chen Zeit gehört mit Sicherheit ebenfalls zur Familie; wahrscheinlich handelt es sich um einen Bruder
Georgs II. Weinmann101). Mit Jakob Weinmami (tätig zwischen 1603 und 1622), dem ersten, der seine
Erzeugnisse kennzeichnet, ist dann seit dem ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts die Produktion der
Hütte lückenlos zu verfolgen102).
Form, Ornament, Darstellung
Das Bild der Friedhöfe wird durch die liegenden, west-östlich gerichteten Sandsteinquader bestimmt,
deren durchschnittliche Größe 170X70 cm beträgt; auf ihnen sind die Messingtafeln angebracht. Neben
diesen liegend befestigten Epitaphien gibt es nur wenige Ausnahmen. Das einzige heute noch stehende
Monument ist das sieben Meter hohe Sandsteingrabmal des Wolfgang Münzer mit eingelassenen Messing-
tafeln (Nr. 944). Von gemalten und plastischen Wandepitaphien, die sich ehemals in der Mauer zum Pfarr-
garten über den Gräbern 1-46 befanden, war bereits die Rede103). Eine Variante der flachliegenden Platten
sind die Pultepitaphien, von denen noch einige vorhanden sind104). Einige Platten bedecken den ganzen
Stein105), die meisten aber sind etwa 20-40 cm lang und je nach Zeilenzahl 5-20 cm breit. Nicht selten sind
mehrere Platten auf einem Stein angebracht.
In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts überwiegen die rechteckigen Schrifttafeln mit getrennt
darunter gesetzten oder angegossenen Wappenschilden106). Wappenallianzen sind nebeneinander unter die
Schrifttafel gestellt; für das Vollwappen oder die Wappenallianz mit Oberwappen bietet sich der Dreipaß
an, der seit dem Anfang des Jahrhunderts in dieser Weise gebräuchlich ist. Früh findet auch die rechteckige,
mit Blendnische und Pilastern oder Säulen portalartig gegliederte Umrahmung Verwendung. Sehr ver-
breitet ist das Medaillon (Rundtafel), zuerst nur mit „fliegendem“ Spruchband, später mit umlaufender
Inschrift nach Art des Totenschildes. Nach der Mitte des Jahrhunderts schwellen Text und Schmuckwerk
an, mehrere Tafeln werden oft für ein Epitaph nötig; es entsteht der Typ, bei dem der heraldische oder
bildliche Teil - entweder im Medaillon oder im Portal - oben und unten von je einer rechteckigen Schrift-
tafel gerahmt wird. Seit den neunziger Jahren tauchen Ovalformen auf, die dann seit dem zweiten Jahr-
zehnt des 17. Jahrhunderts in weichfließende vegetabile Kartuschen übergehen.
Die Ornamentformen107) der Epitaphien, in den ersten Jahrzehnten schlicht, lassen deutlich den Stil-
wandel erkennen, der wie die Grundform des Epitaphs den Gang von der Spätgotik über den Floris/Bos-
Stil zum Manierismus und schließlich zum Barock widerspiegelt. Erste Schmuckattribute, auf Tafeln der
Vischerhütte, sind gravierte Blüten und Blätter; wenig später, seit dem dritten Jahrzehnt, der seitlich
gesehene an der Spitze zur Volute gerollte Akanthus108).
Rollwerk, das in den Dekorationen von Fontainebleau zwischen 1535 und 1540 erstmals verwendet
und durch die Entwürfe der Stecher rasch verbreitet wurde, findet sich gleich in den vierziger Jahren,
zuerst an der Tartsche, nach der Mitte des Jahrhunderts in losgelöster Form. Der Einfluß durch Cornelis
Bos ist hier deutlich spürbar109). Ebenfalls seit der Mitte des Jahrhunderts bevölkern geflügelte Engels-
köpfe, Putten und Genien mit Totenschädel und Sanduhr die Epitaphien. Stilelemente der Tier- und
Sagenwelt treten um die gleiche Zeit hinzu: Delphin, Seepferd, Löwenhaupt und Melusine (Abb. 95).
Beispiele für die gleichzeitige Verwendung dieser Stilelemente sind Abb. 96 und 99. Hier erkennt man
neben reich profilierter Architektur vor damasziertem Hintergrund: Voluten, Akanthus, Roll-, Band-
und Beschlagwerk, Engelsköpfe, Delphin-, Löwen- und Männerhäupter, Palmetten und Masken.
Neu in den achtziger Jahren sind die allegorischen Frauengestalten, meist Fides und Spes (Abb. 129),
bis sich mit Fruchtgehängen (Abb. 138) und Perlenbesatz der Ohrmuschelstil des 17. Jahrhunderts ankün-
digt, der keine „klare Scheidung zwischen Blättern, Stengeln, Blüten, Köpfen, Masken und Hermen“110)
mehr kennt.
101) Werkgruppe L (1579-1608), das Material liegt gesammelt in der Inschriftenkommission der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften vor.
102) Die erste Zusammenstellung seiner Erzeugnisse gab Schulz in Thieme-Becker 35 S. ßooff.
103) Siehe oben Anm. 61 f.
104) Inschrift Nr. 214; ferner Johannisfriedhof (künftig: Jo) 664Wenzel Jamnitzer 1585; Jo 1076 Johannes Herel
1603; Rochusfriedhof (künftig: Ro) 536 Lorentz Strauch 1591.
105) Jo 104 Sigmund Örtl 12.2.1616; Jo 133 Andreas Stöckel 38.7.1604; Jo A 2 b Martin Jahn 18.4.1648.
loe) Das Folgende ausführlicher bei Zahn, Beiträge S. 29ff.
107) Zum Ornament der Epitaphien ebenda S. 31 ff.
108) Zum Akanthusornament vgl. Ernst Strauß in RDK 1 (1937) Sp. 262-273; Riegl, Grundlegungen zu einer
Geschichte der Ornamentik S. 124; Hauglid, Akanthus, Oslo 1950.
109) Vgl. hierzu Forssmann, Säule und Ornament S. 115 und Pulvermacher, Rollwerk S. 48f.
110) Pulvermacher, Rollwerk S. 116.
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Georgs II. Weinmann101). Mit Jakob Weinmami (tätig zwischen 1603 und 1622), dem ersten, der seine
Erzeugnisse kennzeichnet, ist dann seit dem ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts die Produktion der
Hütte lückenlos zu verfolgen102).
Form, Ornament, Darstellung
Das Bild der Friedhöfe wird durch die liegenden, west-östlich gerichteten Sandsteinquader bestimmt,
deren durchschnittliche Größe 170X70 cm beträgt; auf ihnen sind die Messingtafeln angebracht. Neben
diesen liegend befestigten Epitaphien gibt es nur wenige Ausnahmen. Das einzige heute noch stehende
Monument ist das sieben Meter hohe Sandsteingrabmal des Wolfgang Münzer mit eingelassenen Messing-
tafeln (Nr. 944). Von gemalten und plastischen Wandepitaphien, die sich ehemals in der Mauer zum Pfarr-
garten über den Gräbern 1-46 befanden, war bereits die Rede103). Eine Variante der flachliegenden Platten
sind die Pultepitaphien, von denen noch einige vorhanden sind104). Einige Platten bedecken den ganzen
Stein105), die meisten aber sind etwa 20-40 cm lang und je nach Zeilenzahl 5-20 cm breit. Nicht selten sind
mehrere Platten auf einem Stein angebracht.
In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts überwiegen die rechteckigen Schrifttafeln mit getrennt
darunter gesetzten oder angegossenen Wappenschilden106). Wappenallianzen sind nebeneinander unter die
Schrifttafel gestellt; für das Vollwappen oder die Wappenallianz mit Oberwappen bietet sich der Dreipaß
an, der seit dem Anfang des Jahrhunderts in dieser Weise gebräuchlich ist. Früh findet auch die rechteckige,
mit Blendnische und Pilastern oder Säulen portalartig gegliederte Umrahmung Verwendung. Sehr ver-
breitet ist das Medaillon (Rundtafel), zuerst nur mit „fliegendem“ Spruchband, später mit umlaufender
Inschrift nach Art des Totenschildes. Nach der Mitte des Jahrhunderts schwellen Text und Schmuckwerk
an, mehrere Tafeln werden oft für ein Epitaph nötig; es entsteht der Typ, bei dem der heraldische oder
bildliche Teil - entweder im Medaillon oder im Portal - oben und unten von je einer rechteckigen Schrift-
tafel gerahmt wird. Seit den neunziger Jahren tauchen Ovalformen auf, die dann seit dem zweiten Jahr-
zehnt des 17. Jahrhunderts in weichfließende vegetabile Kartuschen übergehen.
Die Ornamentformen107) der Epitaphien, in den ersten Jahrzehnten schlicht, lassen deutlich den Stil-
wandel erkennen, der wie die Grundform des Epitaphs den Gang von der Spätgotik über den Floris/Bos-
Stil zum Manierismus und schließlich zum Barock widerspiegelt. Erste Schmuckattribute, auf Tafeln der
Vischerhütte, sind gravierte Blüten und Blätter; wenig später, seit dem dritten Jahrzehnt, der seitlich
gesehene an der Spitze zur Volute gerollte Akanthus108).
Rollwerk, das in den Dekorationen von Fontainebleau zwischen 1535 und 1540 erstmals verwendet
und durch die Entwürfe der Stecher rasch verbreitet wurde, findet sich gleich in den vierziger Jahren,
zuerst an der Tartsche, nach der Mitte des Jahrhunderts in losgelöster Form. Der Einfluß durch Cornelis
Bos ist hier deutlich spürbar109). Ebenfalls seit der Mitte des Jahrhunderts bevölkern geflügelte Engels-
köpfe, Putten und Genien mit Totenschädel und Sanduhr die Epitaphien. Stilelemente der Tier- und
Sagenwelt treten um die gleiche Zeit hinzu: Delphin, Seepferd, Löwenhaupt und Melusine (Abb. 95).
Beispiele für die gleichzeitige Verwendung dieser Stilelemente sind Abb. 96 und 99. Hier erkennt man
neben reich profilierter Architektur vor damasziertem Hintergrund: Voluten, Akanthus, Roll-, Band-
und Beschlagwerk, Engelsköpfe, Delphin-, Löwen- und Männerhäupter, Palmetten und Masken.
Neu in den achtziger Jahren sind die allegorischen Frauengestalten, meist Fides und Spes (Abb. 129),
bis sich mit Fruchtgehängen (Abb. 138) und Perlenbesatz der Ohrmuschelstil des 17. Jahrhunderts ankün-
digt, der keine „klare Scheidung zwischen Blättern, Stengeln, Blüten, Köpfen, Masken und Hermen“110)
mehr kennt.
101) Werkgruppe L (1579-1608), das Material liegt gesammelt in der Inschriftenkommission der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften vor.
102) Die erste Zusammenstellung seiner Erzeugnisse gab Schulz in Thieme-Becker 35 S. ßooff.
103) Siehe oben Anm. 61 f.
104) Inschrift Nr. 214; ferner Johannisfriedhof (künftig: Jo) 664Wenzel Jamnitzer 1585; Jo 1076 Johannes Herel
1603; Rochusfriedhof (künftig: Ro) 536 Lorentz Strauch 1591.
105) Jo 104 Sigmund Örtl 12.2.1616; Jo 133 Andreas Stöckel 38.7.1604; Jo A 2 b Martin Jahn 18.4.1648.
loe) Das Folgende ausführlicher bei Zahn, Beiträge S. 29ff.
107) Zum Ornament der Epitaphien ebenda S. 31 ff.
108) Zum Akanthusornament vgl. Ernst Strauß in RDK 1 (1937) Sp. 262-273; Riegl, Grundlegungen zu einer
Geschichte der Ornamentik S. 124; Hauglid, Akanthus, Oslo 1950.
109) Vgl. hierzu Forssmann, Säule und Ornament S. 115 und Pulvermacher, Rollwerk S. 48f.
110) Pulvermacher, Rollwerk S. 116.
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