62 Schönau, ehern. Kloster 1394
Grabstein des Siegfried von Stralenberg und seiner Ehegattin Elisabeth von Frankenstein. In der Vorhalle
zum ehemaligen Herrenrefektorium (jetzt ev. Kirche), 1910 noch vor dem Rathaus. Große Platte aus
rotem Sandstein mit Umschrift, im Mittelfeld oben und unten je zwei Wappen in Flachrelief. Platte jetzt
verkehrt herum aufgestellt; stark abgetreten, in der Mitte schräg durchgebrochen.
H. 242, B. 120, Bu. 7 cm. - Gotische Minuskel.
+ [anno dm] • m • ccc • Ixxx [... / ]ralenberg / + anno • dni • m • ccc • xciiii • /
iiii * kl’ • febru’ • 0 • dna • e[lis]abe[t • de • frankenst]ein • eip • cöthoralis
Datum: 29. Januar.
Wappen: Stralenberg, Frankenstein; Frankenstein, Stralenberg.
Das Geschlecht der Stralenberg trug seinen Namen nach der oberhalb von Schriesheim gelegenen Stralen-
burg1).
x) Vgl. Möller III 224 und Taf. 93; Möller kannte den Schönauer Stein, übernahm jedoch eine falsche Datumsangabe.
KdmBaden VIII 2, 636.
63 f Heidelberg, Peterskirche 1396
Grabstein des Marsilius von Inghen, früher im Chor vor dem Hauptaltar, zur Zeit des Adamus außerhalb
des Chores.
Inschrift nach Adamus.
ANNO DOMINI M. CCCC. XCEIA) DIE SANCTI BERNHARDI
XX. AEG ES TI OBIIT EENERABILIS EIR MAGISTER MARSILIES
DE INGHEN SACRAE THEOLOGIAE PROFESSOR EXIMIES.b)
Im Jahre des Herrn 1396 am Tag des heiligen Bernhard, den 20. August, starb der verehrungswürdige Mann, Magister Mar-
silius von Inghen, hervorragender Professor der heiligen Theologie...
Marsilius von Inghen, geboren um 1330 bei Nijmegen, war zunächst Lehrer der artes an der Pariser Uni-
versität, 1367 und 1371 ihr Rektor. 1386 folgte er dem Ruf Ruprechts I. zur Universitätsgründung nach
Heidelberg, nachdem ihn der Beginn des abendländischen Schismas aus Paris vertrieben hatte1). Er galt
schon seinen Zeitgenossen als der eigentliche spiritus rector der Heidelberger Universität, als „fundator
huius studii et Initiator“ 2). In den zehn Jahren zwischen 1386 und seinem Tode hatte er allein achtmal das
Amt des Rektors zu versehen3).
Eine von der vorstehenden etwas abweichende Grabschrift druckt Wickenburg4), der als Quelle einen
Druck zitiert: „Marsilii ab Inghen Memoria Oratione atque Epigrammatibus quam plurimis celebrata“,
angeblich erschienen „Heidelbergae M.CCCCXLIX in quarta editio“. Es handelt sich dabei um die In-
kunabel „Ad illustrissimum Bavarie ducem Philippum Comitem Rheni Palatinum et ad nobilissimos
filios epistola. Data Heydelbergae VI Idus Julias Anno Christi MCCCCXCIX“. Der Verfasser ist der
Mainzer Pfarrer Jacob Merstetter aus Ehingen, der in Heidelberg studiert hatte5). Auf Bogen C. bringt
Merstetter mehrere Epigramme auf Marsilius und die Grabschrift.
Anno domini M.CCC.L.XXXXEI. obiit magister Marsilius de inghen ipö die Bernardi.
Der Lesung bei Adamus ist - schon wegen der größeren Vollständigkeit wohl der Vorzug zu geben;
möglich ist aber auch, daß Merstetters Text von einer Gedenktafel o.ä. stammt, so daß sich daher der
andere Wortlaut erklärt.
a) Die falsche Jahrzahl beruht auf einem Druckfehler, den Adamus selbst in einer Corrigenda-Liste verbessert.
b) Der Grabstein muß zur Zeit des Adamus bereits beschädigt gewesen sein, da die Inschrift offensichtlich nicht vollständig
ist. Man erwartet noch einen Hinweis darauf, daß Marsilius zur Zeit seines Todes Rektor war und den Schluß wünsch re-
quiescat in pace. Vielleicht war der Stein bei der Versetzung beschädigt worden oder man hatte ihn wegen der Beschädigung
von seinem exponierten Platz vor dem Hochaltar entfernt.
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Grabstein des Siegfried von Stralenberg und seiner Ehegattin Elisabeth von Frankenstein. In der Vorhalle
zum ehemaligen Herrenrefektorium (jetzt ev. Kirche), 1910 noch vor dem Rathaus. Große Platte aus
rotem Sandstein mit Umschrift, im Mittelfeld oben und unten je zwei Wappen in Flachrelief. Platte jetzt
verkehrt herum aufgestellt; stark abgetreten, in der Mitte schräg durchgebrochen.
H. 242, B. 120, Bu. 7 cm. - Gotische Minuskel.
+ [anno dm] • m • ccc • Ixxx [... / ]ralenberg / + anno • dni • m • ccc • xciiii • /
iiii * kl’ • febru’ • 0 • dna • e[lis]abe[t • de • frankenst]ein • eip • cöthoralis
Datum: 29. Januar.
Wappen: Stralenberg, Frankenstein; Frankenstein, Stralenberg.
Das Geschlecht der Stralenberg trug seinen Namen nach der oberhalb von Schriesheim gelegenen Stralen-
burg1).
x) Vgl. Möller III 224 und Taf. 93; Möller kannte den Schönauer Stein, übernahm jedoch eine falsche Datumsangabe.
KdmBaden VIII 2, 636.
63 f Heidelberg, Peterskirche 1396
Grabstein des Marsilius von Inghen, früher im Chor vor dem Hauptaltar, zur Zeit des Adamus außerhalb
des Chores.
Inschrift nach Adamus.
ANNO DOMINI M. CCCC. XCEIA) DIE SANCTI BERNHARDI
XX. AEG ES TI OBIIT EENERABILIS EIR MAGISTER MARSILIES
DE INGHEN SACRAE THEOLOGIAE PROFESSOR EXIMIES.b)
Im Jahre des Herrn 1396 am Tag des heiligen Bernhard, den 20. August, starb der verehrungswürdige Mann, Magister Mar-
silius von Inghen, hervorragender Professor der heiligen Theologie...
Marsilius von Inghen, geboren um 1330 bei Nijmegen, war zunächst Lehrer der artes an der Pariser Uni-
versität, 1367 und 1371 ihr Rektor. 1386 folgte er dem Ruf Ruprechts I. zur Universitätsgründung nach
Heidelberg, nachdem ihn der Beginn des abendländischen Schismas aus Paris vertrieben hatte1). Er galt
schon seinen Zeitgenossen als der eigentliche spiritus rector der Heidelberger Universität, als „fundator
huius studii et Initiator“ 2). In den zehn Jahren zwischen 1386 und seinem Tode hatte er allein achtmal das
Amt des Rektors zu versehen3).
Eine von der vorstehenden etwas abweichende Grabschrift druckt Wickenburg4), der als Quelle einen
Druck zitiert: „Marsilii ab Inghen Memoria Oratione atque Epigrammatibus quam plurimis celebrata“,
angeblich erschienen „Heidelbergae M.CCCCXLIX in quarta editio“. Es handelt sich dabei um die In-
kunabel „Ad illustrissimum Bavarie ducem Philippum Comitem Rheni Palatinum et ad nobilissimos
filios epistola. Data Heydelbergae VI Idus Julias Anno Christi MCCCCXCIX“. Der Verfasser ist der
Mainzer Pfarrer Jacob Merstetter aus Ehingen, der in Heidelberg studiert hatte5). Auf Bogen C. bringt
Merstetter mehrere Epigramme auf Marsilius und die Grabschrift.
Anno domini M.CCC.L.XXXXEI. obiit magister Marsilius de inghen ipö die Bernardi.
Der Lesung bei Adamus ist - schon wegen der größeren Vollständigkeit wohl der Vorzug zu geben;
möglich ist aber auch, daß Merstetters Text von einer Gedenktafel o.ä. stammt, so daß sich daher der
andere Wortlaut erklärt.
a) Die falsche Jahrzahl beruht auf einem Druckfehler, den Adamus selbst in einer Corrigenda-Liste verbessert.
b) Der Grabstein muß zur Zeit des Adamus bereits beschädigt gewesen sein, da die Inschrift offensichtlich nicht vollständig
ist. Man erwartet noch einen Hinweis darauf, daß Marsilius zur Zeit seines Todes Rektor war und den Schluß wünsch re-
quiescat in pace. Vielleicht war der Stein bei der Versetzung beschädigt worden oder man hatte ihn wegen der Beschädigung
von seinem exponierten Platz vor dem Hochaltar entfernt.
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