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Borchardt, Karl; Herrmann, Franz Xaver; Kramer, Theodor [Oth.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 27 = Münchner Reihe, 7. Band): Die Würzburger Inschriften bis 1525 — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57398#0043
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bekannt. Rechts unten ist eine kleine Ecke herausgeschnitten. Die Verstümmelungen hier und an den
Rändern dürften durch die Anbringung auf der Kiliansfahne bedingt sein.
H. 55 cm;B. 99 cm(lio cm mit der hypothetischen Zierleiste am linken Rand); Bu. 1,3 cm. - Majus-
kel. Abb. 7
A) Rechter Rand außen
(Raum für 5 Silben) [ ]M CVM PAVCIS PROMERE VERSICVL’IS’

B) Rechter Rand innen
(Raum für 11 Silben) [ ]MIRACVLA
POLI LIBVIT PRO SPIRA [ ] (Raum für 7 Silben)
C) Unterer Rand innen
[ ] CELO [,.]SSIT[...]NS ( )L[..]a
D) Linker Rand innen

[.. ,]RIT [ ]S L[ ]POLVSb CELVM .. ( ) LI
E) Oberer Rand innen
(Reste unlesbar)
a CADERE vermutet Herrmann.
b O ist nicht mehr als Stickereifaden vorhanden, aber nach Herrmann durch die ovale Verfärbung deutlich.
SPIRA = sphaera (cf. Index zu MGH Poetae IV).
Dargestellt ist die Luftfahrt Alexanders des Großen, eine Sage aus dem Alexanderroman. Durch die
von Bernhard Bischoff in Kunstchronik 8 (1955), 309 f. vorgetragene Lesung und Abteilung der Wör-
ter, die sich auf die rhythmische Form stützt, ist der Vorschlag von Pfister: „... M CVM PAUCIS
PRO ME REVERSIS M... MIRACULA LIBVIT PRO SPIRITV SANCTO ASPICERE“ [.. mit
den wenigen, die mit meiner Hilfe zurückkehrten, Es beliebte ihm, die Wunder des Himmels
mit Hilfe des heiligen Geistes zu betrachten...] überholt. Pfisters These, die Luftfahrt sei in dem Text
ursprünglich als Zeichen besonderer göttlicher Gnade gepriesen und bei der Anbringung auf der Ki-
liansfahne bewußt verstümmelt worden, um sie als Ausdruck von Hochmut erscheinen zu lassen, wird
damit hinfällig. So fragmentarisch die Verse erhalten sind, sie entsprechen am ehesten einem Gedicht
auf Alexander den Großen, das in einer aus Frankreich stammenden, in der zweiten Hälfte des 9. Jhs.
entstandenen Handschrift (Verona, Bibi. Cap. LXXXVIII (83), danach MGH Poetae IV 600f.) über-
liefert ist, ebenfalls einem Fünfzehnsilbler mit zuerst acht, dann sieben Silben: „Alexander puer ma-
gnus circumivit patriam ... Grifis prendidit altum ascensum viditque mirabilia. “ Da die Makedonen
im Mittelalter - z. B. in Otfrids Evangelienharmonie - als Vorfahren der Franken galten, konnte der
Bischof von Würzburg als Herzog von Franken eine solche Darstellung gut bei seiner Kriegsfahne
verwenden (so G. Pullmann). Andere Thesen, die Stickerei stamme aus dem Besitz des Bischofs Bruno
(1034-45) und habe deshalb den Charakter einer Reliquie gehabt (so M. H. v. Freeden) oder der Herr-
scher habe als hl. Cyriakus gegolten (so W. Füßlein und A. Wendehorst), erscheinen demgegenüber
weniger wahrscheinlich.
Für die Entstehung nördlich der Alpen, vielleicht in Regensburg, jedenfalls nicht im byzantinischen
Bereich, sprechen das Leinenmaterial, die lateinische Inschrift, das Bortenornament und die Form der
Krone (in karolingischer Tradition, von Schramm um 990 angesetzt). Datiert wurde das Stück bisher
ins 10. oder frühe 1 i.Jh. Die Form der Buchstaben - trapezförmiges A, offenes C, rundes, aber offenes
E, eckiges M, P mit sehr kleinem Bogen, R mit deutlich geschweiftem Abstrich, V, Ligatur IS bei
PAVCIS - könnte bis zum dritten Viertel des 12.Jhs. auftreten. Wahrscheinlich gehörte die Stickerei
zu einem Zyklus von Wandbehängen, wie man sie im Hochmittelalter häufig an Fürstenhöfen besaß.
C. G. Scharold, „Rechenschaftsbericht über ... Geschäftsführung ... des historischen Vereins für den Untermainkreis im
vierten Vereinsjahr 1833/34“, AHVU 3/1 (1836), 204; J.H. v. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke und Geräth-
schaften des christlichen Mittelalters, Bd. 1 (Frankfurt/Main 1840), 37ff. u. Taf. 26; F. A. Reuß, Monumenta Kilianea,
1. Heft: Das Cyriakus-Panier (Würzburg 1844), 9; Contzen, Sammlungen II 87 b Nr. 112; Heffner, Sammlungen 109ff.
Nr. 111; Th. Henner, „Zu den Bildern des Umschlags“, Altfränk. Bilder 9 (1903); F. Panzer, „Der romanische Bilderfries
am südlichen Choreingang des Freiburger Münsters und seine Deutung“, Freiburger Münsterblätter 2 (1906), 2-12;
L. Arntz, „Mittelalterliche Feldzeichen“, Zs. f. christl. Kunst 28 (1915), 178 u. 177 Abb. 14 (Skizze der ehemaligen An-
bringung auf der Kiliansfahne); MGH Poetae IV 600 f.; W. Stammler, s. v. Alexander d. Gr., Reallexikon der deutschen
Kunstgeschichte, Bd. 1 (Stuttgart 1937), 334-42 (mit Foto); Katalog Franconia Sacra (Würzburg 1952), 59 Nr. D 2 u.

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