HStA. München, München, Frauenstift Lit. 247. Ein Faszikel Akten, betreffend die Fürstengruft in
der Frauenkirche, siehe Inschrift Nr. 121 und Nr. 395.
Fotosammlungen: Bayerisches Nationalmuseum, Fotosammlung, Altbayern Grabplastik; Landesamt
für Denkmalpflege, Fotosammlung, Münchner Kirchen; Professor Th. Dombart, privat gesam-
melte Fotos besonders aus Schwabing und Milbertshofen.
4. DIE SCHRIFTFORMEN DER MÜNCHENER INSCHRIFTEN
Die gotische M a j u s k e 1
In 1 der Zeit, in der die Münchener Inschriftenüberlieferung einsetzt, wurde für Inschriften nur
eine Schriftart allein verwendet, nämlich die gotische Majuskel. Ihr war allerdings nur noch eine
kurze Lebensdauer beschieden: nach der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde sie von der gotischen
Minuskel verdrängt und verschwand um 1400 völlig. Von den 9 Inschriften in gotischer Majuskel
(Nr. 2, 3, 6, 8-10, 14-16) sind zwei verloren, aber in guten Nachzeichnungen überliefert (Nr. 6
und 10), nur eine der sieben erhaltenen ist datiert (Nr. 9, 1560). Die Datierung bietet jedoch auch
bei den anderen Inschriften — mit zwei Ausnahmen — keine Schwierigkeiten; sie zeigen eine nor-
male gotische Majuskel der Spätzeit, bei der die unzialen Formen gegenüber den kapitalen durchaus
überwiegen, Doppelformen kommen nur bei D und T vor; das Verhältnis von Breite zu Höhe ist
etwa 1 :2. Die nicht datierten Glockeninschriften Nr. 15 und 16 stehen sich im Schrifttyp so nahe,
daß sie aus der gleichen Gießerei stammen dürften; typmäßig schließen sie sich eng an Nr. 9 von
1560 an, vgl. besonders das stark eingerollte T. Die Vermutung von Schulz, St. Peter 85, daß die
Glocke Nr. 15 aus St. Peter von etwa 1582 stamme, ist daher durchaus gerechtfertigt. Nr. 14, die
Einzelbuchstaben aus der Bibliothek des ehemaligen Franziskanerklosters, entsprechen der spätesten
Erscheinungsform dieser Schriftart, bei der die Buchstaben wieder breiter werden und A, F und X
untere Abschlußstriche erhalten, vgl. die Bemerkungen zur Inschrift Mainz, Dom Nr. 65 und Bauer,
Epigraphik 40; die Inschrift stammt aus der Zeit um 1580. Inschrift Nr. 8 ist kunsthistorisch in die
erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren.
Schwierig ist jedoch die Datierung der Glockeninschriften Nr. 2 und 5, die von den vorstehend
beschriebenen Schriftformen ziemlich stark abweichen. Die Buchstaben sind breit, fast quadratisch,
Doppelformen sind häufiger, so bei A, H, M und N; T kommt nur eckig vor. Im einzelnen bietet
Nr. 2 ein A in Kapitalisform mit breitem Deckbalken und einmal schrägem, einmal gebrochenem
Querbalken. Diese Formen kommen sowohl in der gotischen Majuskel Anfang des 14. Jahrhunderts
vor, vgl. Inschrift Main- und Taubergrund Nr. 106 von 1501, wie in der unten zu besprechenden
Frühkapitalis der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. C und E sind bei starker Ausbauchung ge-
schlossen, zum Typ vgl. sowohl Mainz, Dom Nr. 28 aus dem 13. Jahrhundert wie ebenda Nr. 65
von 1597. II ist kapital, die Verdickung im Querbalken des einen FI erinnert an die Knoten der Früh-
kapitalis, scheint aber doch nur ein Fehler in der Model zu sein, zumal das andere FI rein kapital ist.
M ist hier unzial mit einem Querbalken wie das Majuskel-M in der Minuskelschrift Nr. 15 vom Ende
des 14. Jahrhunderts. T ist kapital. Inschrift Nr. 5 bietet das A in zwei Formen, ein breites Kapitalis-
A mit einem schrägen und einem senkrechten Schaft, und ein pseudo-unziales A in bizarrer Form,
dessen vorderer Schaft gebuchtet und unten stark eingerollt ist. C und E sind offen, FI kommt un-
zial und kapital vor, ebenso M. N und T sind kapital. Die unzialen Formen von H und M zeigen
wieder die starke Einrollung der Schaffenden, ähnlich eines der beiden N. Von den Formen dieser
Leitbuchstaben stehen höchstens das unziale M mit Querbalken und die Einrollungen der Schäfte
den oben besprochenen Schriftformen des 14. Jahrhunderts nahe. Einige Formen, besonders des A,
FI, M und N, erinnern an die Frühkapitalis, doch stehen einer so späten Datierung sowohl die üb-
rigen Buchstabenformen wie auch die Tatsache entgegen, daß aus dem 15. Jahrhundert eine an-
sehnliche Zahl von Glocken überliefert ist, deren Schriften alle ein ganz anderes Gepräge zeigen.
1 Eine nützliche Einführung in das mittelalterliche Inschriftenwesen bietet F. Panzer, Inschriftenkunde, Deut-
sche Philologie im Aufriß 1 (1952) 269—314. Da die Münchener Inschriften erst mit dem 13. Jahrhundert
einsetzen, kommt als epigraphische Literatur für uns nur in Frage K. F. Bauer, Mainzer Epigraphik, 1926, und
das epigraphische Kapitel in F. V. Arens und K. F. Bauer, Mainzer Inschriften, 1945, S. 5—7, wiederholt in Die
Inschriften der Stadt Mainz (1958), [64]—[66]. Für die gotische Majuskel konnte außerdem mit Nutzen R. Rauh,
Paläographie der mainfränkischen Monumentalinschriften, 1935, verglichen werden. Vgl. auch K. Brandi,
Grundlegung einer deutschen Inschriftenkunde, Deutsches Archiv 1 (1957) 11—43. Zum Vergleich wurden andere
bisher erschienene Inschriftenveröffentlichungen herangezogen; im wesentlichen beschränkt sich die Darstel-
lung jedoch auf die Beschreibung der einzelnen Schriftarten.
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der Frauenkirche, siehe Inschrift Nr. 121 und Nr. 395.
Fotosammlungen: Bayerisches Nationalmuseum, Fotosammlung, Altbayern Grabplastik; Landesamt
für Denkmalpflege, Fotosammlung, Münchner Kirchen; Professor Th. Dombart, privat gesam-
melte Fotos besonders aus Schwabing und Milbertshofen.
4. DIE SCHRIFTFORMEN DER MÜNCHENER INSCHRIFTEN
Die gotische M a j u s k e 1
In 1 der Zeit, in der die Münchener Inschriftenüberlieferung einsetzt, wurde für Inschriften nur
eine Schriftart allein verwendet, nämlich die gotische Majuskel. Ihr war allerdings nur noch eine
kurze Lebensdauer beschieden: nach der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde sie von der gotischen
Minuskel verdrängt und verschwand um 1400 völlig. Von den 9 Inschriften in gotischer Majuskel
(Nr. 2, 3, 6, 8-10, 14-16) sind zwei verloren, aber in guten Nachzeichnungen überliefert (Nr. 6
und 10), nur eine der sieben erhaltenen ist datiert (Nr. 9, 1560). Die Datierung bietet jedoch auch
bei den anderen Inschriften — mit zwei Ausnahmen — keine Schwierigkeiten; sie zeigen eine nor-
male gotische Majuskel der Spätzeit, bei der die unzialen Formen gegenüber den kapitalen durchaus
überwiegen, Doppelformen kommen nur bei D und T vor; das Verhältnis von Breite zu Höhe ist
etwa 1 :2. Die nicht datierten Glockeninschriften Nr. 15 und 16 stehen sich im Schrifttyp so nahe,
daß sie aus der gleichen Gießerei stammen dürften; typmäßig schließen sie sich eng an Nr. 9 von
1560 an, vgl. besonders das stark eingerollte T. Die Vermutung von Schulz, St. Peter 85, daß die
Glocke Nr. 15 aus St. Peter von etwa 1582 stamme, ist daher durchaus gerechtfertigt. Nr. 14, die
Einzelbuchstaben aus der Bibliothek des ehemaligen Franziskanerklosters, entsprechen der spätesten
Erscheinungsform dieser Schriftart, bei der die Buchstaben wieder breiter werden und A, F und X
untere Abschlußstriche erhalten, vgl. die Bemerkungen zur Inschrift Mainz, Dom Nr. 65 und Bauer,
Epigraphik 40; die Inschrift stammt aus der Zeit um 1580. Inschrift Nr. 8 ist kunsthistorisch in die
erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren.
Schwierig ist jedoch die Datierung der Glockeninschriften Nr. 2 und 5, die von den vorstehend
beschriebenen Schriftformen ziemlich stark abweichen. Die Buchstaben sind breit, fast quadratisch,
Doppelformen sind häufiger, so bei A, H, M und N; T kommt nur eckig vor. Im einzelnen bietet
Nr. 2 ein A in Kapitalisform mit breitem Deckbalken und einmal schrägem, einmal gebrochenem
Querbalken. Diese Formen kommen sowohl in der gotischen Majuskel Anfang des 14. Jahrhunderts
vor, vgl. Inschrift Main- und Taubergrund Nr. 106 von 1501, wie in der unten zu besprechenden
Frühkapitalis der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. C und E sind bei starker Ausbauchung ge-
schlossen, zum Typ vgl. sowohl Mainz, Dom Nr. 28 aus dem 13. Jahrhundert wie ebenda Nr. 65
von 1597. II ist kapital, die Verdickung im Querbalken des einen FI erinnert an die Knoten der Früh-
kapitalis, scheint aber doch nur ein Fehler in der Model zu sein, zumal das andere FI rein kapital ist.
M ist hier unzial mit einem Querbalken wie das Majuskel-M in der Minuskelschrift Nr. 15 vom Ende
des 14. Jahrhunderts. T ist kapital. Inschrift Nr. 5 bietet das A in zwei Formen, ein breites Kapitalis-
A mit einem schrägen und einem senkrechten Schaft, und ein pseudo-unziales A in bizarrer Form,
dessen vorderer Schaft gebuchtet und unten stark eingerollt ist. C und E sind offen, FI kommt un-
zial und kapital vor, ebenso M. N und T sind kapital. Die unzialen Formen von H und M zeigen
wieder die starke Einrollung der Schaffenden, ähnlich eines der beiden N. Von den Formen dieser
Leitbuchstaben stehen höchstens das unziale M mit Querbalken und die Einrollungen der Schäfte
den oben besprochenen Schriftformen des 14. Jahrhunderts nahe. Einige Formen, besonders des A,
FI, M und N, erinnern an die Frühkapitalis, doch stehen einer so späten Datierung sowohl die üb-
rigen Buchstabenformen wie auch die Tatsache entgegen, daß aus dem 15. Jahrhundert eine an-
sehnliche Zahl von Glocken überliefert ist, deren Schriften alle ein ganz anderes Gepräge zeigen.
1 Eine nützliche Einführung in das mittelalterliche Inschriftenwesen bietet F. Panzer, Inschriftenkunde, Deut-
sche Philologie im Aufriß 1 (1952) 269—314. Da die Münchener Inschriften erst mit dem 13. Jahrhundert
einsetzen, kommt als epigraphische Literatur für uns nur in Frage K. F. Bauer, Mainzer Epigraphik, 1926, und
das epigraphische Kapitel in F. V. Arens und K. F. Bauer, Mainzer Inschriften, 1945, S. 5—7, wiederholt in Die
Inschriften der Stadt Mainz (1958), [64]—[66]. Für die gotische Majuskel konnte außerdem mit Nutzen R. Rauh,
Paläographie der mainfränkischen Monumentalinschriften, 1935, verglichen werden. Vgl. auch K. Brandi,
Grundlegung einer deutschen Inschriftenkunde, Deutsches Archiv 1 (1957) 11—43. Zum Vergleich wurden andere
bisher erschienene Inschriftenveröffentlichungen herangezogen; im wesentlichen beschränkt sich die Darstel-
lung jedoch auf die Beschreibung der einzelnen Schriftarten.
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