatte ebenso wie in St. Peter eine Anzahl Münchner Patriziergeschlechter
ihre eigenen Kapellen und Begräbnisse. Außerdem finden sich Grabstätten von Kanonikern und
weltlichen Personen in der Kirche und auf dem Friedhof um die Kirche. Eine eigene Kapitelsgruft
wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angelegt, die Fürstengruft wird unten gesondert
behandelt.
Im Jahre 1480 wurde ein neuer Friedhof der Frauenpfarrei eingeweiht, auf dem 1494 die noch
bestehende Salvatorkirche erbaut wurde 4. Diese diente als Friedhofskirche der Frauenpfarrei, hatte
mehrere Altäre und Stiftungen und ist seit 1829 dem griechischen Kultus zur Verfügung gestellt.
Der Salvatorfriedhof, auf dem sich außer der Salvatorkirche noch eine kleine Armenseelenkapelle
und die St. Georgsritter-Kapelle befanden, wurde 1788/89 aufgelassen, wobei eine größere Anzahl
von Grabsteinen an die Außenmauern der Frauenkirche versetzt wurde. Eine moderne Tafel an
der Ostseite der Salvatorkirche erinnert an einige bekanntere Persönlichkeiten, die hier begraben
lagen.
Die älteren Franziskanerklöster in München
1. Franziskanerkloster 5 St. Jakob am Anger (jetzt Mutterhaus und Schule der Armen Schulschwe-
stern), erste Erwähnung 1257, verlegt 1284 an die Stelle des heutigen Max-Josef-Platzes.
2. Franziskanerkloster (St. Franziskus, seit 1392:) St. Antonius v. Padua, an die Stelle des heutigen
Max-Josef-Platzes verlegt vom Anger 1284, säkularisiert 1802, dann abgerissen.
5. Klarissenkloster St. Jakob am Anger, gegründet 1284 an Stelle des verlegten Franziskanerklosters,
säkularisiert 1805.
4. Franziskanerinnenkloster der Pütrichschwestern zum hl. Christophorus, gegründet 1284, säku-
larisiert 1802, befand sich an der Perusastraße, nördliche Häuserzeile.
5. Franziskanerinnenkloster der RidlerschWestern zu St. Johannes auf der Stiege, gegründet 1295,
aufgehoben 1783, befand sich Ecke Residenzstraße—Max-Josef-Platz.
6. Franziskanerhospiz St. Jakob am Anger (Angerresidenz), gegründet 1284, säkularisiert 1802, be-
fand sich beim Klarissenkloster St. Jakob.
Aus den unter Nr. 1, 4, 5, 6 erwähnten Klöstern und Kirchen sind keine Inschriften nachweis-
bar; ihre Begräbnisstätten befanden sich mit Ausnahme von 1 im Franziskanerkloster St. Anton.
Über die erste franziskanische Niederlassung am Anger ist wenig bekannt, Inschriften sind nicht
1 Herzog Sigmund und die Münchner Frauenkirche, 1910; dazu vgl. Inschrift Nr. 42.
2 Mayer, Dom 106f.
3 Vgl. A. Weisst hanner, Die Anfänge des Münchner Hofbräuhauses, Heimat und Volkstum 17 (1959) 284; siehe
auch Inschrift Nr. 52.
4 Hierzu vgl. M. Sakellaropulos, Die griechische (Salvator-) Kirche in München, 1899; M. Hartig, Bestehende
mittelalterliche Kirchen Münchens 88ff.
5 Zum Folgenden vgl. außer den einschlägigen Abschnitten der allgemeinen Literatur Bavaria Franciscana Anti-
qua 3 (1957) 7—581; Stifterbuch 7—61; [Traugott Schindelbeck] , St. Jakob am Anger in München, Deutsche
Illustrierte Rundschau, München, Oktober 1926; zur Baugeschichte von St. Jakob am Anger auch M. Hartig,
Bestehende mittelalterliche Kirchen Münchens 27ff.

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