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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0290
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262

Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

und sonderlich den bettlerorden das predigen ganz
verbieten und niederlegen, sammt andern ungött-
lichen ceremonien, und den räthen der städte be-
fehlen, dass sie darauf gut achtung geben, ob sie
sich hierüber mess zu halten, oder zu predigen
unterstehen werden, und wo sie solches, oder dass
sie das volk zu sich in die klöster zögen und ihnen
heimlich predigten, oder mess hielten, gewahr
werden, sollen sie es ihnen zum uiberfluss noch-
mals verbieten auch wehren, und welche es ihnen
nicht wollen wehren, oder verbieten lassen, den
sollen sie aus irer stad und aus dem lande, alles
aus unsern befehlig, gebieten, und so viel dazu
thun, dass dieselben hinweg müssen.
In unser stad Meissen sollen unsere vorordente
visitatores der visitation anfang in der bischoflichen
stiftkirchen furnemen und machen und zu irer
ankunft dohin den dechant als aus unserm bevel
lassen ansprechen, das er zu gelegener stunde das
capitel wolte vorsamlen dan sie hetten von uns
bevel mit inen zureden. Und weil wir nit zwei-
veln, der dechant werde es an berurter vorsamb-
lung nit mangeln lassen, so sollen unsere visi-
tatores zu der benenten stund dem capitel erstlich
unsern gnedigen grus anzaigen und inen darnach
vormelden, sie wusten welcher gestalt der stift
Meissen dem hause zu Sachsen als desselben landes
und schutz fursten zugethan und das die stifts-
kirche zu Meissen in unserm schlos und unter
unser obrickait und aller gerichtbarkait gelegen
were, dorumb wir uns fur gott dem almechtigen
unsers furstlichen ambtshalben schuldig erkenneten
des orts eben so wol als an andern orten unsers
furstenthumbs einsehen zuthun, domit doselbst in
der kirchen nichts gehalten, gelert und furgenommen
wurde, das vorfurisch ergerlich auch ungotlich und
unrecht were, domit wir gottes zorn, so wir es
unterliessen nit uber uns bewegeten und unsere
land und leute, wie er dan von anfang der welt
die konige fursten und obirkaiten umb kainerlei
sunde herter gestraft hette, dan so sie in iren
landen und obrikaiten abgotterei unrechte lere
und unrechten gottes dinst hetten gehen und uben
lassen. Nun hetten wir wol verhofft, unser freund
von Meissen und sie wurden selbst sich mit gottes
wort geweist und unterrichtet und die privat
messen als der grosten abgotterei und gottes
lesterung aine, auch andere misbreuche und ab-
gottereien, als mit dem anrufen der hailigen und
sonderlich bischof Bennen, so in wenig jaren aus
vorfurischen gescheften des babsts erhoben were
worden, auch die ungotliche ler, so zu dem und
andern in gemelter kirchen gefurt wurde, abgestelt
und haben fallen lassen. Dieweil es aber bishere
von inen selbst zuthun vorblieben und solche ir-
thumb fur und fur gehalten und im schwang
hetten gehen lassen, auch auf der canzel gefurdert,

zu dem das wir auch aus der vorzaichnus, so uns
gemelter von Meissen bei etzlichen des capitels
zugeschickt und zustellen het lassen sovil befunden,
das sein und des capitels gemuet noch nit were
berurte greuel und misbreuche und abgotterei
abezustellen, sundern das sie mer genaigt weren
und ir gemuet dohin stunde, solchs alles bleiben
zulassen und wiewol [corr. in „dieweile“] es inen
mit gotlicher geschrift unmuglich were zuvor-
teidigen, so hetten wir nicht umbgehen konnen,
die visitatores zu inen zuschicken und berurte
greuel und vorfurungen, misbietungen und gottes
lesterungen von unser selbst als des landes fursten
wegen des orts als in unser obrikait abezuschaffen
lassen und were an das capitel auch alle personen
berurter stiftkirchen zu Meissen unser gnediges
auch ernstlichs begeren, das sie hinfurt berurter
messen kaine mer des orts wolten halten noch
doselbst zuhalten vorstadten; auch doselbst kein
andere ler wolten furen nach furen lassen, dan
die in gottes wort und in seinem hailigen evangelio
lauter rein und clar ergrundet, und unser vor-
wandten fursten und stende augsburgischen con-
fession und apologien gemes were. Darneben
wolten sie in sunderheit auch abbrechen lassen
und beseit thun, das erhoben bebstlich werek und
greuel unter dem namen bischof Bennes, auf das
das volk dardurch nit ferner vorfurt oder vorleitet
wurde, das sie sich auch mit unsern verordenten
visitatorn in lieb und guete wolten rechtschaffener
christlicher ceremonien vorgleichen und vorainigen
und dieselbigen an der vorigen vorfurischen stad
halten, die wolten wir auch und rechtschaffene
christliche ler sambt iren personen hab und gutern
in unserm furstenthumb als der landes und schutz-
furst gnediglich handhaben und vorteidingen und
ir gnediger herr alwege sein, wo aber diese unsere
christliche notwendige bevel und ermanung bei
inen mit gnaden und guete nit solte stad finden,
und das unsere vorordente visitatorn in deme bei
inen nit wurden frucht schaffen, so konten wir,
wie sie selbst zuerachten hetten, nit umbgehen,
die wege hierinnen furzunemen, auf das ane allen
lengern verzug das alles wie berurt und anders
so wider gott und sein wort und bevelich eingefurt
und in der stift kirchen zu Meissen gehalten
wirdet, mit ernst abezuschaffen, niderzulegen und
abezuthun und uns und unser gewissen vor got
zusichern, das in unser obrickait und in unserm
schutz und schirm das so wider gott, auch ab-
göttisch und vorfurisch ist, nit vorhengt nach vor-
stadtet werde. Wir wolten uns aber vorsehen, sie
wurden als die vorstendigen sich selbst hierinnen
weisen und uns zu itztberurter abschaffung weiter
nit ursach geben. Das wurde inen bei mennig-
lichen der gotlichen warhait liebhaber berumbt
sein und wir woltens gnediglich erkennen, er-
 
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