waltvogt / zue Tübingen . welcher dreyer württemberg(ischer) / Fürsten trewer
Diener gewesen . dan(n) Er in die / • XXX • Jar der Jägerey, der waldtvogtey
beyge/wohnet • XI • Jar nützlich und löblich seines al/ters • LXII • Jar • welchem
Gott an Jenem tag / em Fröhche vfferstehung verleyhe(n) wolle Ame(n)
Wappen: Knapp2
Der Verstorbene, sonst Josias genannt, war 1564 in Reutlingen als Sohn des gleichnamigen Weißger-
bers geboren; seine Karriere führte vom Jägerjungen 1599-1603 über die Ämter eines Jägerknechts,
Blutjägers und Vizewaldvogts zum „wirklichen Waldvogt“ 1617 bis zu seinem Tod3. Die Ehefrau
Katharina heiratete 1631 in zweiter Ehe den Reutlmger Kaufmann Melchior Aichele. Dem Josias
wurde 1623 durch den kaiserlichen Flofpfalzgrafen Dr. Sebastian Hornmold ein Wappenbrief ver-
liehen. Die Waldvögte, denen die fürstliche Jägerei im Schönbuch unterstand, hatten ihren Hauptsitz
in Waldenbuch.
Das Denkmal ähnelt den Grabmälern der Herrenberger Forster-Werkstatt in seiner Gestaltung. Die
Schrift, eine enggestellte Fraktur ohne ausgeprägte Zierformen, unterscheidet sich jedoch durch
Abweichungen bei den Versalien. Da diese hier leicht unter die Grundlinie gerückt sind, nimmt ihr
Volumen gegenüber den Gemeinen zu. Bei einzelnen Buchstaben wird die linke Haste in kräftigem
Schwung nach links oben ausgezogen, so besonders auffällig bei H, Vund W, aber auch bei B und R.
Dieselbe Tendenz war schon bei dem Herrenberger Denkmal des Hiob Hiller von 16254 festzustellen.
Da auch andere Gewohnheiten — wie das Einfügen einzelner Wörter in Kapitahs — seit dem 1. Viertel
des 17. Jahrhunderts Eigenheiten der Herrenberger Werkstatt waren, wird man die Veränderungen in
der Schriftausbildung als lebendige Weiterentwicklung anzusehen haben.
1 Phi 1,23.
2 Geteilt, oben zwei gekreuzte Hämmer, unten bebandetes Hiefhorn; Helmzier Büffelhörner.
3 Biographische Daten bei Pfeilsticker § 665, 672, 682, 2880. Diese Daten entsprechen nicht ganz den auf dem Epitaph
genannten Amtsperioden.
4 Vgl. nr. 373.
378 Sindelfingen, ev. Stadtkirche (Stiftskirche St. Martin) 1626
Epitaph des Marcus Hailant (Heiland). Außen am südlichen Nebenchor rechts vom Fenster ein-
gelassen. Kleine Ädikula mit Dreiecksgiebel aus grobkörnigem gelbem Sandstein; im Feld Spruch A,
Grabschrift B, Vollwappen mit Initialen C und Bibelspruch D. Oberfläche blättert ab, Inschrift stark
beschädigt.
H. 79, B. 56, Bu. 3 (A, C), 2 (B, D) cm. — Kapitalis (A, B, D), Kapitahs erhaben (C)
A RERUM OMNIUM FINIS
B ANNO 1626, DIE 29 JULIJ VIR / REVERENDUS ET DOCTISSIMUS /
M(AGISTER) MARCUS HAILANT ECCLESIAE / HUIUS DIACONUS
VIGILANTISS=/MIUSa PIE AG PLACIDE IN CHRISTO /
OBDOR//MIVIT:
C M(AGISTER) // M(ARCUS) H(AI)L(ANT)b
D HIS QUI DILIGUNT DEUM OMNIA / COOPERANTUR IN BONUM1
(A) Aller Dinge Ende. - (B) Im Jahr 1626, am 29. Tag des Juli, ist der ehrwürdige und hochgelehrte Mann, Magister
Marcus Hailant, der höchst umsichtige Diaconus dieser Kirche, fromm und sanft in Christus entschlafen. — (D) Für dieje-
nigen, die Gott lieben, wirken alle Dinge zum Guten zusammen.
Wappen: Hailant2
Marcus (Philipp) Hailant, Sohn des Georg Philipp Hailant, Pfarrers von Kirchentellinsfurt (Lkr.
Tübingen), ist 1601 dort geboren und war von 1624 bis zu seinem frühen Tod — wohl durch die Pest?
- Diaconus in Sindelfingen3. 1624 heiratete er die Witwe Margarete Sigwart.
Die Inschrift ist zentriert angeordnet. Befremdend wirkt innerhalb der klassischen, breit propor-
tionierten Kapitalis die Bildung des Buchstabens Umit kleinem U-Bogen darüber: es ist einem Ypsilon
angenähert, weil der linke, bogenförmige Teil des Buchstabens die Grundlinie nicht berührt, sondern
oberhalb an der rechten Haste ansetzt. Dies scheint eine Werkstatt-Gewohnheit einer Stemmetzwerk-
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Diener gewesen . dan(n) Er in die / • XXX • Jar der Jägerey, der waldtvogtey
beyge/wohnet • XI • Jar nützlich und löblich seines al/ters • LXII • Jar • welchem
Gott an Jenem tag / em Fröhche vfferstehung verleyhe(n) wolle Ame(n)
Wappen: Knapp2
Der Verstorbene, sonst Josias genannt, war 1564 in Reutlingen als Sohn des gleichnamigen Weißger-
bers geboren; seine Karriere führte vom Jägerjungen 1599-1603 über die Ämter eines Jägerknechts,
Blutjägers und Vizewaldvogts zum „wirklichen Waldvogt“ 1617 bis zu seinem Tod3. Die Ehefrau
Katharina heiratete 1631 in zweiter Ehe den Reutlmger Kaufmann Melchior Aichele. Dem Josias
wurde 1623 durch den kaiserlichen Flofpfalzgrafen Dr. Sebastian Hornmold ein Wappenbrief ver-
liehen. Die Waldvögte, denen die fürstliche Jägerei im Schönbuch unterstand, hatten ihren Hauptsitz
in Waldenbuch.
Das Denkmal ähnelt den Grabmälern der Herrenberger Forster-Werkstatt in seiner Gestaltung. Die
Schrift, eine enggestellte Fraktur ohne ausgeprägte Zierformen, unterscheidet sich jedoch durch
Abweichungen bei den Versalien. Da diese hier leicht unter die Grundlinie gerückt sind, nimmt ihr
Volumen gegenüber den Gemeinen zu. Bei einzelnen Buchstaben wird die linke Haste in kräftigem
Schwung nach links oben ausgezogen, so besonders auffällig bei H, Vund W, aber auch bei B und R.
Dieselbe Tendenz war schon bei dem Herrenberger Denkmal des Hiob Hiller von 16254 festzustellen.
Da auch andere Gewohnheiten — wie das Einfügen einzelner Wörter in Kapitahs — seit dem 1. Viertel
des 17. Jahrhunderts Eigenheiten der Herrenberger Werkstatt waren, wird man die Veränderungen in
der Schriftausbildung als lebendige Weiterentwicklung anzusehen haben.
1 Phi 1,23.
2 Geteilt, oben zwei gekreuzte Hämmer, unten bebandetes Hiefhorn; Helmzier Büffelhörner.
3 Biographische Daten bei Pfeilsticker § 665, 672, 682, 2880. Diese Daten entsprechen nicht ganz den auf dem Epitaph
genannten Amtsperioden.
4 Vgl. nr. 373.
378 Sindelfingen, ev. Stadtkirche (Stiftskirche St. Martin) 1626
Epitaph des Marcus Hailant (Heiland). Außen am südlichen Nebenchor rechts vom Fenster ein-
gelassen. Kleine Ädikula mit Dreiecksgiebel aus grobkörnigem gelbem Sandstein; im Feld Spruch A,
Grabschrift B, Vollwappen mit Initialen C und Bibelspruch D. Oberfläche blättert ab, Inschrift stark
beschädigt.
H. 79, B. 56, Bu. 3 (A, C), 2 (B, D) cm. — Kapitalis (A, B, D), Kapitahs erhaben (C)
A RERUM OMNIUM FINIS
B ANNO 1626, DIE 29 JULIJ VIR / REVERENDUS ET DOCTISSIMUS /
M(AGISTER) MARCUS HAILANT ECCLESIAE / HUIUS DIACONUS
VIGILANTISS=/MIUSa PIE AG PLACIDE IN CHRISTO /
OBDOR//MIVIT:
C M(AGISTER) // M(ARCUS) H(AI)L(ANT)b
D HIS QUI DILIGUNT DEUM OMNIA / COOPERANTUR IN BONUM1
(A) Aller Dinge Ende. - (B) Im Jahr 1626, am 29. Tag des Juli, ist der ehrwürdige und hochgelehrte Mann, Magister
Marcus Hailant, der höchst umsichtige Diaconus dieser Kirche, fromm und sanft in Christus entschlafen. — (D) Für dieje-
nigen, die Gott lieben, wirken alle Dinge zum Guten zusammen.
Wappen: Hailant2
Marcus (Philipp) Hailant, Sohn des Georg Philipp Hailant, Pfarrers von Kirchentellinsfurt (Lkr.
Tübingen), ist 1601 dort geboren und war von 1624 bis zu seinem frühen Tod — wohl durch die Pest?
- Diaconus in Sindelfingen3. 1624 heiratete er die Witwe Margarete Sigwart.
Die Inschrift ist zentriert angeordnet. Befremdend wirkt innerhalb der klassischen, breit propor-
tionierten Kapitalis die Bildung des Buchstabens Umit kleinem U-Bogen darüber: es ist einem Ypsilon
angenähert, weil der linke, bogenförmige Teil des Buchstabens die Grundlinie nicht berührt, sondern
oberhalb an der rechten Haste ansetzt. Dies scheint eine Werkstatt-Gewohnheit einer Stemmetzwerk-
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