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Borchardt, Karl; Herrmann, Franz Xaver; Kramer, Theodor [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 27 = Münchner Reihe, 7. Band): Die Würzburger Inschriften bis 1525 — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57398#0077
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7i t

Rathaus

i.H. 14.Jh. (?)

Malereien im Wenzelssaal des Grafeneckartbaus. Der romanische, durch eine Mittelsäule in einen Ost-
und einen Westteil gegliederte Saal aus der Zeit um 1200 wurde im 14.Jh. mit Teppichmusterung
(Rosetten wechselnd mit Löwen und Adlern in den Farben Weiß, Rot und Blau) und Wappenfriesen
(auf teils rotem, teils grün-blauem Grund) ausgemalt. Die ursprünglich schätzungsweise 150 Wappen
verteilten sich auf zwölf Bogenfelder (A-L), einen horizontal in der Flucht des Gewölbefußes umlau-
fenden Fries (unter I undj), mindestens einen Vertikalstreifen (unter K) und die Unterseite der beiden
Schneidbögen (heute zerstört). Am südlichen Feld der Ostwand (K) war anscheinend ein Teppich als
Rückwand eines bevorzugten Platzes gemalt. Über jedem Wappen befand sich ein weißes Spruchband
mit dem Namen. Schrift aufgemalt, heute nirgends mehr zu erkennen. Um 1500 erhielten die vier
Gewölbe ihre Schlußsteine (rotgelbe Strahlen bzw. Laubzweige mit Beeren). Nach dem Dreißigjähri-
gen Krieg, als die Stadt mit dem „Roten Bau“ einen neuen Ratssaal an anderer Stelle errichtete, wurde
in halber Höhe eine Balkendecke eingezogen, die den umlaufenden Wappenfries weitgehend zerstörte.
Diese Einbauten entfernte man 1898 und restaurierte die Malereien 1912 im Zuge einer totalen Instand-
setzung des Grafeneckartbaus. Durch langdauernde Wassereinbrüche nach dem Verlust des Daches
beim Stadtbrand 1945 haben die Malereien erneut schwer gelitten. Zunächst nur notdürftig gesichert,
begann 1976 eine fachmännische Säuberung und Fixierung. Heute sind noch etwa 60 Wappenschilde
mehr oder weniger deutlich erkennbar.
Bu. ca. 5 cm. - Gotische Majuskel.
A) Westteil, Südwand: auf rotem Grund in der Mitte Reichsadler, links Mainz (1), Köln (2) und Trier
(3), rechts Böhmen (1) und Sachsen (2). Anscheinend das Reich und die sieben (?) Kurfürsten. Foto
Gundermann Nr. 2771.
B) Westteil, Westwand, südl. Hälfte: auf grünem, mit Löwen und Adlern besetzten Grund in der Mitte
Rennfähnlein (Herzogtum Franken), links dunkel und hell geviert (1: Burggrafen von Nürnberg oder
Grafen von Castell), Grafen von Rieneck (2), rechts Grafen von Oettingen (1), dunkler Adler auf
hellem Grund (2: Grafen von Wertheim), in Weiß eine schwarze Henne (3: Grafen von Henneberg),
ein helles Tier auf dunklem Grund (4: vielleicht der Elefant der Grafen von Helfenstein). Anscheinend
acht im Herzogtum Franken ansässige Grafen. Foto Gundermann Nr. 2775.
BURGREIN / OTINGEN / WERTHEIM / HENNEBERG
Links 1, rechts 1, 2, 3.
C) Westteil, Westwand, nördl. Hälfte: auf rotem, mit Blumen belegten Grund heute nichts mehr
erkennbar; früher in der Mitte sechs Lilien in Blau (Frankreich), links Grafen von Sponheim (1), rechts
Grafen von Nassau (1) und drei silberne Adler in Blau (Grafen von Leiningen).
FRANCREICH / SPONHEIN+ / +NAZZAV+
Mitte; links 1; rechts 1.
D) Westteil, Nordwand: auf grünem Grund heute nichts mehr erkennbar; 1898 noch Herberstein.
E) Nördlicher Mittelbogen, Westseite: auf rotem Grund in der Mitte in Weiß ein rotes Doppelkreuz
(Patriarchen- oder Lothringerkreuz, aber nicht Herzöge von Lothringen), links von Weiß und Blau
geweckt (1: Herzöge von Bayern), eine Taube auf einem Baumstumpf (2), rechts in Rot ein weißer
Balken (1: Herzöge von Österreich), drei Hirschstangen (2: Grafen von Württemberg). Anscheinend
acht süddeutsche Fürsten.
BAYRN
Links 1.
F) Südlicher Mittelbogen, Westseite: auf grünem, mit Löwen und Adlern belegten Grund in der Mitte
frk. Rechen, links von Rot und Weiß vierfach geteilt (1), in Gold drei rote Sparren (2: Grafen von
Hanau), ein Adler (3), rechts in Weiß zwei schwarze Leoparden (1: Herren von Hohenlohe), in Rot
drei weiße Schildchen (2: Herren von Weinsberg), angeblich eine rote Ecke in Weiß, heute nicht mehr
erkennbar (3: angeblich Herren von Schlüsselfeld), schwarzer und weißer Schild (4). Anscheinend
fränkische Dynasten. Foto Gundermann Nr. 2772.
+WIEBERG+

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