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Borchardt, Karl; Herrmann, Franz Xaver; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Kramer, Theodor [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 27 = Münchner Reihe, 7. Band): Die Würzburger Inschriften bis 1525 — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57398#0194
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Anno Domini M CCCC XCV die Mercurii penultima Aprilis obiit Reverendus in
Christo Pater et Dominus Dominus Rudolphus de Scherenberg Episcopus Herbi-
polensis Franciaeque Orientalis Dux cuius anima requiescat in pace Amen
Wiedergabe nach Salver.
Wappen: oben links Scherenberg, rechts Maßbach, unten links Egloffstein, rechts Schaumberg.
Zur Person s. u. Nr. 346.
Reinhart fol. 267V; Fries/Ludewig 866; Salver 332; KDStW 74; Bier, Riemenschneider I 103; Schulze, Grablege II 28.

346 Domkirche 1495 April 29

Grabdenkmal des Würzburger Bischofs Rudolf von Scherenberg. Im südlichen Seitenschiffbeim sech-
sten Pfeiler von Westen der Südreihe auf der Südseite (Plan Nr. 48). Hellroter Marmor bei der Bi-
schofsfigur, grüner Sandstein bei Sockel, Baldachin und Seitenrahmung. Im Mittelfeld als Hochrelief
die Bischofsfigur (mit Mitra, Albe, Dalmatik, Kasel, Rationale, in der Linken den Stab, in der Rechten
das Herzogsschwert), stehend auf zwei wappenhaltenden Löwen. Darüber Baldachin aus gotischem
Sprengwerk. Sechs Wappenschilde: zwei beiderseits der Mitra unterhalb des Baldachins, von Engeln
gehalten; darunter je zwei auf beiden Längsseiten, die beiden unteren von einem Löwen gehalten. Der
Sockel des Monuments zerfällt in zwei Abteilungen: Oben halten zwei Engel eine Metallplatte, auf der
in zwölf Zeilen die erste Inschrift eingehauen ist. Die ursprünglich vertieften Buchstaben sind hier über
der originalen Vergoldung mit schwarzer Paste ausgefüllt. Später wurden, weil man die ganze Platte
schwarz überstrich, die Buchstaben vergoldet. Unten erscheint in der Mitte eine Totenleuchte, neben
der in vier Zeilen beiderseits die Versinschrift eingehauen ist. Hier sind die Buchstaben enger gemeißelt
und über hellbrauner Grundierung vergoldet. Das Grabdenkmal stand bis 1956 beim siebten Pfeiler
von Westen der Südreihe auf der Nordseite, ganz in der Nähe des Grabes (Plan Nr. 66 A). Die Gesich-
ter, die Wappenschilde und einige dekorative Details sind bemalt.
Gesamtmaße: H. 515 cm; B. 181 cm.
A) Inschrift auf der schwarzen Platte: H. 45 cm; B. 78 cm; Bu. 1,8 cm (Anfangsbuchstaben
Abb. 82 a-b 2,5-3 cm). - Renaissance-Kapitalis.
RVDOLPHO DE SCHERENBERG EP(ISCOP)O HERB(IPOLE)N(SI)
FRAN(CIAE) DVCI • SVMMO IN / OMNI VIRTVTVM GENERE VIRO ■
PRVDENTIA VERA ATQVE / CONSILIO ADMIRABILI : QVI EP(ISCO-
P) ATVM HERBIPOLEN (SEM) • OB MALITI AM / TEMPORVM CREDITO-
RIBVS OPPIGNORATVM ■ ATQVE SERVIEN/TEM : NEXV AERIS
ALIENI SOLVTO : IN PRISTINVM STATVM DIGNI/TATEMQVE RE-
STITVIT • VT ECCLESIAM HERBIPOLEN (SEM) NON TAM / ADMINI-
STRASSE QVAM FVNDASSE VIDERIPOSSIT ■ PACIS TAM / STVDIOSVS
FVIT • VT EAM SAEPE VEL PECVNIA ET INIQVISSIMIS / CONDITIO-
NIBVS IMPETRARET • DIETA ET VITAE MODERATIONE / AD
SVMMAM AETATEM PERVENIT • /a OBIIT AN(NO) D(OMINI) M
CCCCXCV III K(A)L(ENDAS) APRILIS* 1 / INGENS ET PRAECLAR(VM)
OMNIVM SVCCESSOR(VM) SVOR(VM) EXEMPL(VM)
a Rest der Zeile frei und neue Zeile eingerückt.
1 Steinmetzfehler für MAII.
Für Rudolf von Scherenberg, Bischofvon Würzburg und Herzog von Franken, den besten in allen Tugenden, bewunderns-
wert in wahrer Klugheit und Einsicht, der das wegen der Bosheit der Zeiten den Gläubigern verpfändete und geknechtete
Bistum Würzburg nach Bezahlung seiner Schuldenlast wiederherstellte, so daß er gleichsam die Kirche von Würzburg nicht
nur verwaltet, sondern gegründet haben könnte. Aus großer Friedensliebe fand er sich oft zu Geldzahlungen und ungerech-
ten Auflagen bereit. Durch Mäßigkeit im Essen und Leben gelangte er zu sehr hohem Alter. Er starb imjahre des Herrn 1495,
am dritten Tage vor den Kalenden des April, ein großartiges, leuchtendes Vorbild für alle seine Nachfolger.
B) Inschrift auf dem Rationale: Bu. 3 cm.
• I(E)H(SV)S • / • MAR(IA) / S(ANCTVS) • KILIAN(VS)
In der Mitte des vorstehenden Hauptgesimses unter dem Sockel befand sich über der Kante mitten bei
der Schrift das Meisterzeichen des Tilmann Riemenschneider, das bis auf die unteren Enden der beiden
sich kreuzenden Linien weggemeißelt wurde (Bier, Riemenschneider I 78f.; Tönnies 93).

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