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Maierhöfer, Isolde; Kloos, Rudolf M. [Hrsg.]; Bauer, Lothar [Hrsg.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 18 = Münchener Reihe, 6. Band): Die Inschriften des Landkreises Bamberg bis 1650 — München: Alfred Drückenmüller Verlag, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.57393#0016
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18.Jahrhundert das Amt Schönbrunn vereinigt. Erst im 15.Jahrhundert wurde Burgebrach Markt, der
1499 fr. mit drei Torhäusern befestigt wurde. Die alte Pfarrkirche schenkte der Bischof von Würzburg
mit Pfarrei und Patronatsrecht 1290 an das Kloster Ebrach. Von der Kirche ist das Untergeschoß des
Turmes der älteste Teil, der Chor nach der Bauinschrift von 1454 (Nr. 59), das Langhaus 1731 neu auf-
geführt, 1925 erweitert. Die alte Ausstattung ist bis auf die beiden Figuren Kaiser Heinrichs und Kuni-
gundes verloren; nur die Ebracher Überlieferung der Chronik Agricolas hat einiges davon festgehalten
(Nr. 68f, 192t, 222t, 2öof, 3 i8f), durchweg Epitaphien bzw. Grabsteine für Pfarrer, ein Grabmal eines
Amtmannes von Burgebrach. Verloren sind leider auch die wertvollen Glocken aus dem 14. Jahrhundert
(Nr. 22t, 23t, 38t). Besonderer Erwähnung bedarf der eigenartige, sagenumwobene Bildstock an der
Neff brücke, dessen Schaft möglicherweise der Torso einer romanischen figürlichen Plastik ist (Nr. 115).
Scheßlitz, im Norden des Kreises, kam als Sitz einer Cent aus andechs-meranischem, dann truhendin-
gischem Besitz 1382/90 an das Hochstift Bamberg und wurde Sitz des Oberamtes Scheßlitz. Der Ort
wurde 1230 als civitas genannt und war befestigt. Die Kirche St. Kilian gehört mehreren Bauperioden an,
von denen einige inschriftlich dokumentiert sind (Nr. 55, 184, 264, 316). Die Ausstattung ist größtenteils
spät. Bemerkenswert ist das figürliche Grabmal Graf Friedrichs von Truhendingen und seiner Frau Agnes
(Mayer, Umland2 Abb. 78), ein Werk des „Truhendingermeisters“ aus der Mitte des 14. Jahrhunderts,
ohne Inschrift, ebenso wie das Relief des thronenden Christus mit Maria und Johannes an der Vorhalle.
Begräbnisrecht hatten, wie die Grafen von Truhendingen, hier offenbar auch die bambergischen Pfleger
auf der benachbarten Giechburg, wie die beiden Wiesenthau-Grabmäler von 1570 und 1575 (Nr. 183
und 188) zeigen. Neben diesen qualitätvollen Werken tritt alles, was die Bürgerschaft des Städtchens an
epigraphischen Denkmälern hinterlassen hat, weit zurück. Kennzeichnend sind hierfür die Kritzelinschrif-
ten an den Außenwänden der Kirche, bei denen es sich wenigstens zum Teil um Grabschriften handelt
(Nr. 147, 173).
Großbirkach in der Südwestecke des Landkreises, zuletzt unter Kloster Ebrachischer Dorfherrschaft
stehend, gilt als eine alte Taufkirche, die vielleicht bis in das 9. Jahrhundert zurückreicht. Sie gehörte aber
bis 1352 zur Pfarrei Stadtschwarzach, wurde in diesem Jahre selbst zur Pfarrei erhoben und 1533 durch
die Crailsheim protestantisch. Die hochgelegene Kirche mit dem alten Patrozinium Johannes des Täufers
ist mit Chorturm und Langhaus romanisch, 12. und 13.Jahrhundert, die älteste im Bearbeitungsgebiet.
Außer romanischer Bauplastik und wohl vom Vorgängerbau stammender archaischer figürlicher Plastik
am Außenbau birgt die Kirche das berühmte und in weitem Umkreis älteste Relief; es zeigt Johannes den
Täufer mit zwei vornehmen Laien, deren Schwurgestus die Bezeichnung als Taufrelief zu rechtfertigen
scheint (Nr. 1). Durch den beigeschriebenen Namen des AbtesWolfher von Kloster Schwarzach (1034-46)
deutet es auf die ostwärts gerichtete Christianisierungstätigkeit dieses Klosters.
Ebrach, das älteste fränkische Zisterzienserkloster, wurde 1127 gegründet und von Morimund aus
mit dem ersten Abt Adam besiedelt. Als Gründer galten in der Überlieferung des Klosters die Geschwister
Bemo, Richwin und Berthrade vom ortsansässigen Adel, ferner König Konrad III., dessen Gemahlin
Gertrud und beider Sohn Herzog Friedrich (von Rothenburg). Diese Überlieferung fand figürlichen und
inschriftlichen Ausdruck in dem Stifterrelief aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (Nr. 20). Während Kon-
rad III. im Bamberger Dom unter einer Tumba begraben lag, konnte man in Ebrach die Stiftergräber
Gertruds und Friedrichs vorweisen (Nr. 4t)2, und als Grabstätte des Stifteradels galt die Michaelskapelle.
Die ältere, 1134 geweihte Klosterkirche dürfte an der Stelle der heutigen gestanden haben, deren Bau im
Jahre 1200 begonnen und im Jahre 1285 zu Ehren Mariä und des hl. Nikolaus geweiht wurde.
Die Altäre in der Michaelskapelle wurden 1207 und 1211 geweiht; eine weitere Kirche, die sog. Fuchsen-
kapelle, wurde 1279 gestiftet und diente als Leutkirche (Nr. 5f, 6f).
Ebrach genoß die Auszeichnung, als Herzensepultur der Würzburger Bischöfe von Berthold von
Sternberg, f 1287, bis Friedrich von Wirsberg, f 1573, zu dienen.(Nr. 7f); die Sepultur befand sich ebenso
wie die der Stifter im Chor.
In der Zeit höchster Blüte des Klosters im 14. Jahrhundert entstanden neben neuen Klostergebäuden
(vgl. z.B. Nr. 13t) auch das Stifter- und das Tympanonrelief (Nr. 20, 21); eine große Glocke (Nr. 19)
wurde angeschafft. Schwere Schäden brachte der Bauernkrieg 1525 dem Kloster, die Wiederherstellung
erfolgte in den nächsten Jahrzehnten (vgl. Nr. 158t, 198 u.a.). Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die
Ausstattung der Kirche vollendet (vgl. z.B. Nr. 277t, 284t), der Chor 1614 einer ersten Umgestaltung
unterzogen (Nr. 4t, 7t). Nach den Verwüstungen durch die Schweden 1631 erfolgte gegen 1650 eine
abermalige Neugestaltung des Chorraums, und auf diese Zeit dürfte sich auch die in der Chronik Agri-
cola II p. 2iof. erwähnte Erneuerung des Fußbodens von Kirche und Kreuzgang beziehen, bei der nur die

s Es sei ausdrücklich bemerkt, daß die reiche Ebracher Überlieferung keinerlei Hinweis dafür bietet, daß eine
dieser Tumbenfiguren von den Stiftergräbern wie von der Herzensepultur später neu geschaffen worden wäre;
vgl. Nr. 4f.

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