oder Flachrelief, die ursprünglich wohl in den Kirchen- oder Kreuzgang-Boden eingelassen waren,
finden sich Halb- und Hochreliefdarstellungen227 228 auf Denkmälern, die möglicherweise ebenfalls he-
gend den Kirchen- und Kreuzgangboden bedeckten. Gerade die Stilepoche der Hoch- und Spätgotik
ignoriert die Schwerkraft und stellt häufig „Liegend-Stehende“ Gestalten dar. Nur bei einem Denk-
mal ist der Hinweis auf ein Wandgrabmal verzeichnet; es trug Inschriftentafeln aus Metall, die heute
verloren sind (s. Kat.-Nr. 153).
Die Schrift läuft bei den figürlich gestalteten Denkmälern fast ausnahmslos um den Stein, nur bei der
Doppelgrabplatte der Gebrüder Paulsdorf (s. Kat.-Nr. 121) ist neben der Umschrift auch eine mehr-
zeilige Inschrift in den Stein gehauen. Dagegen weisen die wappengeschmückten Platten vor allem
seit dem 16.Jahrhundert mehrzeilige Inschriften im Feld auf. Die beiden in die Wand eingemauerten
Quadersteine, die man wohl als Grabtafeln klassifizieren kann, tragen nur mehrzeilige Inschriften (s.
Kat.-Nrr. 39 und 84).
Neben den Inschriften der Wandmalereien in der Kirche und in dem Kleinen Kreuzgang überstanden
nur Denkmäler aus Stein — dem naturgemäß am widerstandsfähigsten Material — die bewegte Ge-
schichte der Bettelordensniederlassung. Der in Bayern häufig vorkommende und leicht zu bearbei-
tende Sandstein in verschiedenen Tönungen fand in der Grabmalplastik vielfach Verwendung.
Daneben bearbeitete man den als Kelheimer Marmor bezeichneten, in der Nähe Regensburgs gebro-
chenen hellen Kalkstein. Im 15. Jahrhundert bevorzugten adelige Familien den sogenannten Adneter
Rotmarmor.
6. Die Schriftformen
Die gotische Majuskel
Das sicher zu datierende Inschriftenmaterial der Minoritenkirche und des Klosters setzt im letzten
Drittel des 13.Jahrhunderts ein. Am frühesten Denkmal, der Deckplatte des Berthold-Grabes (Kat.-
Nr. 1), begegnet die gotische Majuskelschrift,22S die — in weiterentwickelter Form — für das endende
13. und bis zum letzten Drittel des 14.Jahrhunderts als Monumentalschrift in Regensburg bestim-
mend bleibt. Insgesamt sind heute in der Minoritenkirche noch acht Inschriftendenkmäler, die diese
Schriftform aufweisen, erhalten.229 Es ist davon auszugehen, daß das nur in kopialer Überlieferung
vorliegende Material, zumindest bis in das letzte Drittel des 14.Jahrhunderts überwiegend Majuskel-
inschriften aufwies.230
In der frühesten Inschrift aus dem Jahr 1272 (s. Kat.-Nr. 1) sind kapitale und unziale Formen der
Buchstaben nebeneinander vorzufinden, unregelmäßig keilförmig eingehauen. So erscheinen M und
N in kapitaler sowie in einer auch in anderen Denkmälern der Zeit häufig verwendeten runden Aus-
formung. Das C ist mit einem Abschlußstrich geschlossen. Die Cauda des R zeigt sich in wellenför-
miger Ausgestaltung, das L findet sich ebenfalls mit gewellter Trabs eingehauen. A erscheint als ge-
stelztes Trapez, dessen Kopfstrich nicht über die Schrägschäfte hinausreicht. D, Q und U sind gerun-
det, der Schaft des geraden I an den Enden leicht verdickt. Die gegen Ende des 13.Jahrhunderts
entstandene Inschrift der Grabplatte des Konrad von Paulsdorf (s. Kat.-Nr. 14) kann wegen ihres
schlechten Zustandes nur anhand von wenigen noch erkennbaren Buchstaben charakterisiert werden.
Auch hier zeigt das N sowohl kapitale als auch runde Formen, erkennbar sind weiter dreieckförmige
Enden der Schäfte. In der Inschrift der Grabplatte der Gebrüder Paulser (s. Kat.-Nr. 29) überwiegen
die gerundeten Formen. Unziales E und C schließen mit einem Abschlußstrich. Das A findet aus-
schließlich in der pseudounzialen Form Verwendung. Buchstaben wie das O, P und das R weisen an
den Rundungen starke Schwellungen auf, wobei die Cauda des R punktförmig endet. T und N er-
scheinen in runder und kapitaler Form, das S ist sehr stark geschwungen. Der Bauch des P erreicht in
einem Fall die Hälfte, im anderen Fall fast dreiviertel der Schafthöhe. Das Verhältnis von Höhe und
Breite beträgt in allen Formen 2:1.
Die sehr gut erhaltene Inschriftentafel des Hermann Maller (s. Kat.-Nr. 39) weist ähnliche epigraphi-
227 Vgl. Bauch, Grabbild 64E
228 Bauer, Mainzer Inschriften 7; Koch, Inschriftenpaläographie 118, Kloos, Epigraphik 129-132.
229 Halm-Lill, Bildwerke, Abb. 81, 98, 109, dokumentieren drei Majuskel-Inschriften, von denen eine im Zweiten
Weltkrieg zerstört worden ist (s. Kat.-Nr. 48), eine weitere derzeit im Museumsbereich zur Hälfte eingemauert ist (s.
Kat.-Nr. 54) und eine dritte Inschrift schon 1924 nur noch bruchstückhaft gelesen werden konnte (s. Kat.-Nr. 14).
230 Da die kopiale Überlieferung auf die Tradierung der originalen Schriftform wenig Wert legt, können diese Inschriften
bei einer Besprechung der Schriftformen unberücksichtigt bleiben.
XXXIV
finden sich Halb- und Hochreliefdarstellungen227 228 auf Denkmälern, die möglicherweise ebenfalls he-
gend den Kirchen- und Kreuzgangboden bedeckten. Gerade die Stilepoche der Hoch- und Spätgotik
ignoriert die Schwerkraft und stellt häufig „Liegend-Stehende“ Gestalten dar. Nur bei einem Denk-
mal ist der Hinweis auf ein Wandgrabmal verzeichnet; es trug Inschriftentafeln aus Metall, die heute
verloren sind (s. Kat.-Nr. 153).
Die Schrift läuft bei den figürlich gestalteten Denkmälern fast ausnahmslos um den Stein, nur bei der
Doppelgrabplatte der Gebrüder Paulsdorf (s. Kat.-Nr. 121) ist neben der Umschrift auch eine mehr-
zeilige Inschrift in den Stein gehauen. Dagegen weisen die wappengeschmückten Platten vor allem
seit dem 16.Jahrhundert mehrzeilige Inschriften im Feld auf. Die beiden in die Wand eingemauerten
Quadersteine, die man wohl als Grabtafeln klassifizieren kann, tragen nur mehrzeilige Inschriften (s.
Kat.-Nrr. 39 und 84).
Neben den Inschriften der Wandmalereien in der Kirche und in dem Kleinen Kreuzgang überstanden
nur Denkmäler aus Stein — dem naturgemäß am widerstandsfähigsten Material — die bewegte Ge-
schichte der Bettelordensniederlassung. Der in Bayern häufig vorkommende und leicht zu bearbei-
tende Sandstein in verschiedenen Tönungen fand in der Grabmalplastik vielfach Verwendung.
Daneben bearbeitete man den als Kelheimer Marmor bezeichneten, in der Nähe Regensburgs gebro-
chenen hellen Kalkstein. Im 15. Jahrhundert bevorzugten adelige Familien den sogenannten Adneter
Rotmarmor.
6. Die Schriftformen
Die gotische Majuskel
Das sicher zu datierende Inschriftenmaterial der Minoritenkirche und des Klosters setzt im letzten
Drittel des 13.Jahrhunderts ein. Am frühesten Denkmal, der Deckplatte des Berthold-Grabes (Kat.-
Nr. 1), begegnet die gotische Majuskelschrift,22S die — in weiterentwickelter Form — für das endende
13. und bis zum letzten Drittel des 14.Jahrhunderts als Monumentalschrift in Regensburg bestim-
mend bleibt. Insgesamt sind heute in der Minoritenkirche noch acht Inschriftendenkmäler, die diese
Schriftform aufweisen, erhalten.229 Es ist davon auszugehen, daß das nur in kopialer Überlieferung
vorliegende Material, zumindest bis in das letzte Drittel des 14.Jahrhunderts überwiegend Majuskel-
inschriften aufwies.230
In der frühesten Inschrift aus dem Jahr 1272 (s. Kat.-Nr. 1) sind kapitale und unziale Formen der
Buchstaben nebeneinander vorzufinden, unregelmäßig keilförmig eingehauen. So erscheinen M und
N in kapitaler sowie in einer auch in anderen Denkmälern der Zeit häufig verwendeten runden Aus-
formung. Das C ist mit einem Abschlußstrich geschlossen. Die Cauda des R zeigt sich in wellenför-
miger Ausgestaltung, das L findet sich ebenfalls mit gewellter Trabs eingehauen. A erscheint als ge-
stelztes Trapez, dessen Kopfstrich nicht über die Schrägschäfte hinausreicht. D, Q und U sind gerun-
det, der Schaft des geraden I an den Enden leicht verdickt. Die gegen Ende des 13.Jahrhunderts
entstandene Inschrift der Grabplatte des Konrad von Paulsdorf (s. Kat.-Nr. 14) kann wegen ihres
schlechten Zustandes nur anhand von wenigen noch erkennbaren Buchstaben charakterisiert werden.
Auch hier zeigt das N sowohl kapitale als auch runde Formen, erkennbar sind weiter dreieckförmige
Enden der Schäfte. In der Inschrift der Grabplatte der Gebrüder Paulser (s. Kat.-Nr. 29) überwiegen
die gerundeten Formen. Unziales E und C schließen mit einem Abschlußstrich. Das A findet aus-
schließlich in der pseudounzialen Form Verwendung. Buchstaben wie das O, P und das R weisen an
den Rundungen starke Schwellungen auf, wobei die Cauda des R punktförmig endet. T und N er-
scheinen in runder und kapitaler Form, das S ist sehr stark geschwungen. Der Bauch des P erreicht in
einem Fall die Hälfte, im anderen Fall fast dreiviertel der Schafthöhe. Das Verhältnis von Höhe und
Breite beträgt in allen Formen 2:1.
Die sehr gut erhaltene Inschriftentafel des Hermann Maller (s. Kat.-Nr. 39) weist ähnliche epigraphi-
227 Vgl. Bauch, Grabbild 64E
228 Bauer, Mainzer Inschriften 7; Koch, Inschriftenpaläographie 118, Kloos, Epigraphik 129-132.
229 Halm-Lill, Bildwerke, Abb. 81, 98, 109, dokumentieren drei Majuskel-Inschriften, von denen eine im Zweiten
Weltkrieg zerstört worden ist (s. Kat.-Nr. 48), eine weitere derzeit im Museumsbereich zur Hälfte eingemauert ist (s.
Kat.-Nr. 54) und eine dritte Inschrift schon 1924 nur noch bruchstückhaft gelesen werden konnte (s. Kat.-Nr. 14).
230 Da die kopiale Überlieferung auf die Tradierung der originalen Schriftform wenig Wert legt, können diese Inschriften
bei einer Besprechung der Schriftformen unberücksichtigt bleiben.
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