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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Meier, Beate [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0029
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Bereits 1925 konstatiert der Verfasser des Artikels über Hans Hylmair im Künstlerlexikon Thieme-
Becker,149 daß das 1560 entstandene Wappenbuch Hylmairs150 nichts mit dem Wappen- und Grab-
malbuch Eppingers zu tun habe. Freytag analysierte kurze Zeit später die beiden Quellen, und kam zu
dem Schluß, daß die Sammlung Eppingers auf das Hylmairsche Wappenbuch zurückgehe, keinesfalls
aber mit diesem identisch sei.151
Die in MsR 371 enthaltenen Aufzeichnungen über die Minoritenkirche (s. Abb. 48, 49) umfassen
nach der neuen Paginierung die Seiten 137-142. Seinem Stand gemäß nahm Eppinger hauptsächlich
die in der Minoritenkirche bestatteten Ratsmitglieder mit ihren Familienwappen auf. Er beschränkte
sich auf den Kirchenraum und die Kreuzgänge; Grabinschriften aus den Seitenkapellen, die später als
um 1400 angefertigt worden waren, verzeichnete er aber nicht mehr. Der Vergleich mit den heute
noch vorhandenen Originalen zeigt, daß Eppinger die Inschriften wenig sorgfältig und oft lückenhaft
transkribierte. Dagegen verzeichnete er ziemlich genau die Lage der Grabmäler und verwandte viel
Mühe auf Wappenabzeichnungen. Die jüngste von Eppinger noch aufgenommene Inschrift, die
Grabinschrift der Chorfrau Margareta von Parsberg (s. Kat.-Nr. 177), stammt aus dem Jahr 1594.
Eine weitere Sammlung geht auf den Fürstbischof von Freising, Johann Franz Eckher von Kapfing
und Liechteneck (1646-1727; seit 1695 Bischof), zurück.152
Aus Klöstern, Kirchen und Friedhöfen des bayerischen Raumes sammelte der geschichtsbegeisterte
Fürstbischof in den Jahren 1693 — 1700 weit über 2000 Inschriften von Grabmälern, Epitaphien und
Wappen, die in vier Bänden zusammengefaßt sind.153 Aus Regensburg stammen Inschriftendenkmä-
ler der Alten Kapelle, der Landshuter Herberge, der Nieder- und der Obermünsterkirche, des St. Pe-
ter Friedhofes, der Alten Pfarrkirche, des Deutschherrenhofes, des Domherrenhofes, der Dominika-
nerkirche, des Domes, St. Emmerams und der Minoritenkirche.
In Band II der „Sammlung von abgebildeten Grabsteinen und anderen Monumenten in Bayern“, auf
fol. 5Ov-53r, 63‘'-64', finden sich auf acht fohierten Blättern Grabsteinabzeichnungen aus Minoriten-
kirche und -kloster (zitiert als Eckher); auf jedem Folioblatt sind vier Grabsteine abgezeichnet (s.
Abb. 50, 51). Kem Wert wurde anscheinend auf die vollständige Erfassung des Inschriftenbestandes in
der Minoritenkirche und dem angrenzenden Kloster gelegt: So fanden ausschließlich Denkmäler des
Adels und des höheren Klerus Aufnahme.
Das Grabsteinbuch Eckhers ist im Zusammenhang mit zwei anderen großen Werken, die unter seiner
Leitung entstanden sind, zu sehen, nämlich dem Wappenbuch und dem Stammenbuch.154 Es waren
die vielschichtigen Interessen des historisch wie kunsthistorisch gleichermaßen begeisterten Fürstbi-
schofs, die ihn diese umfassenden Werke begründen ließen. Genealogische Forschungen und Wap-
penkunde, die gerade im Zeitalter des Barock vermehrt Aufmerksamkeit erfuhren, veranlaßten den
Fürstbischof, die Urahnen seiner weitverzweigten Familie zu dokumentieren.155 So gehörte bei-
spielsweise Konrad IV. von Frontenhausen, als Bischof von Regensburg der erste Gönner der Minori-
ten, zu seinen Vorfahren. Die fast photographisch anmutenden Darstellungen einschließlich der Wap-
pen lassen auf einen künstlerisch gebildeten Abzeichner schließen. Standortangaben und relativ sorg-
fältige Transkriptionen machen eine annähernd genaue Rekonstruktion der Lage und des Aussehens
verlorengegangener Grabsteine möglich.
Joseph von Heckenstaller (1748 — 1832), „seit 1780 fürstbischöflich-regensburgischer Registrator, Ta-
xator und Expeditor des Konsistoriums“156 sammelte unter dem Titel „Descriptio monumentorum

149 Thieme-Becker 18, 212
150 BSB cgm 2015; vgl. auch Primbs, Jahr- und Totenbuch 255.
151 Freytag, Regensburger Wappenbuch 38E Als Anhaltspunkt für die Datierung von Eppingers Manuskripte können
die auf dem ersten Blatt zum Grabmalverzeichnis von St. Emmeram (S. 37 der neuen Paginierung) oben links sich be-
findenden Jahreszahlen 1596/97 dienen. Die von Fuchs, Überlieferung 149, geäußerte Vermutung, daß das Grabmal-
buch Eppingers als „Vorarbeit“ zu dessen 1592 angefertigtem Wappenbuch (BSB cgm 1592) zu betrachten sei, dürfte
wohl nicht zutreffen.
152 Bosl, Eckher von Kapfing; Hubensteiner, Eckher von Kapfing; Mass, Bischöfe 15; Hahn, Eckher von Kapfing; zur
Familie vgl. Hund, Stammenbuch II, 69b.; Ersch-Gruber, Enzyklopädie, 1. Section (A-G) Bd. 29. 30, 461 ff.; Krick,
Stammtafeln 79 ff.
153 BSB cgm 2267; vgl. DI 5, XIX; Hefner, Heraldik 228; Reuter, Sammlung 260.
154 Zum Stammenbuch vgl. Ausstellungskatalog Freising 423.
155 Hubensteiner, Geistliche Stadt 149—156; Botzheim, Bildinventarien 397b.
156 Hahn, Heckenstaller 235 b.

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