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Madel-Böhringer, Claudia; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 44 = Münchener Reihe, 9. Band): Die Inschriften des Landkreises Günzburg — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.57400#0086
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kämpfte, indem er sie in den Tod trieb, brachte er dem Vaterland viele Vorteile. Er ist dadurch berühmt, daß er zweimal mit
der ritterlichen Würde ausgezeichnet wurde. Er verdiente es, daß er den Ruf eines hochgemuten Feldherrn besitzt. Gott
erhalte ihm diesen Ruhm auf lange Jahre hinaus und gebe, daß er nachher em noch besseres Leben genießt. Amen. (I)
Er starb glückselig im 82. Lebensjahr am 18. November. (II)
Sebastian Schertlin von Burtenbach, im Jahre des erneuerten Heils 1496 von angesehenen Eltern geboren, huldigte als
Jüngling den Musen. Als junger Mann widmete er sich aus seiner heldischen Naturanlage heraus dem Kriegsdienst und
verbrachte dann fast sein ganzes Leben. Er erfüllte daher in Deutschland, Italien, Frankreich und Ungarn den Dienst eines
sehr tapferen Kriegsmannes, indem er vor allem erfolgreich gegen die Türken kämpfte und die Freiheit seines Vaterlandes
verteidigte. Er erlangte sowohl den Namen eines tüchtigen Feldherrn als insbesondere auch zweimal die Abzeichen eines
Ritters vom goldenen Sporn, ja sogar unsterblichen Ruhm, und er erwarb sich sehr große Verdienste um das Römische
Reich, nachdem er zahllose Nöte und Gefahren ertragen hatte. In Ruhe verbrachte er sein Greisenalter und wanderte, als
er endlich die Zeitspanne seines Lebens ausgefullt hatte, imjahre 1577 seit der Menschwerdung Christi sanft in die himmli-
sche Heimat der Frommen. Noch bei Lebzeiten ließ er sich freilich dieses Denkmal setzen. (III)
Wappen: Schertlin von Burtenbach.
Der 1496 in Schorndorf (Württemberg) geborene Sebastian Schertlin hatte an der Universität Tübin-
gen vier Jahre studiert und erwarb 1516 den Magistergrad. 1518 heiratete er Barbara Tormann von
Stend und zog zum erstenmal ms Feld, 1522 war er Hauptmann über „12 Fähnlein“. Unter anderem
kämpfte er in Italien, nahm an der siegreichen Schlacht bei Pavia teil und wurde zum Ritter geschla-
gen. 1527 wirkte er bei der Eroberung und Verwüstung Roms mit. Seinen größten militärischen Sieg
errang er 1532 gegen die Türken bei Pottenstein, für seine Verdienste dabei wurde er zum zweiten
Mal zum Ritter geschlagen (s. Nr. 77 und Nr. 78). Im selben Jahre kaufte Schertlin, der seit 1530 als
Stadthauptmann im Dienste der Stadt Augsburg stand, die Herrschaft Burtenbach. 1546 tritt er dem
Schmalkaldischen Bund bei, nimmt den evangelischen Glauben an und fuhrt diesen auch in Burten-
bach ein. Nach der Niederlage der Evangelischen im Schmalkaldischen Krieg muß er Augsburg ver-
lassen, 1548 wird über ihn die Reichsacht verhängt; während der Acht tritt er in den Kriegsdienst des
französischen Königs. Erst 1553 kann Schertlin sich mit dem Kaiser aussöhnen und erhält seine Güter
zurück. Im Alter widmet sich Schertlin vor allem seinen Aufgaben als Ortsherr, vollendet den Bau ei-
nes neuen Schlosses, erneuert und erweitert die Kirche (vgl. Nr. 76), läßt em Gebäude für den Ge-
richtsschreiber sowie ein Rathaus und ein Schulhaus errichten.
Im Text wird darauf hingewiesen, daß schon zu Lebzeiten Schertlms dieses Grabmal errichtet wor-
den sei. Vermutlich bezieht sich dies auf das von Paulus Mair aus Augsburg geschaffene Bildrelief.
Dieser Künstler war auch mit der Ausführung des Epitaphs für den 1568 verstorbenen Sohn Johann
Philipp Schertlin (vgl. Nr. 81) betraut. 1576 schuf er das Grabdenkmal für Schertlins Tochter Ursula
und deren Ehemann Hans von Stammheim2) in Geisingen (Stadt Freiberg am Neckar, Lkr. Lud-
wigsburg).
1) Demmler, Grabdenkmäler 59.
2) DI 25, Nr. 365; Rexroth, Schertlin Abb. 18.
Demmler, Grabdenkmäler 58—62, Taf. 3; Christa, Schalter 42; Rexroth, Schertlin Abb. 17; Brüderlem, Burtenbach 99,
192b; Landkreis Günzburg 47, 80; Gaese, Sebastian Schertlin 72, 74 (Abb.); Burtenbach 5; Dehio, Schwaben 219; Madel-
Böhrmger, Schertlin 76, 78, 86.

89 Hohenraunau 1572

Ehemaliger Brunnen-Gedenkstein des Mathäus Rehlinger1-*, heute östlich vor der Friedhofsmauer,
nördlich vom Eingang. Sandstein. Quaderförmiger, aufrecht stehender Block, grob behauen. Unter
der vierzeiligen Inschrift rhombenformiger Wappenschild, darunter Jahreszahl. Schrift mit grauer
Steinfarbe nachgezogen.
Abb. 32 H. 80 cm, B. 38 cm, T. 22 cm, Bu. 6 cm, Ziffern 9 cm. — Kapitahs.
MATEVS / REHLINGER / NOBILIS RE/FECIT HVNC / FONTEM* a) //
1572

a) Nach dieser Zeile Wappen, darunter die Jahreszahl.
Der Edle Mathäus Rehlmger hat diesen Brunnen wiederhergestellt 1572.
Wappen: Rehlmger.

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