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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0261
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18. Ordnung und reformation ecclesiastici consistorii zu Jena, durch herrn Johans Wilhelmen etc. 1569. 233

zeit, und vorgeschriebenem process, göttlichem
wort, und gemeinen beschriebenen rechten gemess,
zu seiner notturft gehöret, auch darauf ergehen,
und geschafft werden, was recht ist.
Nach dem aber die ehesachen, desgleichen
offentliche und wissentliche hurerei und ebrüche,
in die weltliche beschriebene rechte, regiment und
strafen gehörig, wie denn auch d. Martinus Luther
seliger, in vielen seinen, im druck ausgegangenen
schriften, und lehren selbst bezeuget, und wir al-
bereit lengst hievor, nach der mass, form und
weise, als da weiland, bei des hochgebornen
fürsten, herrn Johans Friderichen, churfürsten zu
Sachsen etc. unsers gnedigen lieben herrn und
vatern hochlöblicher und seliger gedechtnus, regi-
rung gebreuchlich gewesen, von wegen der ge-
richtlichen process in ehesachen, und wie es damit
vor unsern superintendenten und schössern, jedes

orts, mit eiubringung der parteien acten, und uber-
schickung derselbigen, in unser fürstlichs wesent-
lichs hoflager, als dann durch uns zuvorsprechen,
gehalten werden sol, vorordenung gethan, so lassen
wir es dabei nachmals unvorandert bleiben.
Beschlus.
Welchs alles dann wir euch, des wissens zu
entpfahen und darnach zurichten, nicht haben vor-
halten wollen, und geschiet daran uns, und unsern
lieben brüdern, zu dem das es euch und den
euren selbst, zum besten gemeint, zu gnedigem
gefallen, auch unsere, und irer liebden, genzliche
und ernste meinung, und wir sind euch mit gnaden
geneigt, zu urkund mit unserm hierauf gedruckten
secret besigelt, und geben zu Weimar.

18. Ordnung und reformation ecclesiastici consistorii zu Jena, durch den durchleuchtigen hochgebornen
fürsten und herrn, herrn Johans Wilhelmen, herzogen zu Sachsen, landgraven in Thüringen, und marggraven
zu Meissen, bestetiget und confirmiret. Anno 1569, 7. Martii.
[Nach dem Drucke „Jena durch Christian Rudinger“, 1569. Vgl. oben S. 66.]

Von gottes genaden, wir Johannes Wilhelm
herzog zu Sachsen, landgraf in Düringen, und
marggraf zu Meissen, entbieten allen und jetzlichen
unsern prälaten, graven, herren, hof und land-
rehten, auch unserer universitet zu Jena professorn,
desgleichen den superintendenten, pfarherrn, pre-
digern, haubt und amptleuten, denen von der
ritterschaft, schössern, schultheissen, castnern,
gleitsleuten, bürgermeistern, richtern, rethen der
stedte, schulmeistern, gemeinden, und andern unsern
underthanen, zugehörigen und verwandten, unsern
grus, gnad, und alles guts zuvorn. Ehrwirdige
edle, wolgeborne, veste, wirdige, liebe, andechtige
rethe und getreuen. Nach dem der ewige all-
mechtige gott, aus lauter barmherzigkeit, gnade
und güte, sein heiliges, ewiges, unwandelbares,
und allein seligmachendes wort, in diesen letzten,
bösen und sörglichen zeiten, durch den ehrwirdigen
und hochgelerten ehrn Martin Luther der heiligen
schrift d. seligen, seinen hierzu sondern verord-
neten werkzeug widerumb geoffenbaret, und hell
und lauter an den tag geben, auch durch seine
göttliche gnaden solches unsere hochlöbliche vor-
eltern, und gnedigen herrn vater, die hochgeborne
fürsten, herr Friderich, her Johans, und herr
Johans Friderich, herzogen zu Sachsen, und chur-
fürsten , christlicher und seliger gedechtnus, mit
freuden und danksagung, als die einige ewige
warheit angenommen, erkennet, und bis in ir l.
und g. grube bestendig bekennet, darzu allem dem
das iren l. und g. der gütig gott, auf dieser erden
miltiglich verliehen, vorgezogen, desgleichen
kirchen und schulen darnach visitieren, und refor-
Sehling, Kirchenordnungen.

mieren lassen, darüber allen christlichen eiver,
und höchsten fleis angewendet, dasselbig unver-
rückt und unverfelscht auf die nachkomen zu
bringen, und derwegen auch in irer l. und g.
letzten willen ernstliche verordnungen, und für-
sehungen gethan, so haben wir uns, sonder ruhm,
der in solcher christlichen lehr und zucht auf-
erzogen, durch göttliche gnedige verleihung, all-
weg und zuforderst, nach dem wir aus schickung
und verhengnus des almechtigen gottes, auch aus
verordnung der röm. kai. mai. unsers aller gne-
digsten herrn, zu der regierung unser ganzen
lande und fürstenthum eingesetzt und kommen,
beflissen, vorgemelter unserer löblichen voreltern
exempel zufolgen, und in irer l. und g. fusstapfen
zutreten, darin zubleiben, und zuverharren, auch
aus gleicher schüldiger dankbarkeit gegen gott,
unsere meiste gedanken, mühe und arbeit, dahin
gewandt, auch keinen kosten gesparet, das in
unsern fürstenthumben und landen, das göttlich
wort klar und rein gelehret und geprediget, und
was dem zuwider und ungemes, abgeschafft, und
abgewendt, und die kirchen, auch unser universitet
zu Jena, und andere schulen, christlich und wol
reformiert, und geordnet, auch mit tüglichen per-
sonell versehen würden, und derwegen solch christ-
lich werk, mit gutem zeitigen erwegen, und vieler
fürnemen, gelehrten, erfahrnen personen, theologen,
hof und landrehten bedenken, und rath für-
genommen, die visitation-ordnung, dergleichen die
statuta und privilegia unserer universitet zu Jena,
widerumb revidieren, und wo nach jetziger gelegen-
heit und umbstende der kirchen und weltlicher
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