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Madel-Böhringer, Claudia; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 44 = Münchener Reihe, 9. Band): Die Inschriften des Landkreises Günzburg — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.57400#0028
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1960 und 1964), Hilde Miedel, und Walter Braun, Memmingen102. Die von ihm ausgefüllten Kartei-
karten stammen zu einem Großteil aus den Jahren 1968-70 und wurden hauptsächlich dem 1969
erschienen Kurzinventar des Landkreises Krumbach entnommen103. Für die Ziemetshausener Pfarr-
kirche fertigte Braun eine Abschrift der Grabplatte H. Weixelbaumers (Nr. 174 t) an; diese wurde zu-
sammen mit sechs weiteren Grabplatten, die sich im Boden des nördlichen Seitenschiffs befanden104,
im Zuge der Fußbodenrenovierung Anfang der 70er Jahre entfernt und vernichtet. Eine Abschrift
dieser Platten war nicht möglich, da sie z.T. nur fragmentarisch erhalten und unleserlich waren.
- Inschriftenkartei im Heimatmuseum Günzburg
Im nördlichen Landkreis (Altlandkreis Günzburg) wurden die Inschriften 1956 bis in die 70er Jahre
durch Kreisheimatpfleger Josef Weizenegger nahezu lückenlos erfaßt. Die Abschriften erfolgten hier
an den Originalen. In vielen Fällen dokumentieren Fotos den Zustand, so daß diese Kartei bei der
vorliegenden Arbeit eine wertvolle Hilfe darstellte.

4. Die Schriftformen
Gotische Majuskel
Der Inschriftenbestand des 13. und 14. Jahrhunderts ist im Bearbeitungsgebiet sehr spärlich, und die
gotische Majuskel, die um 1400 „fast völlig ausstirbt“105, in nur drei Beispielen erhalten.
Das früheste bekannte Inschriften-Denkmal im Landkreis, die Grabplatte Propst Conrads in Ursberg
(Nr. 1), trägt eine breit angelegte Majuskel-Schrift, deren einzelne in Kreis gesetzte Buchstaben viel
Raum haben. Die Hasten enden in breiten Sporen, und die gerundeten Buchstabenteile zeigen eine
starke Tendenz zur Schwellung. Das kapitale A trägt einen betont breiten Deckbalken; neben kapita-
lem V tritt auch das unziale U auf, das links oben in einem weit geschwungenen Haken ansetzt, der
rechte gerade Schenkel ist in der Mitte perlartig verdickt. Diese Verdickungen zeigen auch die gera-
den Schenkel des runden N, des D und des kapitalen T. I ist als J gebildet. Das C ist zwar noch offen,
jedoch berühren die Sporen der beiden Arme sich fast in der Mitte.
Die beiden gut 100 Jahre später entstandenen Majuskel-Beispiele in Unterknörmgen und Ursberg ha-
ben eine steilere Form der Schrift, die enger gefügt und teilweise ligiert ist; sie zeigen eine für die Zeit
typische Vorhebe für geschlossene Buchstaben, die jedoch nicht konsequent eingehalten wird. Im
Knörmger Epitaph von 1361 (Nr. 3) sind C und unziales E geschlossen, das E kommt jedoch auch in
offener kapitaler Form vor, ebenso gibt es rundes und kapitales N nebeneinander. Das A ist pseudo-
unzial gebildet; um es dem Schriftduktus anzupassen, kann auch der rechte Schenkel geschwungen
sein. Die Form des D entspricht der des C spiegelverkehrt, daneben kommt auch einmal das unziale
D vor. Die beiden Schenkel des unzialen M rollen sich nach außen. H ist kapital gebildet. Im wesentli-
chen entspricht das dritte Beispiel (Nr. 4) diesen Gestaltungsmerkmalen. Abweichend von dem Knö-
ringer Epitaph ist der Querbalken des pseudounzialen A schräg. Das unziale M ist im vorderen Teil
geschlossen. T tritt sowohl kapital als auch unzial auf, neben dem kapitalen V taucht auch die Form
des U mit geradem rechten und geschwungenem linken Schenkel auf.
Gotische Minuskel
Vor 1400 ist die Gotische Minuskel mit nur zwei Beispielen im Bearbeitungsgebiet belegt. Trotz des
schlechten Erhaltungszustandes läßt sich eine reine Minuskelschrift erkennen, die auf Versahen ver-
zichtet, und Ober- und Unterlängen kaum ausbildet. Bei der erhabenen Schrift in Unterknörmgen
(Nr. 5) ist der eingehauene Zeilengrund von den Mittellängen fast ausgefüllt. Im Rettenbacher Epi-
taph (Nr. 6) überragen die gebrochenen Oberlängen bei d, 1 und fdie Mittellängen kaum, g und p sind

102 Vgl. hierzu auch den Aufsatz W. Brauns, Die Inschriftensammlung in Bayerisch-Schwaben, in: Schwäbische Blätter
für Heimatpflege und Volksbildung 11 (1960) 117—122.
103 Habel, Kurzinventar Lkr. Krumbach.
104 Ebd. 310; Gedenktafeln in der Pfarrkirche Ziemetshausen. In: Im Heimgarten, Beilage der Mittelschwäbischen
Nachichten, Krumbach 15 (1963) Nr. 1.
105 Kloos, Epigraphik 133.

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