Annahme spricht auch, daß an zahlreichen steinernen Grabmälern der Peterskirche die Wappen entfernt
sind, daß an anderen zwar die Aufbauten der Denkmäler erhalten blieben, aber die Inschrifttafeln fehlen
oder durch spätere Tafeln ersetzt sind: die ursprünglichen Tafeln waren aus Metall und wurden aus-
gebrochen, im 18.Jahrhundert setzte man dann in den alten Rahmen oder Aufbau andere Inschrift-
tafeln16).
Es ist eine günstige Fügung, daß zu Beginn des für Heidelberg so verhängnisvollen 17. Jahrhunderts
hier - soweit wir bisher wissen — eine der ersten systematischen Sammlungen mittelalterlicher Inschriften
in Deutschland im Druck veröffentlicht wurde17). Ihr Autor war Melchior Adamus, em Schlesier aus
Grottkau, der nach dem Besuch des Gymnasiums in Brieg die Heidelberger Universität bezog und am
31. 3. 1600 zum Magister promoviert wurde. Er studierte anschließend in der theologischen Fakultät und
war von 1612 bis 1615 Rektor des Gymnasiums. Das „Apographum monumentorum Haidelbergensium“
war seine erste Veröffentlichung (1612); ihm ließ er 1615 und 1620 Gelehrtenbiographien folgen, die er
nach der Ordnung der herkömmlichen Fakultäten zusammenstellte und herausgab. Auch in diesen Bio-
graphien richtete Adamus sein besonderes Augenmerk auf die Grabinschriften der von ihm behandelten
Persönlichkeiten. Dabei ist allerdings die Scheidung zwischen real ausgeführten Grabschriften und den
nach humanistischer Sitte lediglich zum literarischen Lob verfaßten „Epitaphia“ nicht immer zweifelsfrei
zu treffen; letztere sind im Rahmen der hier vorgelegten Veröffentlichung unberücksichtigt geblieben.
Adamus trat auch selbst als Verfasser von Gelegenheitsgedichten zu offiziellen Anlässen hervor; so ver-
faßte er 1613 ein ,,Carmen“ zum Empfang der Kurfürstin Elisabeth, der Gemahlin Kurfürst Friedrichs V.,
das nach der Sitte der Zeit - vermutlich auf einem großen Papierbogen oder einer Holztafel aufgeschrie-
ben - am Brückentor aufgehängt wurde. Es war mit M. A.P.C. gezeichnet: Melchior Adamus Paedagogn
Conrector.
Im „Apographum“, das uns hier vor allem angeht, sammelte Adamus Grabinschriften aus Heidelberger
Kirchen, vor allem aus der Heiliggeistkirche, der Peterskirche und dem ehemaligen Franziskanerkloster.
Auch einige Bau- und Gedenkinschriften öffentlicher Gebäude sind bei ihm überliefert. Ein Vergleich
mit noch erhaltenen Inschriften bezeugt, daß Adamus die Texte zuverlässig nach den Originalen ver-
zeichnet; er schrieb sie also offenbar selbst ab. Häufig fügt er seinen Texten Standortangaben hinzu und
überliefert auch unvollständige Grabschriften. So bietet sein Werk eine hervorragende Quelle für die
1693 zum überwiegenden Teil zerstörten Grabdenkmäler der Heiliggeistkirche und deren Inschriften,
ebenso für viele heute nicht mehr vorhandene Grabdenkmäler der Peterskirche, der Franziskanerkirche
und der St.-Anna-Kapelle. Das Werk des Adamus fand auch bei den Zeitgenossen bereits hohe Wert-
schätzung. Schon rund zwanzig Jahre nach seinem Erscheinen bezieht sich der Stiftsschaffner Friedrich
Glöckner bei der Beantwortung einer Anfrage über das Begräbnisrecht zu St. Peter auf ein „von Hrn.
Registratore Fettichen entlehntes büchlein aller Epitaphia, so in den 3 Kirchen zu H. Geist, St. Peter vnd
closter zu finden“; ein Vergleich der dort angegebenen Seitenzahlen mit dem Druck erweist unschwer,
daß es sich um das Werk des Adamus handelte18). Auch die Distichen des Zincgref „In Apographa monu-
mentorum M. Melioris Adami“ drücken Bewunderung und Hochschätzung der fleißigen Sammelarbeit
aus, sind freilich zugleich in ungeahntem Maße prophetisch im Hinblick auf die Zukunft:
Et morimur cuncti, nil non mortale creatur
Cum saxis pereunt et monumenta simul,
Quando sed nobis isthaec exscribis, Adame,
Et te conservas, et monumenta simul19).
Rund 150 Jahre nach der Sammlung des Adamus stellte Johann Franz Capellini, Reichsfreiherr von
Wickenburg gen. Stechinelli seinen Thesaurus Palatinus zusammen, eine umfangreiche Handschrift in
zwei Bänden, die heute im Besitz des Geheimen Hausarchivs in München ist20). Wickenburg war italieni-
16) Deutlich nachweisbar ist dieser Vorgang am Grabdenkmal des Peter Beuterich (nr. 400), wo der Aufbau
mit der Devise Beuterichs erhalten blieb, während anstelle der ursprünglichen Grabschrift eine Tafel des Jahres 1718
eingesetzt ist.
17) Eine Anregung für Adamus könnte in dem 1602/03 bei Commelin in Heidelberg erschienenen Corpus
des Janus Gruter „Inscriptiones antiquae totius orbis Romani“ gelegen haben; vgl. Neumüllers-Klauser, in: Heidel-
bergerjahrbücher X (1966) 121; s. auch Arens in: DI. II (Mainz) [17].
18) GLA. Karlsruhe Heidelberg Stadt 204/166 fol. 7 (1634).
19) J.W. Zincgref, Triga amicopoetica, hrsg. J.L.Wcidner, 1619, S. 189. - Das Werk war mir trotz aller Be-
mühungen der Universitätsbibliothek Heidelberg nicht zugänglich. Handschriftliche Aufzeichnungen der Distichen
in Cod. Heid. 370, 291 (Adamus mit handschriftlichen Nachträgen von Huffschmid). - Über Adamus zuletzt
NDB. I 53 (F.H.Schubert).
20) Dank des Entgegenkommens des Geheimen Hausarchivs besitzt die Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften eine Kopie der Handschrift, die auch tür die künftigen Arbeiten von unschätzbarem Wert sein wird.
XVII
sind, daß an anderen zwar die Aufbauten der Denkmäler erhalten blieben, aber die Inschrifttafeln fehlen
oder durch spätere Tafeln ersetzt sind: die ursprünglichen Tafeln waren aus Metall und wurden aus-
gebrochen, im 18.Jahrhundert setzte man dann in den alten Rahmen oder Aufbau andere Inschrift-
tafeln16).
Es ist eine günstige Fügung, daß zu Beginn des für Heidelberg so verhängnisvollen 17. Jahrhunderts
hier - soweit wir bisher wissen — eine der ersten systematischen Sammlungen mittelalterlicher Inschriften
in Deutschland im Druck veröffentlicht wurde17). Ihr Autor war Melchior Adamus, em Schlesier aus
Grottkau, der nach dem Besuch des Gymnasiums in Brieg die Heidelberger Universität bezog und am
31. 3. 1600 zum Magister promoviert wurde. Er studierte anschließend in der theologischen Fakultät und
war von 1612 bis 1615 Rektor des Gymnasiums. Das „Apographum monumentorum Haidelbergensium“
war seine erste Veröffentlichung (1612); ihm ließ er 1615 und 1620 Gelehrtenbiographien folgen, die er
nach der Ordnung der herkömmlichen Fakultäten zusammenstellte und herausgab. Auch in diesen Bio-
graphien richtete Adamus sein besonderes Augenmerk auf die Grabinschriften der von ihm behandelten
Persönlichkeiten. Dabei ist allerdings die Scheidung zwischen real ausgeführten Grabschriften und den
nach humanistischer Sitte lediglich zum literarischen Lob verfaßten „Epitaphia“ nicht immer zweifelsfrei
zu treffen; letztere sind im Rahmen der hier vorgelegten Veröffentlichung unberücksichtigt geblieben.
Adamus trat auch selbst als Verfasser von Gelegenheitsgedichten zu offiziellen Anlässen hervor; so ver-
faßte er 1613 ein ,,Carmen“ zum Empfang der Kurfürstin Elisabeth, der Gemahlin Kurfürst Friedrichs V.,
das nach der Sitte der Zeit - vermutlich auf einem großen Papierbogen oder einer Holztafel aufgeschrie-
ben - am Brückentor aufgehängt wurde. Es war mit M. A.P.C. gezeichnet: Melchior Adamus Paedagogn
Conrector.
Im „Apographum“, das uns hier vor allem angeht, sammelte Adamus Grabinschriften aus Heidelberger
Kirchen, vor allem aus der Heiliggeistkirche, der Peterskirche und dem ehemaligen Franziskanerkloster.
Auch einige Bau- und Gedenkinschriften öffentlicher Gebäude sind bei ihm überliefert. Ein Vergleich
mit noch erhaltenen Inschriften bezeugt, daß Adamus die Texte zuverlässig nach den Originalen ver-
zeichnet; er schrieb sie also offenbar selbst ab. Häufig fügt er seinen Texten Standortangaben hinzu und
überliefert auch unvollständige Grabschriften. So bietet sein Werk eine hervorragende Quelle für die
1693 zum überwiegenden Teil zerstörten Grabdenkmäler der Heiliggeistkirche und deren Inschriften,
ebenso für viele heute nicht mehr vorhandene Grabdenkmäler der Peterskirche, der Franziskanerkirche
und der St.-Anna-Kapelle. Das Werk des Adamus fand auch bei den Zeitgenossen bereits hohe Wert-
schätzung. Schon rund zwanzig Jahre nach seinem Erscheinen bezieht sich der Stiftsschaffner Friedrich
Glöckner bei der Beantwortung einer Anfrage über das Begräbnisrecht zu St. Peter auf ein „von Hrn.
Registratore Fettichen entlehntes büchlein aller Epitaphia, so in den 3 Kirchen zu H. Geist, St. Peter vnd
closter zu finden“; ein Vergleich der dort angegebenen Seitenzahlen mit dem Druck erweist unschwer,
daß es sich um das Werk des Adamus handelte18). Auch die Distichen des Zincgref „In Apographa monu-
mentorum M. Melioris Adami“ drücken Bewunderung und Hochschätzung der fleißigen Sammelarbeit
aus, sind freilich zugleich in ungeahntem Maße prophetisch im Hinblick auf die Zukunft:
Et morimur cuncti, nil non mortale creatur
Cum saxis pereunt et monumenta simul,
Quando sed nobis isthaec exscribis, Adame,
Et te conservas, et monumenta simul19).
Rund 150 Jahre nach der Sammlung des Adamus stellte Johann Franz Capellini, Reichsfreiherr von
Wickenburg gen. Stechinelli seinen Thesaurus Palatinus zusammen, eine umfangreiche Handschrift in
zwei Bänden, die heute im Besitz des Geheimen Hausarchivs in München ist20). Wickenburg war italieni-
16) Deutlich nachweisbar ist dieser Vorgang am Grabdenkmal des Peter Beuterich (nr. 400), wo der Aufbau
mit der Devise Beuterichs erhalten blieb, während anstelle der ursprünglichen Grabschrift eine Tafel des Jahres 1718
eingesetzt ist.
17) Eine Anregung für Adamus könnte in dem 1602/03 bei Commelin in Heidelberg erschienenen Corpus
des Janus Gruter „Inscriptiones antiquae totius orbis Romani“ gelegen haben; vgl. Neumüllers-Klauser, in: Heidel-
bergerjahrbücher X (1966) 121; s. auch Arens in: DI. II (Mainz) [17].
18) GLA. Karlsruhe Heidelberg Stadt 204/166 fol. 7 (1634).
19) J.W. Zincgref, Triga amicopoetica, hrsg. J.L.Wcidner, 1619, S. 189. - Das Werk war mir trotz aller Be-
mühungen der Universitätsbibliothek Heidelberg nicht zugänglich. Handschriftliche Aufzeichnungen der Distichen
in Cod. Heid. 370, 291 (Adamus mit handschriftlichen Nachträgen von Huffschmid). - Über Adamus zuletzt
NDB. I 53 (F.H.Schubert).
20) Dank des Entgegenkommens des Geheimen Hausarchivs besitzt die Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften eine Kopie der Handschrift, die auch tür die künftigen Arbeiten von unschätzbarem Wert sein wird.
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