EXVL. SEVERAS. MARTIS. EFFVGIT. CRVCES. / REDITQVE. MYRTILETVMA)
ANIMAM. CHRISTO. SVO. / POST. REDDITVRVS. TRADIDITQVE. PROTI-
NVS. I SOLVTVS. OMNI. CARCERE. ATQVE. VINCVLIS. / VALETE. MVNDI.
PERDITI. SATELLITES. / AT. VOS. HAVETE. AETERNITATIS. HOSPITES. /
PARADISE OCELLVS. HOC. TRIVMPHAT. IN. CHORO. / LVGENT. PAREN-
TEM. FILII. SVPERSTITES. / PHILIPPVS.* 2 3) ET. GEORGIVS. / NVRVSQVE. TRI-
STIS. ANNA. FLET. SOCERVM. SVVM. / AMBO. DEHINC. NEPOTVLI. / DA-
NIEL. DAVIDQVE. ADEMPTVM. AVVM. SIBI. DOLENT. / NEC. VSQVE. FLERE.
DESINENT. I DONEC. PARENTEM. AVVM. SOCERVMQVE CAELICIS. / RVR-
SVM. SALVTENT. GAVDIIS. / VIXIT. ANNOS . LXXHI. MENSES V. DIES XVI. /
OBIIT. HAIDELBERGAE. DIE . XV. IVNII. ANNO CID ID. C.XXII. / PATRI. OP-
TIMO. CHARISSIMO. BENEMERENTISSIMO. / DEVOTI. OBSEQVI. ET. AMO-
RIS. IGITVR. SVO. ET. SVORVM. / NOMINE. POSVIT. PHILIPPVS. PAREVS.
Christus, dem Erretter geweiht! David Pareus ist im Grab hier beigesetzt: / er stammt aus Frankenstein in Niederschlesien. /
Von dort begibt er sich ins ferne Pfälzer Land. / das seine zweite liebe Heimat werden soll. / Er hofft, die Wahrheit dort zu
finden für sich sewst, / den rechten Glauben auch zu lehren echt und rein. / Mit großem Eifer hat er so zehn Lustren lang /
und weiterhin sechs Jahre Gottes Volk gestärkt / durch die Verkündigung von JesuWerk undWort; / die Aussaat zeitigt wunder-
bare Glaubenskraft in der Gemeinde; auch fördert er die Jugend, als / Professor an der Universität gerühmt. / Nach mehr denn
zwanzig Jahren schied er aus dem Amt, / für einen andern macht er seinen Lehrstuhl frei, / als Gott, der Herr Himmel, Schuld
und Sünden straft / und in der ganzen Pfalz / die Ehre seines Namens rächt. / Der Heimat fern, entgeht er wohl dem Krieg
und seiner Not; / er kehrt zurück nach Myrtiletum / um dort in Gott zu sterben, wenn es an der Zeit; / schon bald erlöste ihn
der Tod von Kerkerhaft / und allen bösen Qualen der Gefangenschaft. / O, fahrt dahin! Trabanten einer so verderbten Welt! /
Doch ihr, die Freunde in der Ewigkeit, seid mir gegrüßt! Das Auge leuchtet auf im Chor der Seligkeit.
Es trauern um den Vater die hinterbliebenen Söhne Philippus und Georgius, die trauernde Schwiegertochter Anna weint um
ihren Schwiegervater, sodann die kleinen Enkel Daniel und David trauern schmerzlich um den Großvater, der ihnen genom-
men ist. Niemals werden sie auf hören zu weinen, bis sie Vater, Großvater und Schwiegervater wieder mit himmlischen Freuden
begrüßen.
Er lebte 73 Jahre, 5 Monate und 16 Tage, er starb zu Heidelberg am 15. Juni im Jahr 1622. Dem besten, teuersten und gütigsten
Vater hat in treuer Anhänglichkeit und Liebe Philippus Pareus in seinem eigenen und im Namen der Seinigen dies Denkmal
errichtet.
Der reformierte Theologe David Pareus (Wängler) kam über Amberg nach Heidelberg, zunächst als
Student ins Sapienzkolleg, 1571 als Lehrer ans Paedagogium; 1598 wurde er Professor der Theologie an
der Universität und war einer der einflußreichsten Theologen in der Pfalz4).
Die Grabschrift - vermutlich von dem älteren Sohne Philippus verfaßt - bringt in gedrängter Form einen
Lebensabriß des Verstorbenen in jambischen Senaren.
a) Fraglich, ob wirklich Inschrift oder nicht vielmehr Überschrift des Textes im Rahmen der Narratio historica.
Ü Narratio historica p. 157 „humatus est ad Divi Petri, in sacello Academiae, eodem sepulchro, quo ossa Hieronymi Zanchii
praeceptoris... condita fuerunt“.
2) Myrtiletum als Bezeichnung für Heidelberg taucht bei den Schriftstellern des 16. und beginnenden 17.Jahrhunderts wieder-
holt auf; vgl. Kayser 12ff. und Freher, Orig. Palat. 62ff.
3) Philippus (oder Johann Philippus) war der älteste Sohn des Pareus, der Verfasser der Narratio Historica.
4) Vgl. u.a. RE. XIV 686ff. - ADB. 25, löyff. - RGG.3 V, ioyf. - Zuletzt G.A.Benrath, David Pareus, in: Schlesische Lebens-
bilder Bd. 5 (1968) 13 ff. - Die Inschriften des im Jahre 1607 von Pareus erworbenen Hauses sind überliefert; vgl. nr. 563, 564.
Narratio Historica 256ff.
609
Lobenfeld, ehern. Klosterkirche
1625
Grabstein des Schaffners Paulus Mauer. Im rechten (südlichen) Querschiff in die Wand eingemauert.
Platte aus rotem Sandstein mit umlaufender Leiste. Mittelfeld in zwei Felder geteilt, oben noch Umrisse
eines Wappens erkennbar, vermutlich in Flachrelief angebracht und abgeschlagen. Darunter Rollwerk-
tafel, auf der die Umschrift in sieben Zeilen weiterläuft.
H. 182, B. 98, Bu. 4,5-5,5 cm. - Inschriften-Fraktur.
363
ANIMAM. CHRISTO. SVO. / POST. REDDITVRVS. TRADIDITQVE. PROTI-
NVS. I SOLVTVS. OMNI. CARCERE. ATQVE. VINCVLIS. / VALETE. MVNDI.
PERDITI. SATELLITES. / AT. VOS. HAVETE. AETERNITATIS. HOSPITES. /
PARADISE OCELLVS. HOC. TRIVMPHAT. IN. CHORO. / LVGENT. PAREN-
TEM. FILII. SVPERSTITES. / PHILIPPVS.* 2 3) ET. GEORGIVS. / NVRVSQVE. TRI-
STIS. ANNA. FLET. SOCERVM. SVVM. / AMBO. DEHINC. NEPOTVLI. / DA-
NIEL. DAVIDQVE. ADEMPTVM. AVVM. SIBI. DOLENT. / NEC. VSQVE. FLERE.
DESINENT. I DONEC. PARENTEM. AVVM. SOCERVMQVE CAELICIS. / RVR-
SVM. SALVTENT. GAVDIIS. / VIXIT. ANNOS . LXXHI. MENSES V. DIES XVI. /
OBIIT. HAIDELBERGAE. DIE . XV. IVNII. ANNO CID ID. C.XXII. / PATRI. OP-
TIMO. CHARISSIMO. BENEMERENTISSIMO. / DEVOTI. OBSEQVI. ET. AMO-
RIS. IGITVR. SVO. ET. SVORVM. / NOMINE. POSVIT. PHILIPPVS. PAREVS.
Christus, dem Erretter geweiht! David Pareus ist im Grab hier beigesetzt: / er stammt aus Frankenstein in Niederschlesien. /
Von dort begibt er sich ins ferne Pfälzer Land. / das seine zweite liebe Heimat werden soll. / Er hofft, die Wahrheit dort zu
finden für sich sewst, / den rechten Glauben auch zu lehren echt und rein. / Mit großem Eifer hat er so zehn Lustren lang /
und weiterhin sechs Jahre Gottes Volk gestärkt / durch die Verkündigung von JesuWerk undWort; / die Aussaat zeitigt wunder-
bare Glaubenskraft in der Gemeinde; auch fördert er die Jugend, als / Professor an der Universität gerühmt. / Nach mehr denn
zwanzig Jahren schied er aus dem Amt, / für einen andern macht er seinen Lehrstuhl frei, / als Gott, der Herr Himmel, Schuld
und Sünden straft / und in der ganzen Pfalz / die Ehre seines Namens rächt. / Der Heimat fern, entgeht er wohl dem Krieg
und seiner Not; / er kehrt zurück nach Myrtiletum / um dort in Gott zu sterben, wenn es an der Zeit; / schon bald erlöste ihn
der Tod von Kerkerhaft / und allen bösen Qualen der Gefangenschaft. / O, fahrt dahin! Trabanten einer so verderbten Welt! /
Doch ihr, die Freunde in der Ewigkeit, seid mir gegrüßt! Das Auge leuchtet auf im Chor der Seligkeit.
Es trauern um den Vater die hinterbliebenen Söhne Philippus und Georgius, die trauernde Schwiegertochter Anna weint um
ihren Schwiegervater, sodann die kleinen Enkel Daniel und David trauern schmerzlich um den Großvater, der ihnen genom-
men ist. Niemals werden sie auf hören zu weinen, bis sie Vater, Großvater und Schwiegervater wieder mit himmlischen Freuden
begrüßen.
Er lebte 73 Jahre, 5 Monate und 16 Tage, er starb zu Heidelberg am 15. Juni im Jahr 1622. Dem besten, teuersten und gütigsten
Vater hat in treuer Anhänglichkeit und Liebe Philippus Pareus in seinem eigenen und im Namen der Seinigen dies Denkmal
errichtet.
Der reformierte Theologe David Pareus (Wängler) kam über Amberg nach Heidelberg, zunächst als
Student ins Sapienzkolleg, 1571 als Lehrer ans Paedagogium; 1598 wurde er Professor der Theologie an
der Universität und war einer der einflußreichsten Theologen in der Pfalz4).
Die Grabschrift - vermutlich von dem älteren Sohne Philippus verfaßt - bringt in gedrängter Form einen
Lebensabriß des Verstorbenen in jambischen Senaren.
a) Fraglich, ob wirklich Inschrift oder nicht vielmehr Überschrift des Textes im Rahmen der Narratio historica.
Ü Narratio historica p. 157 „humatus est ad Divi Petri, in sacello Academiae, eodem sepulchro, quo ossa Hieronymi Zanchii
praeceptoris... condita fuerunt“.
2) Myrtiletum als Bezeichnung für Heidelberg taucht bei den Schriftstellern des 16. und beginnenden 17.Jahrhunderts wieder-
holt auf; vgl. Kayser 12ff. und Freher, Orig. Palat. 62ff.
3) Philippus (oder Johann Philippus) war der älteste Sohn des Pareus, der Verfasser der Narratio Historica.
4) Vgl. u.a. RE. XIV 686ff. - ADB. 25, löyff. - RGG.3 V, ioyf. - Zuletzt G.A.Benrath, David Pareus, in: Schlesische Lebens-
bilder Bd. 5 (1968) 13 ff. - Die Inschriften des im Jahre 1607 von Pareus erworbenen Hauses sind überliefert; vgl. nr. 563, 564.
Narratio Historica 256ff.
609
Lobenfeld, ehern. Klosterkirche
1625
Grabstein des Schaffners Paulus Mauer. Im rechten (südlichen) Querschiff in die Wand eingemauert.
Platte aus rotem Sandstein mit umlaufender Leiste. Mittelfeld in zwei Felder geteilt, oben noch Umrisse
eines Wappens erkennbar, vermutlich in Flachrelief angebracht und abgeschlagen. Darunter Rollwerk-
tafel, auf der die Umschrift in sieben Zeilen weiterläuft.
H. 182, B. 98, Bu. 4,5-5,5 cm. - Inschriften-Fraktur.
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