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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0151
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General-Visitation 1576/77. Erste Lokal-Visitation 1577. Sorge für die reine Lehre. 123
bezeichnet die Visitation als eine Visitation der Universitäten, Consistorien und Fürsten-
schulen. Die V.O., welche der Kurfürst auf Grund des 1578 gehaltenen ersten Synodus am
13. Oktober 1578 (vgl. oben S. 118. 77) ergehen liess, nennt als Hauptzwek dieser General-
Visitation die Erhaltung der reinen Lehre. Es ist also wahrscheinlich, dass sie mit den Tor-
gauer Beschlüssen von 1576 im Zusammenhange stand. Besondere Anordnungen sind uns zur
Zeit aus dieser Visitation nicht bekannt.
Auf Grund der oben S. 120 näher beschriebenen Verordnung und Instruktion fand 1577
die erste Lokal-Visitation statt.
In grösster Fülle sind uns aus dieser Visitation Berichte der Pfarrer über ihre Gottes-
dienst-Ordnung, auch Schul-Ordnungen, erhalten. Bisweilen weisen diese Berichte ganz die
Form von eigentlichen Kirchen - Ordnungen auf. Selbst das bei den gedruckten Kirchen-Ord-
nungen übliche Motto (1. Cor. 14) fehlt nicht an der Spitze des Manuskriptes.
So finden wir zum Beispiel in Dresden, H.St.A. Loc. 1997, „Der Superintendenz Pirn.
Local-Visitation gehalten 1577“: für Pirna Bl. 6—8 eine Schul-Ordnung, Bl. 6—10 eine Mägd-
lein- Schul-O.; für Reinhardtsdorf ein „Verzeichniss wie es mit predigen und singen gehalten
wird“ (Bl. 55); für Gottleuba ein „Verzeichniss der kirchen-ordnung zu Gottleuba, welche vom
jahr1567 uff 1577 gehalten ist worden“ (eine förmliche Kirchen-O. Bl. 68—73); für Hargkers-
bach eine Gottesdienst-O. (Bl. 77 — 80); ferner „Verzeichniss der K.O. zu Langenhennersdorf
und Filial Rosenthal, welche vom Jahr 1574 auf das Jahr 1577 gehalten ist worden da Johann
Schubarth das Pfarramt ist befohlen worden“ (Bl. 83—84. 87). Ferner ist zu nennen eine Ord-
nung der Ceremonien für Dohma (Bl. 91—92a); ein Bericht für Friedrichswalde (Bl. 100. 105);
eine Schul-O. und Kirchen-O. für Schandau (Bl. 177 —179 und 182. 183); eine O. für
Obersdorff, „wie es in der kirchen mit predigen und singen gehalten wird“ (Bl. 180—181);
Schul-O. (Bl. 185) und Kirchen-O. für Neustadt (Bl. 187. 191); Predigt-O- der Kirchen zu
Lohmen (Bl. 186. 192); Schul-O. zu Sebnitz (Bl. 189. 190); K.O. zu Borsdorf (Bl. 193—201.
204—206) [der Pfarrer hat den Gottesdienst für jeden einzelnen Sonntag und Festtag des Jahres
detaillirt aufgezeichnet]; K.O. zu Stürza (Bl. 202. 203); K.O. zu Wehlen (Bl. 207); K.O. zu
Dittersbach (Bl. 208. 209); „K.O. der predigten, lection und gesenge der kirche zu Eschdorff
ubergeben in der Lokal-Visitation A° 1577 den 23. Dezember“ (Bl. 210—214); K.O. für Ditters-
dorf (Bl. 240); K.O. für Fürstenwalde und Fürstenau (Bl. 242. 243); Kirchenordnungen für
Geising (Bl. 244); Altenberg (Bl. 245); Schellerhau (Bl. 246); Bernstein (Bl. 249); Glasshütte
(Bl. 251); Reinhardtsgrimma (Bl. 252. 253); Maxen (Bl. 254. 255); Liebstadt (Bl. 256); Döbra
(Bl. 258); Lauenstein (Bl. 259); Schul - Ordnungen für Hainichen (Bl. 319); für Oederau
(Bl. 330b. 331 a); für Erbisdorf (Bl. 353 b — 355 a).
Aus dieser grossen Fülle werden als markante Beispiele die K.O. von Gottleuba und von
Schandau gewählt und bei den betreffenden Ortschaften zum Abdruck gebracht.
Bei Gelegenheit der Visitation von Dresden übergaben die Geistlichen die von ihnen ge-
haltenen Gottesdienst-Ordnungen. Vgl. Raths-Archiv Dresden II. 66. Bl. 83ff. (S. unter Dresden.)
Dass die Lokal-Visitationen nothwendig waren, zeigen die Berichte der Visitatoren an
den Kurfürsten. Man beachte z. B. den Bericht, welchen die Meissnischen Visitatoren über die
„Mengel so fast durchaus ahn allen ortten befunden“ erstatteten, und welchen G. Müller
aus Dresden, H.St.A. Loc. 2003, Extrakt aus der Meissnischen Visitation 1577, Bl. 396—398,
a. a. O. 9, 182ff. abgedruckt hat. Dieser Extrakt ist nach einem inneren Titel „gezogen aus
dem Spezial-Verzeichnisse der Ersten Lokal-Visitation, so gehalten in den Superintendenzen des
Meissnischen Consistorii, Meissen, Pirna, Bischofswerda, Leisnig, Dresden, Colditz, Freiberg,
Cemnitz, Hain, Annaberg, Oschatz“.
Diese erste Lokal-Visitation gewinnt dadurch an Bedeutung. Denn sie gab dem Kur-
fürsten Veranlassung zu ernsten Massregeln. Es mögen zunächst diese Massregeln des Kur-
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