Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0203
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5. Verordnungen aus der Visitation von 1528. 1529.

175

anzaigung zuthun, und in denselben, desgeleichen
andern mehr artikeln, von inen unsere bevelh und
gemueth anhoren, euch auch darauf erzaigen und
befinden lassen, wie wir uns zu euch allen vor-
sehen, und solchs nit weniger von pflicht wegen

unsers furstlichen ambts, dan euch und andern
den unsern zu genaden meinen; und geschiet uns
daran zugevallen. Zu urkund mit unserm auf-
gedrucktem secret besiegelt und geben zu Weimar
sontags nach Egidii anno domini 1528.

5. Verordnungen aus der Visitation von 1528. 1529.
[a), b) und c) nach Kappen’s Kl. Nach. 1, 188 ff. 193 ff. Zu a) und b) sind die Abdrucke mit einer von der
Originalhandschrift in dem Archive zu Gnandstein gefertigten Abschrift verglichen; a) und b) sind dortselbst von
Spalatin eigenhändig geschrieben, mit Ausnahme des Abschnitts „bevel an die rete in stedten“. d) nach dem
Drucke in Monatsschr. f. Gottesdienst und kirchl. Kunst 3, 211. Vgl. oben S. 48. 49.]

A. Die artikel der visitation so der
ritterschaft und dem adel befoln mit
ernst darob zu handeln 1528.
Wiewol gott der allmechtig sein ewigs gotlich
wort in disen letzten tagen.
[— Visit.-Instruktion von 1527 oben S. 142 Spalte 2
Zeile 20 — S. 143 Spalte 1 Zeile 39 „kein mangel
gespurt wurde“.] Daran thun sie seinen c. g. zu
dem das es inen selbs zu heil und allen guten ge-
reichen wurde, zu gefallen.
1. Die von der ritterschaft und dem adel
sollen mit ernst und vleis darob sein, das gottes
wort vor allen dingen lauter, rein und treulich
gepredigt werde. 2. Sie sollen ob der visitation
ordnung und cerimonien vleissig halten. 3. Den
gemeinen kasten in guten bevelh haben, und fur-
derlich helfen, das die schuld nutzlich und un-
verzuglich eingebracht werden. 4. Meniglich und
sonderlich dem armut guten schutz zu halten.
5. Darob sein, das ire untertanen den pfarrern
das ir treulich, und nicht das geringst, sonder
als gut es inen gott gibt, geben, 6. Solchs be-
stellen den pfarrern durch etlich einzumanen, und
auf ein benanten tag zureichen, domit die pfarrer
und ander seelsorger an irem studiren nicht ver-
hindert werden. 7. Das ire untertanen gottes wort
mit vleis horen, 8. So den pfarr gutern etwas
entzogen, dasselb darzu wider folgen lassen. 9. Die
zulage, so etlichen pfarrern in ansehung ires armuts
und unvermogens bescheen, treulich zu reichen
verschaffen. 10. Frembde bettler abfertigen. Do-
mit der gemein kast nicht beschwert werde.
11. Wenn die pfarrlehen verledigt, die priester
gin hof presentiren, dieselben, ob sie dazu tuchtig,
zuverhoren, dann inen soll ir gerechtickeit und
lehen recht daran nicht entzogen werden. Dan
unser gnedigster herr der churfurst zu Sachssen
thue es inen zu gut und gnaden, und das sie dester
bass mit seelsorgern mugen vorsehen werden.
12. Sonst auch kein geistlich lehen mer verleihen,
es sei dan zuvor unserm gnedigsten herrn an-
gezeigt, dasselbig zu furderung gottes worts und
diensts am besten zu verordnen. 13. Die so unter
der, predigt umb die kirchen geen, oder sonst
unfug treiben, in straf nemen. 14. Darob sein, |

das man am sontag und andern feiertagen vor
mittag under den gotlichen ambten nichts feil habe.
15. Das man das unordentlich tag und nacht-
geschrei der drunkenpolt abschaffe. -16. Uber die
misshandlung und ubeltaten, welche bisher mit
ernst gestraft sind worden, als mord, todschlege etc.
auch die sachen strafen, die unter den christen
nicht zugedulden, und afterrede, auflegung und
ergernus bei den widersachern geberen, wie bis-
anher selden, oder doch nicht anders denn eigen-
nützlich gestraft sind worden, alss do sind leicht-
fertig schweren, und den namen gottes unnutzlich
annemen. 17. Item fullerei, saufferei, spilen und
mussiggang. 18. Item so in wein und bier und
trinkheusern von den sachen den glauben berurende
schimpflich oder sonst leichtfertig gehandelt und
gezankt wirt. 19. Item so schandlicher auf den
gassen oder in heusern zu ergernus der jugent ge-
sungen werden, und was derselbig ungeburlichen
und unsitigen sachen mer sind. 20. Item ruch-
tige und zuvoran offentliche eebrecherei, hurerei,
junkfrauen schwechen. 21. Item ungehorsam der
kinder gegen den eldern, und sonderlich, so sich
dieselben unterstunden, ire eldern mit worten oder
hand anlegung zu beschweren. 22. Item so sich
die kinder hinder dar eldern wissen oder willen
verlobten oder vereelichten. 23. Item mussiggang
in ambten, steten, flecken, und dorfern nicht zu
gedulden, sonder das dieselben und sonderlich, die
nicht darnach beerbet, vermanet werden zu arbeiten,
oder sich aus dem ambt, stat, flecken, und dorf
zu thun. Und hierüber soll von. unsern ampt-
leuten und andern oberkeiten jedes orts festiglich
gehalten werden. 24. Es soll aber die straf nach
gelegenheit als mit einlegen zu gehorsam gefenk-
nus oder sonst zu besserung und nicht eigennutz-
lich furgenommen werden. 25. Nach denen, so
wider die hochwirdige sacrament oder sonst der
visitatorn unterricht und ordnung handeln, soll
man zu stund trachten, und gelegenheit der sachen
unserm gnedigsten herrn, dem churfursten zu
Sachssen etc. zuschreiben, 26. Man soll auch auf-
rurische und ergerliche schriften, buhlen- und
schandlieder zu drucken, zu kaufen und verkaufen
mit ernst hindern, weren und strafen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften