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Neumüllers-Klauser, Renate [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 12 : Heidelberger Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg — Stuttgart: Druckenmueller, 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.52965#0033
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4 t

Schönau, ehern. Kloster


1188 ?


Grabschrift der Hildegund. Nur Verse überliefert, deren Inhalt sie als Inschrift ausweisen könnte. Über
ein ausgeführtes Denkmal, Stein oder Tafel keine Angaben.
Omnis homo miretur, homo quid fecerit iste,
Haec cuius fossa cineres inclusit et ossa.
Vivens mas paret, moriens sed femina claret.
Vita fefellit, morsque refellit rem simulatam.
Hildegunt dicta vitae est in codice scripta.
Maii bis senis est haec defuncta Kalendis.
Jedermann möge sich wundern, was der Mensch hier getan hat / dessen Staub und Gebein dieses Grab birgt. / Im Leben ist
sie scheinbar ein Mann, aber im Tod erstrahlt sie als Frau. / Das Leben brachte die Täuschung hervor, und der Tod widerlegte
die Täuschung. / Hildegund hieß sie, im Buch des Lebens ist sie verzeichnet. / Sie starb am 20. April.

Der Charakter der Verse - leoninische Hexameter - als real ausgeführte Grabschrift bleibt zweifelhaft.
Aus der zweiten Zeile ist er nicht mit Sicherheit zu entnehmen, da auch in den literarischen Epitaphien
diese Wendungen gebräuchlich sind. Die Verse stammen aus dem Dialogus miraculorum des Caesarius
von Heisterbach, der mit ihnen seine Vita Hildegundis beschließt1). Als Grabschrift ist die Überlieferung
bei Caesarius nicht gekennzeichnet. Von ihm übernahmen spätere Autoren die Verse, faßten sie aber -
wohl wegen des Inhalts - als Grabschrift der Hildegund auf; auch Kraus nahm sie im 19. Jahrhundert in
sein Inschriftenwerk auf2). Da Caesarius von Heisterbach sowohl im Dialogus miraculorum als auch in
den Libri VIII miraculorum persönliche Beziehungen zu Kloster Schönau erwähnt, könnte er durchaus
einen Grabsteintext gekannt haben3). Aber es bleibt fraglich, ob im 12. oder beginnenden 13. Jahrhun-
dert eine Grabinschrift in dieser Form ausgeführt wurde, selbst wenn sie einer Persönlichkeit galt, die
bald nach ihrem Tode insbesondere in Zisterzienserklöstern als heilig verehrt wurde4). - Eine bald nach
dem Tode der Hildegund ausgeführte Grabschrift könnte auch die lapidare Form einer in der Vita
metrica Hildegundis überlieferten Notiz haben, die lautete: XII° kal. maiio ancilla Dei in Sconatigia anno ab
incarnatione domini M° C° LXXX° VIII0 5). Der Fehler maiio statt maii ließe sich dann leicht mit der fälsch-
lich zum vorhergehenden Wort gezogenen Kürzung für obiit erklären. Aus den vorhergehenden Versen
der Vita metrica geht jedoch ebensowenig wie aus der ältesten prosaischen Eebensbeschreibung der
Hildegund klar hervor, ob diese Notiz über den Tod der Hildegund für die Klosterannalen, für einen
Toten-Rotulus oder aber für einen Grabstein bestimmt war.


J) Caesarius Heisterbacensis, Dialogus miraculorum ed. Strange, Koblenz 1851, c. 40. - Vgl. auch AASS. Apr. II 782a.
2) Brower, AntTrev. II 84. - Schannat, Historia I 156. - Kraus II 85.
3) Die Wundergeschichten des Caesarius von Heisterbach, hrsg. von A.Hilka. Bd. I (Bonn 1933) 117; III (Bonn 1939) 185. -
Über Caesarius von Heisterbach, der etwa zehn Jahre nach dem Tod der Hildegund ins Kloster eintrat, vgl. LThK.2 II
(1958) 965.
4) Über das Leben der Hildegund von Schönau, die verschiedenen Viten: LThK.2 V (1960) 343. - Vgl. auch Huffschmid,
Schönau I 430.
6) W.Wattenbach, Vita Hildegundis metrica und andere Verse, in: NA 6 (1881) 53 3 fE- - Vgl. auch J. Schwarzer, Vitae et Mira-
cula aus Kloster Ebrach, in: ebd. 513 ff. (Vita Hildegundis Jiöff.)
Caesarius, Dialogus miraculorum I c. 40. - Huffschmid, Schönau II 74. - Schannat, Historia I 156. - Kraus II 85. - Brower,
AntTrev. II 84.


5 t

Heidelberg, ehern. Michaelskloster

12. Jh.


Grabstein (Fragment), zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Ruinen der Michaelskirche auf dem Heiligen
berg gefunden. Der Stein wurde in die städtischen Sammlungen verbracht, ist dort heute nicht mehr
auffindbar. Beschriftung in Kapitalis, Maße unbekannt.
Inschrift nach KdmBaden.
[ ]MVS ’ IACE\T ]
[ ]NI • DIVAM • REQVIE ■ O [BTINET]
[ ]INDECIM[ ]

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