Heidelberg, Heiliggeistkirche
1614/21
607 t
Grabdenkmal für Kurfürst Friedrich IV. Als Material verwendete der Bildhauer Sebastian Götz aus Chur
schwarzen und rotgesprenkelten Marmor und weißen Alabasterstein aus England1). Über die Ausführung
des Denkmals ist nichts Sicheres bekannt, der Standort war vermutlich im Chorumgang2).
Inschrift nach Browerus.
Fridericus IV. D.G. Comes Palatinus Rheni, Dux Bavariae, S.R.J. archidapifer et princeps
elector qui Unionis pro libertate et religione apud principes imperiii prima fundamenta jecit.
Friedrich IV., von Gottes Gnaden Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Erztruchseß des Heiligen Römischen Reiches und
Kurfürst. Er legte die ersten Fundamente der Union bei den Fürsten des Reiches für die Freiheit und die heilige Verpflichtung.
Es ist sehr unwahrscheinlich, daß diese Inschrift, die nur auf die Initiative Kurfürst Friedrichs IV. bei der
Gründung der protestantischen Union (1608) Bezug nimmt, die einzige Inschrift des sehr aufwendigen
Denkmals darstellte, zumal alle Angaben über die Lebensdaten fehlen3). Denkbar wäre jedoch, daß infolge
der Kriegswirren von 1622 das Denkmal nicht ganz vollendet wurde und insbesondere die Inschrifttafeln
nicht mehr zur Ausführung kamen oder nicht mehr angebracht wurden. Da die Schlußabrechnung der
Hof kammer mit Sebastian Götz vom 20. April 1621 datiert ist, erstreckte sich die Arbeit am Denkmal
jedenfalls bis in diese Zeit4).
Sebastian Götz ist auch der Schöpfer des Figurenschmucks am Friedrichsbau des Schlosses; ein Ver-
gleich der für das Grabmal Friedrichs IV. ausbezahlten Summe mit dem für den Fassadenschmuck des
Friedrichsbaues vereinbarten Lohn läßt zumindest die Vermutung zu, daß das Grabmal Friedrichs IV.
sehr aufwendig gewesen sein muß, wahrscheinlich ein Freigrab in der Art des Denkmals für Kurfürst
Moritz von Sachsen im Dom zu Freiberg5).
’) Vgl. A. v. Oechelhäuser, Sebastian Götz, der Bildhauer des Friedrichsbaues, in: MittS chloß II (1890) löyff, insbesondere
228, 239fr. und Beilage II S. 263fr.
2) Huffschmid, Heiliggeistkirche 195.
3) Möglich bleibt auch, daß es sich bei der hier wiedergegebenen Inschrift nicht um die Denkmalinschrift, sondern lediglich
um ein literarisches Epitaphium handelt. Die Überlieferung bei Browerus und Mieg läßt keinen Schluß auf das eine oder
das andere zu.
4) Vgl. Oechelhäuser a.a.O. 263 fr.
5) Die Ausgaben für das Denkmal des Moritz von Sachsen waren geringer als die für das Grabmal Friedrichs IV.: Oechel-
häuser 243. -Wie das Grabmal Friedrichs IV., war auch das Moritz’ von Sachsen aus verschiedenfarbigem Marmor und
Alabaster errichtet worden: Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt, Leipzig,
Berlin 1965, S. 104.
C. C. Browerus, Antiquitates et annales Trevirenses II 451. - Mieg, Epitaphia 27. - Huffschmid, Heiliggeistkirche 202f.
608 f
Heidelberg, Peterskirche
1622
Grabstein (Grabmal?) des David Pareus. In der Universitätskapelle, Ausführung unbekannt1).
Inschrift nach der Narratio historica.
MONVMENTVM')
CHRISTO. SERVATORI. SACRVM.
DAVID. PAREVS. HOCCE. TVMBO. EST. CONDITVS. / E. GENTE. SLESICA.
VRBE. FRANCOSTENIA. / QVL VERITATIS ORTHODOXAE PVRIVS. / ET.
HAVRIENDAE. ET. EDOCENDAE. GRATIA. / IN. PATRIAM. ALTERAM. PA-
LATINE SOLI. [ DELATVS. IPSA. LVSTRA. DENA. ATQVE. INSVPER. / BIS.
TRES. DECEMBRES. STRENVE. DEI. GREGEM. / SEMENTE. PAVIT. VERBI.
IESV. COLLIGENS. / ECCLESIAM. IVVENTAM. ACADEMICAM. DOCET. /
VIGINTI. ET. AMPLIVS. PER. ANNOS. INCLVTVS. / PROFESSOR. OPTAT.
DEIN. RELINQVERE. ALTERI. / ORBAM. SCHOLAE. CATHEDRAM. QVANDO.
CAELITVS. I PVNIT. SVPREMVS. ARBITER. MORTALIVM. / CVLPAS. PALA-
TINO. IN. ORIS. VINDICANS. / TER. SACROSANCTI. NOMINIS. SVI. DECVS. /
362
1614/21
607 t
Grabdenkmal für Kurfürst Friedrich IV. Als Material verwendete der Bildhauer Sebastian Götz aus Chur
schwarzen und rotgesprenkelten Marmor und weißen Alabasterstein aus England1). Über die Ausführung
des Denkmals ist nichts Sicheres bekannt, der Standort war vermutlich im Chorumgang2).
Inschrift nach Browerus.
Fridericus IV. D.G. Comes Palatinus Rheni, Dux Bavariae, S.R.J. archidapifer et princeps
elector qui Unionis pro libertate et religione apud principes imperiii prima fundamenta jecit.
Friedrich IV., von Gottes Gnaden Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Erztruchseß des Heiligen Römischen Reiches und
Kurfürst. Er legte die ersten Fundamente der Union bei den Fürsten des Reiches für die Freiheit und die heilige Verpflichtung.
Es ist sehr unwahrscheinlich, daß diese Inschrift, die nur auf die Initiative Kurfürst Friedrichs IV. bei der
Gründung der protestantischen Union (1608) Bezug nimmt, die einzige Inschrift des sehr aufwendigen
Denkmals darstellte, zumal alle Angaben über die Lebensdaten fehlen3). Denkbar wäre jedoch, daß infolge
der Kriegswirren von 1622 das Denkmal nicht ganz vollendet wurde und insbesondere die Inschrifttafeln
nicht mehr zur Ausführung kamen oder nicht mehr angebracht wurden. Da die Schlußabrechnung der
Hof kammer mit Sebastian Götz vom 20. April 1621 datiert ist, erstreckte sich die Arbeit am Denkmal
jedenfalls bis in diese Zeit4).
Sebastian Götz ist auch der Schöpfer des Figurenschmucks am Friedrichsbau des Schlosses; ein Ver-
gleich der für das Grabmal Friedrichs IV. ausbezahlten Summe mit dem für den Fassadenschmuck des
Friedrichsbaues vereinbarten Lohn läßt zumindest die Vermutung zu, daß das Grabmal Friedrichs IV.
sehr aufwendig gewesen sein muß, wahrscheinlich ein Freigrab in der Art des Denkmals für Kurfürst
Moritz von Sachsen im Dom zu Freiberg5).
’) Vgl. A. v. Oechelhäuser, Sebastian Götz, der Bildhauer des Friedrichsbaues, in: MittS chloß II (1890) löyff, insbesondere
228, 239fr. und Beilage II S. 263fr.
2) Huffschmid, Heiliggeistkirche 195.
3) Möglich bleibt auch, daß es sich bei der hier wiedergegebenen Inschrift nicht um die Denkmalinschrift, sondern lediglich
um ein literarisches Epitaphium handelt. Die Überlieferung bei Browerus und Mieg läßt keinen Schluß auf das eine oder
das andere zu.
4) Vgl. Oechelhäuser a.a.O. 263 fr.
5) Die Ausgaben für das Denkmal des Moritz von Sachsen waren geringer als die für das Grabmal Friedrichs IV.: Oechel-
häuser 243. -Wie das Grabmal Friedrichs IV., war auch das Moritz’ von Sachsen aus verschiedenfarbigem Marmor und
Alabaster errichtet worden: Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt, Leipzig,
Berlin 1965, S. 104.
C. C. Browerus, Antiquitates et annales Trevirenses II 451. - Mieg, Epitaphia 27. - Huffschmid, Heiliggeistkirche 202f.
608 f
Heidelberg, Peterskirche
1622
Grabstein (Grabmal?) des David Pareus. In der Universitätskapelle, Ausführung unbekannt1).
Inschrift nach der Narratio historica.
MONVMENTVM')
CHRISTO. SERVATORI. SACRVM.
DAVID. PAREVS. HOCCE. TVMBO. EST. CONDITVS. / E. GENTE. SLESICA.
VRBE. FRANCOSTENIA. / QVL VERITATIS ORTHODOXAE PVRIVS. / ET.
HAVRIENDAE. ET. EDOCENDAE. GRATIA. / IN. PATRIAM. ALTERAM. PA-
LATINE SOLI. [ DELATVS. IPSA. LVSTRA. DENA. ATQVE. INSVPER. / BIS.
TRES. DECEMBRES. STRENVE. DEI. GREGEM. / SEMENTE. PAVIT. VERBI.
IESV. COLLIGENS. / ECCLESIAM. IVVENTAM. ACADEMICAM. DOCET. /
VIGINTI. ET. AMPLIVS. PER. ANNOS. INCLVTVS. / PROFESSOR. OPTAT.
DEIN. RELINQVERE. ALTERI. / ORBAM. SCHOLAE. CATHEDRAM. QVANDO.
CAELITVS. I PVNIT. SVPREMVS. ARBITER. MORTALIVM. / CVLPAS. PALA-
TINO. IN. ORIS. VINDICANS. / TER. SACROSANCTI. NOMINIS. SVI. DECVS. /
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